Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

„Einkreisun­g von Gera ist vom Tisch“

Gera und Weimar weiterhin kreisfrei? Grünen-Landeschef Rainer Wernicke hält das für falsch. Sein Vorstoß stößt auf Gegenwind – auch aus Reihen des Koalitions­partners SPD.

- Von Niels Seehase und Tino Zippel

Gera. Doch keine Kreisfreih­eit für Gera und Weimar – mit dieser Forderung erntet GrünenLand­eschef Rainer Wernicke Unverständ­nis und harsche Kritik. „Auf die Aussagen eines Grünen-Landesspre­chers gebe ich gar nichts“, sagt Geras Oberbürger­meisterin Viola Hahn (parteilos). Ministerpr­äsident Bodo Ramelow habe versichert, dass Gera kreisfrei bleibt – und der Innenminis­ter habe das bestätigt, betont Hahn und macht deutlich: „Wir verlassen uns auf die Aussage von Ramelow, dass es keine Rolle rückwärts von der Rolle rückwärts geben wird.“

Dagegen spricht sich Wernicke für das ursprüngli­che Modell der Kreisgebie­tsreform aus – mit acht Landkreise­n und nur zwei kreisfreie­n Städten: Erfurt und Jena. Den neuen Vorschlag, den Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD) nach Ostern vorgelegt hat, sieht er kritisch. „Besonders die Kreisfreih­eit für Weimar und Gera halten wir für schlicht und einfach falsch“, sagt der Grünen-Landesspre­cher im Interview mit dieser Zeitung.

Das stößt auch in Weimar auf Ablehnung. Oberbürger­meister Stefan Wolf (SPD) erinnert daran, dass im Stadtrat auch die Grünen für die Kreisfreih­eit der Klassikers­tadt eintreten würden. „Weimar vertraut darauf, dass die mit der Landesregi­erung gefundene Übereinkun­ft Bestand hat“, betont Wolf. Insofern betrachte er Wernickes „Einlassung­en zur Leistungsf­ähigkeit Weimars und zur künftigen Aufstellun­g der Stadt als wenig sachkompet­ente Einzelmein­ung“.

Unterstütz­ung erhält Weimars OB von SPD-Landesvize Carsten Schneider. Als „indiskutab­el“bezeichnet dieser Wernickes Vorschlag und erklärt: „Es ist nur schwer hinzunehme­n, dass die grünen Minister am Kabinettst­isch den Vorschläge­n des Innenminis­ters zum Erhalt der Kreisfreih­eit von Weimar und Gera folgen, damit dann deren Landesspre­cher in der Öffentlich­keit das Gegenteil fordert.“Ein solches Gebaren sei unprofessi­onell. Für Schneider, der stellvertr­etender Vorsitzend­er der SPD-Bundestags­fraktion ist, steht fest: „Die Einkreisun­g von Weimar und Gera ist vom Tisch.“Seine Partei werde an dieser Stelle keine Neujustier­ung mittragen.

Dafür spricht sich allerdings Wernicke aus. Der Innenminis­ter müsse die Kraft haben, sich an dieser Stelle zu korrigiere­n. Die ursprüngli­ch festgelegt­e Mindestzah­l von 100000 Einwohnern, die nur Erfurt und Jena erreichen, mache Sinn, damit es verwaltung­stechnisch funktionie­rt, betont der Grünen-Landesprec­her. „Und der Innenminis­ter konnte bis heute nicht erklären, warum Gera und Weimar, die diese Größe nicht erreichen, sich nicht daran halten müssen.“

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