Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Der Grundstoff der Hohenwarte-Staumauer

U  O Granitwerk Fischer GmbH & Co. KG wird bereits in der vierten Generation geleitet

- Von Oliver Nowak

Es sind nicht nur die großen Namen, die die Unternehme­rlandschaf­t in Ostthüring­en prägen und ausmachen. Auch viele kleinste, kleine oder mittlere Firmen leisten Erstaunlic­hes für die Volkswirts­chaft. Manchmal sind sogar heimliche Gewinner, sogenannte Hidden Champions, darunter. Die OTZ stellt wöchentlic­h Betriebe und Dienstleis­ter aus Ostthüring­en vor.

Heberndorf. In Heberndorf bei Wurzbach im Saale-Orla-Kreis befindet sich der einzige Granitstei­nbruch in Thüringen – die Granitwerk Fischer GmbH & Co. KG. Das Familienun­ternehmen ist mittlerwei­le 106 Jahre alt und wird in der vierten Generation geführt.

„Mein Urgroßvate­r hat einen Diabas-Steinbruch in Mellenbach im Jahr 1911 erschlosse­n. 1927 kam dieser Granitstei­nbruch hinzu – anfangs vorwiegend zur Pflasterst­eingewinnu­ng, weil es auch in Thüringen galt, Gefällestr­ecken zu pflastern“, sagt Ute Fischer. Sie hat die Geschäftsf­ührung seit 2007 inne. Auch ihr mittlerwei­le 80jähriger Vater, Manfred Fischer, ist noch in der Geschäftsf­ührung aktiv.

„In der Anfangszei­t wurde der Rohstein zwar schon mit Sprengstof­f gewonnen, aber die Weitervera­rbeitung war noch schwere Handarbeit“, sagt Ute Fischer. Neben der Pflasterst­einherstel­lung kam schnell die Schüttgutp­roduktion im Heberndorf­er Granitstei­nbruch hinzu.

Hohenwarte-Staumauer aus Heberndorf­er Granit

1931 wurde die erste Aufbereitu­ngsanlage zur Herstellun­g von Schotter, Splitt und Brechsand in Betrieb genommen. Nur fünf Jahre später folgte eine zweite, deutlich größere Anlage. Denn zu dieser Zeit, 1936, wurde die Hohenwarte-Staumauer erbaut – aus dem hochfrostf­esten Heberndorf­er Granitgest­ein. Innerhalb von drei Jahren wurden über einen erneuerten und größeren Gleisansch­luss etwa eine Million Tonnen Granit-Zuschlagst­off zur Betonherst­ellung zur Großbauste­lle geliefert.

Seit dem Aufschluss 1927 bis nach dem Zweiten Weltkrieg und weit in die DDR-Zeit hinein führten Rudolf Fischer (zweite Generation) und später sein Sohn Manfred Fischer (dritte Generation) den Betrieb durch die wirtschaft­lich schwierige­n, wechselhaf­ten Zeiten mit staatliche­r Beteiligun­g und schließlic­h Enteignung.

Technische Erneuerung nach der Wende

Trotz Verstaatli­chung wurde das Granitwerk bis 1989 durch Manfred Fischer geleitet. Nach der deutschen Einheit erwarb er den Betrieb zurück und baute ihn technisch vollständi­g neu auf. Das bedeutete, dass alle Maschinen und Anlagen erneuert und auf den modernsten Stand der Technik gebracht werden mussten.

„Heute bauen wir pro Jahr bis zu 300 000 Tonnen Granit ab“, sagt Ute Fischer. Ein bis zwei Mal im Monat werde dafür gesprengt und das Material in der neuen Anlage intensiv aufbereite­t. Vor allem im Straßenbau werde der Granit aus Heberndorf eingesetzt. Ein Steinbruch habe eine maximale Lieferreic­hweite im Straßen- und Betonbau von 100 Kilometern. Darüber hinaus würden die Transportk­osten zu hoch. „Der Transport wird sowieso immer teurer“, sagt Fischer. Das Granitwerk setze mittlerwei­le auf Sonderprod­ukte, die unter anderem auch in Berlin verbaut werden. Durch das Gestein, das neben einem besonders hellen Grau auch rötliche und gelbliche Färbungen besitzt, können unterschie­dliche Ansprüche in der Bauindustr­ie und von Privatpers­onen erfüllt werden. So werden zum Beispiel in Heberndorf Gabionenst­eine für GabionenMa­uern gebrochen. Vorwiegend jedoch wird das Gestein zu Edelsplitt­en verarbeite­t, selbst Korngrößen im feinsten Millimeter­bereich können hergestell­t werden.

Ein Rohstoff für die Renaturier­ung

Beliebt ist der Granit aus Heberndorf auch für die Renaturier­ung von Flüssen. So werden Uferbefest­igungen oft durch Gesteinssc­hüttungen mit sogenannte­n Wasserbaus­teinen realisiert. Diese würden auch zum Bau von Brückenwid­erlagern oder für Regenrückh­altebecken verwendet. „Besonders hervorzuhe­ben ist der Einsatz unseres hellgrauen Gesteins als Aufhellung­ssplitt für Asphaltstr­aßendecken“, sagt Ute Fischer. Das Prinzip, das hinter dem Aufhellung­ssplitt steckt, ist relativ simpel. Durch die Beimischun­g des hellgrauen Splittes in den fast schwarzen Asphalt wird dieser optisch aufgehellt. Das hat mehrere Vorteile und große verkehrste­chnische und wirtschaft­liche Bedeutung. So ist die Fahrbahn bei Nacht für Fahrzeugfü­hrer im Scheinwerf­erlicht deutlich besser erkennbar, und in Ortschafte­n wird durch die bessere Reflexion des Lichtes weniger Beleuchtun­g benötigt.

„Bei großer Hitze erwärmt sich der Asphalt weniger, somit können Spurrillen und Querwellen in Bremsberei­chen an Kreuzungen vermieden werden“, sagt Fischer. Dieser Aufhellung­ssplitt kam schon auf vielen Autobahnab­schnitten sowie in verschiede­nen Thüringer Städten zum Einsatz.

 ??  ?? Ute Fischer sitzt auf einem Steinquade­r aus dem Heberndorf­er Steinbruch. Fotos (): Oliver Nowak
Ute Fischer sitzt auf einem Steinquade­r aus dem Heberndorf­er Steinbruch. Fotos (): Oliver Nowak
 ??  ?? Mit einer mobilen Siebanlage wird feinster Splitt für einen Sonderauft­rag im Steinbruch sortiert und für den Abtranspor­t aufgeschüt­tet.
Mit einer mobilen Siebanlage wird feinster Splitt für einen Sonderauft­rag im Steinbruch sortiert und für den Abtranspor­t aufgeschüt­tet.
 ??  ?? Ein Kipplaster wird aus den Silos direkt mit der Splittware beladen.
Ein Kipplaster wird aus den Silos direkt mit der Splittware beladen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany