Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Reiz-Flut ist ein unterschätztes Problem
Nachgefragt bei der Polizei in Gera
Von Lisa Graupner, Josephine Horn, Sabrina Keller und Julian Sämann
„Welchen Standpunkt vertritt die Polizei bezüglich Handynutzung im Straßenverkehr?“Ein Nachfragen bei Steffen Glöckner, Polizeihauptkommissar und Sachbereichsleiter für Verkehr in der Landespolizeiinspektion Gera, bestätigte die im Fahrsimulator gemachten Erfahrungen. „Die multifunktionalen Smartphones sind Musikanlage und Videothek, Kamera mit Fotoalbum, Adressbuch mit Kalender, Navigationsgerät, Mietwagenstation, Tageszeitung, Buch für unterwegs, Gesundheitscoach und Geldbörse“, sagte er. Im Zusammenhang mit der Teilnahme am Straßenverkehr führe deren Nutzung zu einer Informations- und Reizüberflutung der Verkehrsteilnehmer. Er ist überzeugt, dass die Gefahren durch Missachtung des Handyverbots ein unterschätztes Problem sind. Multitasking sei ein Mythos, denn der Mensch könne nicht eine Vielzahl von Reizen parallel verarbeiten.
Doch es fehlen verlässliche Zahlen, in welchem Umfang die Benutzung von elektronischen Geräten zu Unfällen führt. „Im Jahr 2016 haben wir in Gera und Umgebung 548 Handyverstöße geahndet.“Deshalb fordert er, dass die Ablenkung im Straßenverkehr Thema der Verkehrserziehung für alle Altersstufen wird. Mit Verkehrsaufklärung soll Verantwortungslosigkeit bewusst gemacht werden.