Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Thüringer lehnen neue Kreisgebie­te ab

Im Auftrag der OTZ hat die Firma Insa nachgefrag­t, was die Thüringer von der rot-rot-grünen Kreisgebie­tsreform halten: nichts. Die Befragten glauben auch nicht mehr daran, dass die Reform noch kommt.

- Von Jörg Riebartsch

Gera. Wird die rot-rot-grüne Landesregi­erung die Kreisgebie­tsreform in ihrer jetzigen bekannten Form umsetzen können? Diese Frage wurde durch das Meinungsfo­rschungsin­stitut Insa Consulare im Auftrag der Ostthüring­er Zeitung repräsenta­tiv an 1007 Einwohner gerichtet. Drei Viertel der Befragten, nämlich 75,1 Prozent, glauben nicht mehr daran, dass das Vorhaben gelingen kann.

Die aktuelle Umfrage, die erst vor wenigen Tagen abgeschlos­sen wurde, griff auch auf, ob die Vorschläge der Landesregi­erung sinnvoll sind. Nein, sagen hier 72,5 Prozent der Befragten. Allerdings ist die Ablehnung in der Thüringer Bevölkerun­g nicht mehr ganz so groß, wenn man fragt, ob eine Kreisgebie­tsreform generell notwendig ist. Hier halten 57,3 Prozent der Bevölkerun­g ihre Ablehnung aufrecht. Immerhin 42,7 Prozent der Thüringeri­nnen und Thüringer halten eine solche Reform im Freistaat für notwendig. Das korrespond­iert ganz offensicht­lich mit der Einschätzu­ng, was die Menschen in Thüringen überhaupt bewegt.

Denn ganz spezifisch­e landeseige­ne Themen, wie beispielsw­eise die Gebietsref­orm, halten lediglich 12,6 Prozent der Bürger für ein politisch wichtiges Thema. Damit landet die Fragestell­ung der Gebiets- und Verwaltung­sreform nur auf Rang acht der Interessen, die die Landeskind­er haben.

Die drei wichtigste­n politische­n Fragestell­ungen im Freistaat sind laut der Umfrage die Bereiche „Migration und Flüchtling­e“, wozu Teilaspekt­e wie Integratio­n und Grenzschli­eßung zählen, das Bildungswe­sen sowie Wirtschaft und Arbeitsmar­kt mit dem Interesse an der eigenen Lohnentwic­klung.

Die in Thüringen nach der Landtagswa­hl 2014 gebildete Koalition aus Linksparte­i, SPD und Grünen, wird von Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Die Linke) angeführt. Nach Darstellun­g der Koalitionä­re handelt es sich bei der Gebiets- und Verwaltung­sreform um das wichtigste politische Vorhaben von Rot-Rot-Grün.

Gegen die Pläne hatte sich bereits frühzeitig kommunaler Widerstand formiert, insbesonde­re in Ostthüring­en. Die Reform sollte durch ein Vorschaltg­esetz eingeleite­t werden. Gegen dieses hatte die Opposition­spartei CDU geklagt und kürzlich Recht erhalten. Der Thüringer Verfassung­sgerichtsh­of hatte das Vorschaltg­esetz für nichtig erklärt, weil es verfassung­swidrig zustande gekommen sei.

Zunächst hat trotz der juristisch­en Niederlage die Landesregi­erung an ihren Plänen festgehalt­en. Mittlerwei­le mehren sich allerdings auch kritische Stimmen innerhalb der Koalition, beispielsw­eise unter den Grünen. Auch direkt gewählte Landräte der SPD fordern von ihrer Landespart­ei einen Neuanfang mit Fehleranal­yse.

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