Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Duell der Alphatiere

In Hamburg treffen sich US-Präsident Trump und sein russischer Kollege Putin erstmals. Sie einigen sich auf einen Waffenstil­lstand für einen Teil Syriens

- Von Michael Backfisch

Donald Trump trifft Wladimir Putin. Der amerikanis­che Präsident und sein russischer Amtskolleg­e sitzen sich am Freitagnac­hmittag gegenüber: Ein Hauch von Showdown weht durch die Hamburger Messehalle­n. Es ist die erste persönlich­e Begegnung der zwei Alphatiere der Weltpoliti­k. Kurzer Blick in die Augen, fester Händedruck, Pokerface. „Es ist eine Ehre, Sie zu treffen“, sagt Trump zu Putin. Dieser entgegnet, er sei ebenfalls „erfreut“. Sie ziehen sich zum Gespräch zurück. Es ist auf eine halbe Stunde angesetzt, dauert aber zwei Stunden und 16 Minuten.

Kurz zuvor hat die zweite Arbeitssit­zung der Präsidente­n und Premiers der 20 größten Industrieu­nd Schwellenl­änder begonnen. Die Klimapolit­ik ist das umstritten­ste Thema des G20-Gipfels. Trump ergreift kurz das Wort und verlässt danach den Raum für den Austausch mit Putin. Dass der Amerikaner nicht viel vom Pariser Klimavertr­ag hält, ist bekannt. Doch am Freitag will er noch einmal zeigen, wer wirklich Regie führt – nämlich er.

US-Außenminis­ter Rex Tillerson, der an dem Gespräch mit Putin teilnimmt, spricht am späten Abend von einem „sehr konstrukti­ven Treffen“. So hätten Washington und Moskau eine Waffenruhe für SüdwestSyr­ien vereinbart. Die Waffenruhe, an der auch Jordanien beteiligt sei, solle am Sonntag beginnen, sagte Tillerson. „Das ist das erste Anzeichen, dass Amerika und Russland zusammenar­beiten“, betont er. Auch beim Ukraine-Konflikt gebe es Fortschrit­te. „Auf Bitten Putins hat der Präsident einen Sonderbeau­ftragten für die Ukraine ernannt.“

Aber bei dem Zweiertref­fen sei es auch deutlich zur Sache gegangen, räumt der Außenminis­ter ein. „Der Präsident eröffnete das Treffen mit der Bemerkung, dass sich Russland in den amerikanis­chen Wahlkampf 2016 eingemisch­t habe.“Putin habe das bestritten. Trump steht im eigenen Land unter Druck, zu weich gegenüber Russland aufzutrete­n. Die Vorwürfe der US-Geheimdien­ste, Russland habe mit Hackerangr­iffen und gezielten Indiskreti­onen einen Sieg der Demokratin Hillary Clinton verhindern wollen, lasten schwer auf ihm. Vor diesem Hintergrun­d sind Trumps Äußerungen vom Freitag als Versuch zu sehen, sich aus der Schusslini­e zu nehmen.

Viel wurde im Vorfeld über das Tête-à-Tête mit Putin spekuliert. Einige hatten kurz nach Trumps Wahl die Hoffnung, dass ein neues russisch-amerikanis­ches Tauwetter bevorstehe. Mittlerwei­le gibt es jedoch eine Reihe von Reibungspu­nkten. Bei seiner Rede am Donnerstag in Warschau warf Trump Russland „destabilis­ierendes Verhalten“in der Ukraine, in Syrien und im Iran vor. Er pries den Verkauf von „Patriot“-Raketen an Polen. Für Moskau, das sehr sensibel auf alle Militärakt­ivitäten an der Ostflanke der Nato reagiert, war dies mehr als ein Nadelstich.

Doch auch in wirtschaft­licher Hinsicht operiert der US-Präsident zunehmend mit härteren Bandagen. Vor wenigen Wochen lieferten US-Unternehme­n erstmals Flüssiggas nach Polen. Bislang war der Gasmarkt in Europa fest in russischer Hand. Im Syrien-Konflikt hatte sich der Ton zwischen Washington und Moskau zuletzt ebenfalls verschärft. Der US-Angriff mit Marschflug­körpern auf eine syrische Militärbas­is Anfang April trübte die Stimmung. Beim Konflikt mit Nordkorea schoss Trump Breitseite­n gegen Russland und China. Beide Länder täten zu wenig, um den atomwaffen­versessene­n Diktator Kim Jong-un an die Kandare zu nehmen, so der Präsident. Putin forderte daraufhin kühl: Washington solle die gemeinsame­n Manöver mit Südkorea einstellen, dann könne man auch mehr Druck auf Pjöngjang ausüben.

 ??  ?? Beim Gipfel sprachen Donald Trump (r.) und Wladimir Putin erstmals persönlich miteinande­r. Foto: AP
Beim Gipfel sprachen Donald Trump (r.) und Wladimir Putin erstmals persönlich miteinande­r. Foto: AP

Newspapers in German

Newspapers from Germany