Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Infektionen als Gipfelthema
Jenaer Forscher begrüßen Schwerpunkt zu globaler Gesundheit
Von Hanno Müller und Monika Weiß
Beim G20-Gipel in Hamburg geht es nicht nur um Wirtschaftsund Finanzthemen. In einem eigenen Schwerpunkt diskutieren internationale Experten auch darüber, wie globales Gesundheitsmanagement in Zukunft aussieht. Nach der verheerenden Ebola-Epidemie der letzten Monate stehen dabei nicht zuletzt übertragbare Krankheiten im Fokus der Politiker. „Die Bekämpfung von Infektionskrankheiten ist essenziell für das Wohlergehen unserer Gesellschaft. Neben neuen Antibiotika und zuverlässigen Diagnose-Methoden fehlen uns global einheitliche Abwehrstrategien gegen Infektionen. Die stark gestiegene Mobilität der Menschen und der Klimawandel tragen zur rasanten und weltweiten Verbreitung regional auftretender Erreger bei“, sagt Axel Brakhage, Professor für Mikrobiologie an der Friedrich-Schiller-Universität und Direktor des Leibniz-Instituts für Infektionsbiologie. Brakhage ist Sprecher des Konsortiums „InfectControl 2020“(IC), in dem Wissenschaftler und Industrievertreter gemeinsam gegen Infektionskrankheiten vorgehen
Neben der schnellen Verbreitung von Krankheitserregern bedrohten resistente Erregerstämme die Gesellschaft. Besonders deutlich werde dies am Beispiel der Tuberkulose, die weltweit 1,5 Millionen Todesopfer fordert. Ungeachtet dessen stünden kaum neue Medikamente vor der Markteinführung, beklagt auch Florian Kloß, Chemiker und Leiter der Transfergruppe Antiinfektiva bei IC. „Antibiotika bieten der Industrie kaum wirtschaftliche Anreize. Die Ausgaben sind aufgrund des hohen Ausfallrisikos neuer Wirkstoff-Kandidaten und der zeitintensiven Entwicklung extrem hoch, die Einnahmen hingegen relativ niedrig“, stellt Kloß fest.
Das Problem der Infektionskrankheiten lasse sich aber nicht nur mit neuen Antibiotika lösen. Darüber hinaus müsse der Einsatz dieser so wichtigen Medikamente reduziert werden, da jede unsachgemäße Anwendung die Wirkung vermindert, indem sie Resistenzen fördert.
Dass die Hoffnungen bezüglich des aktuellen G20-Gipfels berechtigt sind und Diskussionen gesundheitsrelevanter Themen auf internationalem Niveau durchaus erfolgreich sein können, zeigte der Gipfel 2016 in Hangzhou. Die Ansprache des massiven Einsatzes von Antibiotika in der Landwirtschaft mündete im Zuge der G20-Agrarministererklärung 2017 bereits in konkrete Maßnahmen zur Reduzierung antimikrobieller Substanzen in der Pflanzen- und Tierproduktion.