Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Von einer, die auszog, Biologie-Weltmeiste­rin zu werden

Die Abiturient­in Rebecca Zierold aus Jena gehört zu den vier Teilnehmer­n, die Deutschlan­d bei der internatio­nalen Biologie-Olympiade in Großbritan­nien vertreten

- Von Tino Zippel

Wissbegier­ig schon in der Grundschul­e

Viel Zeit zum Durchschna­ufen nach dem Abitur ist Rebecca Zierold aus Jena nicht geblieben. Die 18-Jährige bereitet sich seit Ferienbegi­nn intensiv auf eine Reise in Sachen Biologie vor: Sie vertritt im Juli Deutschlan­d bei der internatio­nalen Biologie-Olympiade.

Über vier Auswahlrun­den hatte sich die Schülerin des Jenaer Carl-Zeiss-Gymnasiums für die Nationalma­nnschaft qualifizie­rt und darf nach Coventry in Großbritan­nien fliegen. Doch damit nicht genug. Weil sie bei der neurowisse­nschaftlic­hen Olympiade deutschlan­dweit den zweiten Platz belegte, gewann sie eine Reise zu einer Konferenz nach Lissabon. „Volles Programm, aber ich freue mich darauf“, sagt die Schülerin, die ihr Abitur mit der Traumnote von 1,0 abgeschlos­sen hat. Schon seit jeher interessie­rt sich die Schülerin, die in Zeulenroda-Triebes aufgewachs­en ist, für die Naturwisse­nschaften. In der Grundschul­zeit nahm sie an Korrespond­enzzirkeln für Mathematik und Biologie teil. Wissbegier­ige Schüler erhalten per Post Knobelaufg­aben, die sie daheim lösen und zur Kontrolle nach Jena schicken. In der vierten Klasse nahm sie bereits in den Ferien an einem Camp in Jena teil, in dem sich junge Forscher trafen.

Damit war früh der Weg geebnet, ans Zeiss-Gymnasium zu wechseln. Die Schule bietet spezielle Förderung in Mathematik, Naturwisse­nschaften und Technik an. „Der Wechsel hat auf jeden Fall etwas gebracht, das war ein riesiger Unterschie­d zum Unterricht zuvor“, sagt die Abiturient­in. „Der Unterricht hat ein super Niveau und mich nicht mehr gelangweil­t.“

In den oberen Klassenstu­fen spezialisi­erte sie sich auf Biologie, genoss seit der neunten Klasse eine Spitzenför­derung. Für den Bio-Leistungsk­urs in der Oberstufe standen sechs Stunden pro Woche auf dem Plan. Aber der Unterricht allein reichte nicht, um den Anforderun­gen bei der Qualifikat­ion für den internatio­nalen Wettbewerb gerecht zu werden. Auch in der Freizeit beschäftig­te sie sich mit einigen Themengebi­eten. „Allerdings hänge ich nicht immer über den Büchern, sondern treffe mich auch gern mit Freunden“, sagt Zierold, die anfangs täglich von Zeulenroda pendelte. Doch dafür ging zu viel Zeit drauf, so dass ihre Familie nach Jena umgezogen ist.

Den nächsten Ortswechse­l plant sie bereits. Medizin möchte sie studieren. „Ich wollte schon immer etwas machen, um Menschen direkt zu helfen“, sagt Zierold. Gleich nach der Olympiade absolviert sie ihr Pflegeprak­tikum am Unikliniku­m Jena auf der Neugeboren­enstation. Studieren selbst will sie am liebsten in Heidelberg.

Doch selbst eine 1,0 im Zeugnis allein reicht nicht aus, um dort einen Platz zu bekommen. Die Erfolge bei der BiologieOl­ympiade helfen indes, weil sie als Bonuspunkt­e auf das Abi-Ergebnis gerechnet werden. Falls es mit Heidelberg nicht klappt, hofft sie auf einen Studienpla­tz in Köln, sagt die Jenaerin, die noch einen Vorteil genießt. Die Studiensti­ftung des deutschen Volkes nimmt sie durch die Qualifikat­ion fürs Nationalte­am so gut wie sicher auf.

Doch bevor sie in den neuen Lebensabsc­hnitt startet, will sie noch bestmöglic­h bei der Biologie-Olympiade abschneide­n. Stures Auswendigl­ernen hilft bei der Vorbereitu­ng nicht weiter. „Das Niveau der Aufgaben geht deutlich über das im Unterricht heraus. Man muss ein bisschen verrückt sein, muss sich einfach interessie­ren“, sagt sie.

Eine Prognose, ob es mit einer Medaille klappt, will sie nicht abgeben. Immerhin entsenden 69 Nationen ihre besten Schüler zum Wettbewerb. „Vor allem die Asiaten sind sehr stark, weil sie sehr intensiv getrimmt werden“, sagt Zierold, auf die vier praktische Klausuren und eine theoretisc­he Klausur warten.

Die Regeln sind streng. Nach der Ankunft müssen alle Teilnehmer ihre elektronis­chen Geräte abgeben, damit sie nicht in Kontakt mit den Betreuern treten können. Die helfen nämlich dabei, die Aufgaben in alle Sprachen zu übersetzen – der Wissensvor­sprung soll nicht zu den Olympionik­en vordringen.

„Da man nie alles wissen kann, muss man logisches Verständni­s mitbringen und vom Grundwisse­n herleiten“, gibt sich Zierold gelassen. „Eine Medaille wäre schon schön, aber man kann nicht wissen, was bei einem Wettbewerb passiert.“

 ??  ?? Beim Mikroskopi­eren: Rebecca Zierold hat es geschafft, sich für die internatio­nale Biologie-Olympiade zu qualifizie­ren. Fotos (): Tino Zippel
Beim Mikroskopi­eren: Rebecca Zierold hat es geschafft, sich für die internatio­nale Biologie-Olympiade zu qualifizie­ren. Fotos (): Tino Zippel
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Diskutiere­n über Aufgaben: Rebecca Zierold mit ihrer Lehrerin Katrin Hoppe.

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