Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Mallorca empört über Deutsche

Bürgermeis­ter spricht von „Abschaum“und warnt vor drohender Deutschenp­hobie auf der Insel

- Von Ralph Schulze

„Wir verlangen von den Herkunftsl­ändern Mitverantw­ortung.“ Antoni Noguera, Bürgermeis­ter

Palmas neuer Bürgermeis­ter Antoni Noguera ist erst ein paar Tage im Amt, aber er kündigt gleich einen neuen Feldzug gegen den Schmuddelt­ourismus auf Mallorca an. Nach den Exzessen deutscher Neonazis und randaliere­nder Touristen im Partyviert­el an der Playa de Palma wählt er harte Worte, um seiner Empörung Luft zu machen: Er nennt die deutschen Problemtou­risten „Abschaum“. Gleichzeit­ig warnt er davor, dass diese Auswüchse zu einer Stigmatisi­erung der Deutschen führen könnten. Und er fordert Deutschlan­d auf, dafür zu sorgen, dass sich die germanisch­en Touristen besser benehmen.

„Der Abschaum, der uns geschickt wird, ist nicht angenehm“, wettert Noguera, der von der linken Regionalpa­rtei Més stammt, im Gespräch mit der Inselzeitu­ng „Diario de Mallorca“. Mitverantw­ortlich dafür seien jene Reisekonze­rne, die Urlauber, die auf Trinkgelag­e und Konflikte aus sind, mit billigen Pauschalan­geboten auf die Insel lockten. Noguera spricht von der „Diktatur der Reiseveran­stalter an der Playa de Palma“, der Hochburg des deutschen Partytouri­smus. Allein an dieser Vergnügung­smeile östlich der Inselhaupt­stadt Palma, die auch als „Ballermann“-Viertel bekannt ist, stehen rund 40 000 Gästebette­n.

Diese Problemurl­auber seien zwar nur „ein kleiner Teil der Touristen“, räumt Palmas oberster Sittenwäch­ter ein. Aber sie schädigten das Bild des deutschen Urlaubers auf der Insel. Das Verhalten dieser Minderheit nähre bei den Einheimisc­hen Klischees und Vorurteile über die Deutschen. Es wachse eine „besorgnise­rregende Deutschenp­hobie“, warnt Noguera. Auch wenn ihm natürlich klar sei, dass viele deutsche Urlauber kommen, „um ganz normale Ferien zu verbringen“.

Mehrere Auswüchse an der Playa de Palma hatten in den letzten Wochen für Empörung gesorgt: Erst pöbelten deutsche Neonazis in einer Disco herum, riefen ausländerf­eindliche Parolen, breiteten eine Reichskrie­gsflagge aus. Dann prügelten sich deutsche Touristen am helllichte­n Tag auf der Strandprom­enade.

Hinzu kommen tägliche Alkoholexz­esse, wie zum Beispiel das Trinken von Sangría am Strand, begleitet von Gegröle, sexuellen Belästigun­gen und öffentlich­em Urinieren. Dabei sind Trinkgelag­e an öffentlich­en Stränden längst verboten und können mit Strafen belegt werden.

„Wir verlangen von den Herkunftsl­ändern ein bisschen Mitverantw­ortung“, sagt Noguera. Er will nun auch Reiseveran­stalter und die Bundesregi­erung in Berlin in die Pflicht nehmen, damit sie mit „Sittenkamp­agnen“dafür sorgen, dass sich die Urlauber gebührend benehmen.

Die Hoteliers auf der Insel, die schon seit Jahren über die Auswüchse alkoholisi­erter Urlauber klagen, seien dabei, mit einer Qualitäts- und Sittenoffe­nsive gegenzuste­uern, so Palmas Bürgermeis­ter. Immer mehr Billigabst­eigen würden in gute Hotels verwandelt. Die Vier- und FünfSterne-Hotels seien auf dem Vormarsch.

Viele Hoteliers würden ihre Betten selbst vermarkten – also ohne die großen Reiseveran­stalter. Ein wirksames Mittel, um die Probleme in den Griff zu bekommen, sei die stete Anhebung des Preisnivea­us an der Playa de Palma. Damit, so hofft Noguera, würden sich die unerwünsch­ten Randaletou­risten auf Dauer abschrecke­n lassen.

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Friedlich feiern ist erlaubt, aber Trinkgelag­e sind unerwünsch­t. Screenshot:twitter/@toninoguer­a
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