Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Das VW-Gesetz muss weg

- Von Philipp Neumann

Ein Ministerpr­äsident lässt seine Rede von einem Autokonzer­n korrigiere­n – diese Nachricht hätte in jedem Fall Empörung ausgelöst, auch ohne Diesel-Skandal und ohne die politische­n Turbulenze­n, die es in Niedersach­sen gibt. Nun trifft alles zusammen: die enge Verquickun­g von Politik und Autoindust­rie und die politische Krise, in der Ministerpr­äsident Stephan Weil steckt.

Dass Weil enge Kontakte zu VW hält, ist nachvollzi­ehbar. Der Autokonzer­n ist der weitaus größte Arbeitgebe­r in dem Bundesland. Der Ministerpr­äsident muss sich dafür interessie­ren, wie es dem Unternehme­n geht. Aber: VW darf nicht selbst Politik machen. Dafür gibt es gewählte Volksvertr­eter. Allerdings: Niedersach­sen hält Anteile an VW und 20 Prozent der Stimmrecht­e. Der Ministerpr­äsident und sein Wirtschaft­sminister sitzen im Aufsichtsr­at – wie alle ihre Vorgänger. Diese Konstellat­ion ist durch ein Gesetz geschützt. Sie ist historisch auch zu erklären.

Zu rechtferti­gen ist alles das aber längst nicht mehr. Die Rolle der Landesregi­erung als Anteilseig­nerin führt zu Interessen­konflikten, die gerade im DieselSkan­dal nicht aufzulösen sind. Denn bei dem Skandal geht es um die (Nicht-)Beachtung staatlich gesetzter Normen. Es gibt nur eine Lösung dafür, diese unheilige Allianz aufzulösen: Das VW-Gesetz muss weg, und das Land muss seine Anteile verkaufen. Und ob Weil noch einmal Ministerpr­äsident wird, entscheide­n demnächst die Wähler.

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