Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Der Grundstoff der Hohenwarte-Staumauer
U O Granitwerk Fischer GmbH & Co. KG wird bereits in der vierten Generation geleitet
Es sind nicht nur die großen Namen, die die Unternehmerlandschaft in Ostthüringen prägen und ausmachen. Auch viele kleinste, kleine oder mittlere Firmen leisten Erstaunliches für die Volkswirtschaft. Manchmal sind sogar heimliche Gewinner, sogenannte Hidden Champions, darunter. Die OTZ stellt wöchentlich Betriebe und Dienstleister aus Ostthüringen vor.
Heberndorf. In Heberndorf bei Wurzbach im Saale-Orla-Kreis befindet sich der einzige Granitsteinbruch in Thüringen – die Granitwerk Fischer GmbH & Co. KG. Das Familienunternehmen ist mittlerweile 106 Jahre alt und wird in der vierten Generation geführt.
„Mein Urgroßvater hat einen Diabas-Steinbruch in Mellenbach im Jahr 1911 erschlossen. 1927 kam dieser Granitsteinbruch hinzu – anfangs vorwiegend zur Pflastersteingewinnung, weil es auch in Thüringen galt, Gefällestrecken zu pflastern“, sagt Ute Fischer. Sie hat die Geschäftsführung seit 2007 inne. Auch ihr mittlerweile 80jähriger Vater, Manfred Fischer, ist noch in der Geschäftsführung aktiv.
„In der Anfangszeit wurde der Rohstein zwar schon mit Sprengstoff gewonnen, aber die Weiterverarbeitung war noch schwere Handarbeit“, sagt Ute Fischer. Neben der Pflastersteinherstellung kam schnell die Schüttgutproduktion im Heberndorfer Granitsteinbruch hinzu.
Hohenwarte-Staumauer aus Heberndorfer Granit
1931 wurde die erste Aufbereitungsanlage zur Herstellung von Schotter, Splitt und Brechsand in Betrieb genommen. Nur fünf Jahre später folgte eine zweite, deutlich größere Anlage. Denn zu dieser Zeit, 1936, wurde die Hohenwarte-Staumauer erbaut – aus dem hochfrostfesten Heberndorfer Granitgestein. Innerhalb von drei Jahren wurden über einen erneuerten und größeren Gleisanschluss etwa eine Million Tonnen Granit-Zuschlagstoff zur Betonherstellung zur Großbaustelle geliefert.
Seit dem Aufschluss 1927 bis nach dem Zweiten Weltkrieg und weit in die DDR-Zeit hinein führten Rudolf Fischer (zweite Generation) und später sein Sohn Manfred Fischer (dritte Generation) den Betrieb durch die wirtschaftlich schwierigen, wechselhaften Zeiten mit staatlicher Beteiligung und schließlich Enteignung.
Technische Erneuerung nach der Wende
Trotz Verstaatlichung wurde das Granitwerk bis 1989 durch Manfred Fischer geleitet. Nach der deutschen Einheit erwarb er den Betrieb zurück und baute ihn technisch vollständig neu auf. Das bedeutete, dass alle Maschinen und Anlagen erneuert und auf den modernsten Stand der Technik gebracht werden mussten.
„Heute bauen wir pro Jahr bis zu 300 000 Tonnen Granit ab“, sagt Ute Fischer. Ein bis zwei Mal im Monat werde dafür gesprengt und das Material in der neuen Anlage intensiv aufbereitet. Vor allem im Straßenbau werde der Granit aus Heberndorf eingesetzt. Ein Steinbruch habe eine maximale Lieferreichweite im Straßen- und Betonbau von 100 Kilometern. Darüber hinaus würden die Transportkosten zu hoch. „Der Transport wird sowieso immer teurer“, sagt Fischer. Das Granitwerk setze mittlerweile auf Sonderprodukte, die unter anderem auch in Berlin verbaut werden. Durch das Gestein, das neben einem besonders hellen Grau auch rötliche und gelbliche Färbungen besitzt, können unterschiedliche Ansprüche in der Bauindustrie und von Privatpersonen erfüllt werden. So werden zum Beispiel in Heberndorf Gabionensteine für GabionenMauern gebrochen. Vorwiegend jedoch wird das Gestein zu Edelsplitten verarbeitet, selbst Korngrößen im feinsten Millimeterbereich können hergestellt werden.
Ein Rohstoff für die Renaturierung
Beliebt ist der Granit aus Heberndorf auch für die Renaturierung von Flüssen. So werden Uferbefestigungen oft durch Gesteinsschüttungen mit sogenannten Wasserbausteinen realisiert. Diese würden auch zum Bau von Brückenwiderlagern oder für Regenrückhaltebecken verwendet. „Besonders hervorzuheben ist der Einsatz unseres hellgrauen Gesteins als Aufhellungssplitt für Asphaltstraßendecken“, sagt Ute Fischer. Das Prinzip, das hinter dem Aufhellungssplitt steckt, ist relativ simpel. Durch die Beimischung des hellgrauen Splittes in den fast schwarzen Asphalt wird dieser optisch aufgehellt. Das hat mehrere Vorteile und große verkehrstechnische und wirtschaftliche Bedeutung. So ist die Fahrbahn bei Nacht für Fahrzeugführer im Scheinwerferlicht deutlich besser erkennbar, und in Ortschaften wird durch die bessere Reflexion des Lichtes weniger Beleuchtung benötigt.
„Bei großer Hitze erwärmt sich der Asphalt weniger, somit können Spurrillen und Querwellen in Bremsbereichen an Kreuzungen vermieden werden“, sagt Fischer. Dieser Aufhellungssplitt kam schon auf vielen Autobahnabschnitten sowie in verschiedenen Thüringer Städten zum Einsatz.