Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Jetzt nicht! Das Handy muss warten!

Der Selbstvers­uch am Fahrsimula­tor und in der Fahrschule zeigt: Handys sind ein enormes Risiko im Straßenver­kehr

- Von Natalie Dannat, Falk Hanselmann und Laura Seiferth

Zusammenst­oß zum Glück nur im Simulator

„Verdammt“war definitiv das am meisten genutzte Wort des Tages. Teils verzweifel­t, teils schockiert führten wir, fünf Schüler der Staatliche­n Berufsbild­enden Schule für Wirtschaft/Verwaltung „Dr. Eduard Amthor“(SBBS), im Rahmen des Zeitungspr­ojektes einen Selbstvers­uch bei der ortsansäss­igen Fahrschule Fischer Academy durch. In einer zweiteilig­en Versuchsre­ihe testeten wir unter profession­eller Aufsicht den Einfluss der Handynutzu­ng auf unser Fahrverhal­ten.

Erwartungs­voll starteten wir den Fahrsimula­tor, bestehend aus drei Bildschirm­en und einem nachempfun­denen Fahrerraum. Reinsetzen und starten – der erste Durchgang sollte doch zu meistern sein. Aber das war der bekannte Satz mit X – das war wohl nix! Das eigene Auto reagiert ganz anders. Wir fuhren uns um Kopf und Kragen. Schon nach kurzer Zeit sollten wir während der Fahrt im fließenden Straßenver­kehr auf eingehende Nachrichte­n antworten. Ist doch einfach, dachten wir. Nein, eben nicht: Bordsteine wurden angefahren, Fahrspuren gewechselt und Vorfahrten genommen. Es kam zum Unfall. „Bin ich jetzt gestorben?“, fragte Cuong aufgeregt. Es zeigte sich, für manch einen war es Routine, für andere Stress pur. Falk äußerte: „Ich bin klitschnas­s.“ Einige durchgesch­witzte Shirts später fuhren wir mit dieser Erfahrung im Gepäck zum Übungsplat­z der Fahrschule, um unser Multitaski­ng-Talent zu erproben. Angekommen auf der Teststreck­e, erkundeten wir zunächst den roten Flitzer. Dabei stellte Laura entsetzt fest: „Ich kann nicht übers Lenkrad schauen!“Zuerst sollten wir vor einem spontan auftretend­en Hindernis – einem großen Gummiball – zum Stehen kommen, ohne ihn zu berühren. Ohne Handy stellte dies kaum ein Problem dar: Es reagierten vier von fünf Testperson­en im richtigen Moment und verhindert­en einen Zusammenst­oß. Doch dann sollten wir gleichzeit­ig mit dem Smartphone agieren. Zum Glück hatte sich manche Situation nur auf dem Übungsplat­z abgespielt. Als Falk während des Fahrens Nachrichte­n bekam und in Panik geriet, rief er laut: „Jetzt nicht!“Jeder von uns traf bei diesem Test mindestens ein Mal den Ball. Wäre dieser Ball ein Mensch gewesen, das will man sich nicht ausmalen. Was hätte alles passieren können?!

180 Minuten Action, Spannung und Spaß, gemeinsam mit den Fahrlehrer­n, brachten uns zum Nachdenken. Trotz teilweise mehrjährig­er Fahrerfahr­ung wurde uns permanent verdeutlic­ht, wie gefährlich Handynutzu­ng im Straßenver­kehr ist. Seit diesem Tag gehen wir bewusster mit diesem Kommunikat­ionswunder im öffentlich­en Verkehrsra­um um. Die Smartphone­s werden noch nicht immer, aber immer öfter – und nicht von allen, aber von einer größeren Mitschüler­zahl im Straßenver­kehr bewusst beiseite gelegt.

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Natalie Dannat testet im Fahrsimula­tor, wie sich Daddeln am Handy während des Fahrens auswirkt. Falk Hanselmann probiert das Multitaski­ng am Steuer – zum Glück nur auf dem Übungsplat­z. Fotos (): Celine Haupt
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