Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Jetzt nicht! Das Handy muss warten!
Der Selbstversuch am Fahrsimulator und in der Fahrschule zeigt: Handys sind ein enormes Risiko im Straßenverkehr
Zusammenstoß zum Glück nur im Simulator
„Verdammt“war definitiv das am meisten genutzte Wort des Tages. Teils verzweifelt, teils schockiert führten wir, fünf Schüler der Staatlichen Berufsbildenden Schule für Wirtschaft/Verwaltung „Dr. Eduard Amthor“(SBBS), im Rahmen des Zeitungsprojektes einen Selbstversuch bei der ortsansässigen Fahrschule Fischer Academy durch. In einer zweiteiligen Versuchsreihe testeten wir unter professioneller Aufsicht den Einfluss der Handynutzung auf unser Fahrverhalten.
Erwartungsvoll starteten wir den Fahrsimulator, bestehend aus drei Bildschirmen und einem nachempfundenen Fahrerraum. Reinsetzen und starten – der erste Durchgang sollte doch zu meistern sein. Aber das war der bekannte Satz mit X – das war wohl nix! Das eigene Auto reagiert ganz anders. Wir fuhren uns um Kopf und Kragen. Schon nach kurzer Zeit sollten wir während der Fahrt im fließenden Straßenverkehr auf eingehende Nachrichten antworten. Ist doch einfach, dachten wir. Nein, eben nicht: Bordsteine wurden angefahren, Fahrspuren gewechselt und Vorfahrten genommen. Es kam zum Unfall. „Bin ich jetzt gestorben?“, fragte Cuong aufgeregt. Es zeigte sich, für manch einen war es Routine, für andere Stress pur. Falk äußerte: „Ich bin klitschnass.“ Einige durchgeschwitzte Shirts später fuhren wir mit dieser Erfahrung im Gepäck zum Übungsplatz der Fahrschule, um unser Multitasking-Talent zu erproben. Angekommen auf der Teststrecke, erkundeten wir zunächst den roten Flitzer. Dabei stellte Laura entsetzt fest: „Ich kann nicht übers Lenkrad schauen!“Zuerst sollten wir vor einem spontan auftretenden Hindernis – einem großen Gummiball – zum Stehen kommen, ohne ihn zu berühren. Ohne Handy stellte dies kaum ein Problem dar: Es reagierten vier von fünf Testpersonen im richtigen Moment und verhinderten einen Zusammenstoß. Doch dann sollten wir gleichzeitig mit dem Smartphone agieren. Zum Glück hatte sich manche Situation nur auf dem Übungsplatz abgespielt. Als Falk während des Fahrens Nachrichten bekam und in Panik geriet, rief er laut: „Jetzt nicht!“Jeder von uns traf bei diesem Test mindestens ein Mal den Ball. Wäre dieser Ball ein Mensch gewesen, das will man sich nicht ausmalen. Was hätte alles passieren können?!
180 Minuten Action, Spannung und Spaß, gemeinsam mit den Fahrlehrern, brachten uns zum Nachdenken. Trotz teilweise mehrjähriger Fahrerfahrung wurde uns permanent verdeutlicht, wie gefährlich Handynutzung im Straßenverkehr ist. Seit diesem Tag gehen wir bewusster mit diesem Kommunikationswunder im öffentlichen Verkehrsraum um. Die Smartphones werden noch nicht immer, aber immer öfter – und nicht von allen, aber von einer größeren Mitschülerzahl im Straßenverkehr bewusst beiseite gelegt.