Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
In kleinen Schritten geht’s voran
Diskussionsabend im Oberen Schloss Greiz über Chancen und Risiken der Kulturlandschaft in Ostthüringen
Greiz. Die Stadt Greiz ist kulturell gesegnet mit Sommerpalais, Oberen und Unterem Schloss. Wunderschön, das Erbe, das Vögte und Fürsten hinterlassen haben. Schön, aber teuer in Sanierung und Unterhalt. Deshalb spricht der Bürgermeister von Greiz, Gerd Grüner, auch von einer Herkulesaufgabe. Die Stadt ist in der Haushaltssicherung – problematisch also den Eigenanteil bei Investitionen aufzubringen. Und die gehen schnell in die Millionen. Gerade im Unteren Schloss, so der Bürgermeister, gebe es einen großen Investitionsstau. Nur in kleinen Bauabschnitten gehe es deshalb voran, um die Haushaltssituation nicht weiter zu verschärfen.
Auf die kleinen Schritte vorwärts, dafür mit Beständigkeit, setzen auch Thüringens Finanzministerin Heike Taubert (SPD) und der Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten, Benjamin-Immanuel Hoff (Die Linke). Im Kleinen Fürstensaal des Oberen Schlosses stellten sie sich am Mittwoch zweieinhalb Stunden rund 30 Museumsdirektoren, Kunstschaffenden und ehrenamtlichen Mitarbeitern zum Thema „Kultur trifft Finanzen“.
Es ging in emotionalen Diskussionen um Chancen und Risiken der Kulturlandschaft in Ostthüringen, die sich oft etwas abgenabelt fühlt. Denn Touristen kommen zwar auf die Wartburg, nach Erfurt und Weimar, sie aber weiter östlich hinter die A9 zu locken, sei schwierig – so zumindest das Eigenbild. Doch gerade die kulturelle Identität sei für die Region wichtig, da sind sich alle einig. Nicht nur, um Touristen anzulocken, sondern auch um junge Menschen zum Hierbleiben oder Wiederkommen zu bewegen. Finanzielle Hilfe vom Land sei eine der Rahmenbedingungen um die Investitionstätigkeit anzuregen, so Hoff. Er setze auf langfristige Bedarfsplanung – stellt dafür die „Museumsperspektive 2025“in Aussicht. Der weitaus wichtigere Pfeiler seien aber die engagierten Menschen vor Ort, denen dafür größte Wertschätzung gebührt.
Die 200 Schlösser, Burgen und Herrenhäuser in Thüringen seien Rohdiamanten, so Hoff, die weiter geschliffen werden können. Sein Ziel daher: Ausgehend von den Schlössertagen Thüringen konzeptionell zu einer Festivallandschaft entwickeln, Angebotspakete schnüren, sich vernetzen und gemeinsam vermarkten.
Finanzministerin Heike Taubert schob diesen Ausführungen noch einige Fakten hinterher: Zwar sei die wirtschaftliche Entwicklung sehr gut und mehr Geld als im Vorjahr in der Kasse. Aber im Vergleich zum Bedarf dennoch nicht genug. „Es muss ein fairer Interessenausgleich stattfinden und Beständigkeit gewährleistet sein“, so die Ministerin. Derzeit gibt der Freistaat pro Kopf 140,36 Euro für Kultur aus. Das sei Platz 5 im Bundesvergleich. Der Bedarf an Geld und Unterstützung vom Land ist in Ostthüringen enorm. Auch das wurde Minister Hoff gestern in vielen Beispielen geschildert – verbunden mit zahlreichen Einladungen in die jeweiligen Einrichtungen. Die Osterburg Weida beispielsweise sei eine schöne Hülle ohne Inhalt und damit kein Aushängeschild, mahnt Gabriele Beier vom Förderverein und bittet um Hilfe. Zudem habe die Burgmauer gefährliche Löcher.
Dramatisch gestalte sich auch die Situation des Vogtländischen Altertumsforschenden Vereins zu Hohenleuben. Der Verein hat unter anderem die Trägerschaft des Museums übernommen und leide unter der finanziellen Last. Er könne nicht Geld versprechen, das nicht vorhanden sein, so Hoff. Aber zumindest wolle er in seinem Kulturgesetzentwurf den Kommunen den Vorschlag unterbreiten, Kultur als Pflichtaufgabe zu sehen. Greiz‘ Bürgermeister Grüner versteht das bereits als solche und bekommt dafür am Mittwoch extra Beifall.