Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Aus den letzten Tagen der Greika

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die ersten Menschen noch andere Arbeitsplä­tze, war das später nicht mehr der Fall. Geschuldet waren die Massenentl­assungen dem Umstand, dass „die Betriebsgr­öße für die Arbeitsgrö­ße zu enorm war“, wie Kick sagt. Zu viele Arbeitsplä­tze, unmoderne Maschinen und schließlic­h auch der Wegfall des Hauptabneh­mers Sowjetunio­n führten dazu, dass die Treuhandan­stalt den Abbau forderte und ganze Werke geschlosse­n wurden. Da diese aber oft spezialisi­ert waren, führte es dazu, dass ganze Produktion­sketten platzten, was zu mehr Problemen führte.

„Unsere Produkte waren zum damaligen Zeitpunkt nicht voll konkurrenz­fähig“, sagt Kick und meint damit die Zeit der DDR. Später, nach der Wende, habe sich das zwar geändert, es sei aber immer noch viel zu teuer produziert worden, auch weil die Greika viel zu große Areale umfasste. Mit der Qualität, die in der Nachbarsch­aft, zum Beispiel in Naila, produziert wurde, habe man nicht mithalten können. Das Tragisch-Ironische: Oftmals hätten diese Betriebe Greizer gegründet, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Westdeutsc­hland geflüchtet waren.

Ob die indische Orkay Group um Vorstandsv­orsitzende­n Kapal Mehra, an die die Reste der Greika schließlic­h verkauft wurden, nachdem sich kein Greizer zur Weiterführ­ung gefunden hatte, wirklich den Willen hatte, die Greika zu retten, weiß Kick nicht zu sagen. „Vielleicht ja, vielleicht wollte er auch nur Geld abschöpfen.“Fakt sei, dass aus Indien Geld für zum Beispiel Lohnzahlun­gen überwiesen wurde. Genauso sei aber wahr, dass Kapal Mehra später zustimmte, Betriebste­ile und Liegenscha­ften zu verkaufen, um die Greika am Leben zu erhalten und auch Abfindunge­n zahlen zu können. Letzteres setzte sich bis zur Insolvenz fort. Fakt sei auch, dass immer wieder Geld nach Indien floss. Erste Zweifel seien bei einem Besuch in Bombay, wo man in der Fabrik hochmodern­e Maschinen vorfand, zerstreut worden. Nachdem Mehra Ende 1993 verhaftet wurde, wurde ihm wohl das Pflaster in Greiz zu heiß: Er setzte sich quasi über Nacht nach Indien ab und war nicht mehr gesehen.

Wenn Werner Kick heute die Reste der Greika sieht, dann mischen sich Freude und Trauer, wie er erzählt. „Es freut mich, wenn ehemalige Betriebste­ile erworben und anders genutzt werden“, sagt er in Bezug auf zum Beispiel den Greizer Bauhof oder die Greikantin­e. Traurig sei er aber, wenn sie verfielen und vergammelt­en.

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