Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Abstriche in Sachen Sicherheit bei neuen Polizeihelmen
Sie schützen nicht so gut vor Schüssen wie bisher angenommen. Ministerium spricht von Kompromisslösung
Erfurt. Die von Thüringen gekauften ballistischen Helme für die Polizei bieten bei Schüssen weniger Schutz als bisher bekannt. Ein Teil der Polizisten ist laut Kritikern dadurch nicht gegen Schüsse aus Handfeuerwaffen von vorn gewappnet.
Das Innenministerium teilte auf Anfrage mit, die Helme seien in der Regel mit Schlagschutzvisieren und nicht mit ballistischen Visieren ausgestattet. Nur bestimmte Einheiten der Landespolizei hätten für den Helm ballistische Visiere erhalten oder würden künftig damit ausgestattet. Das Land habe sich bei der Anschaffung der Helme für eine Kompromisslösung entschieden, die für die meisten Einsätze geeigneter sei, sagte ein Ministeriumssprecher. Schlagschutzvisiere bieten anders als ballistische Visiere keinen Schutz gegen Schüsse aus Handfeuerwaffen. Sie sollen die Beamten vielmehr vor Flaschenoder Steinwürfen sowie Schlägen ins Gesicht zu schützen. Der eigentliche Helm sorgt laut Ministerium jedoch für einen wirksamen Schutz gegen Geschosse verschiedener Kaliber sowie Splitter bei Explosionen. Ballistische Visiere schützen den Angaben zufolge einen Großteil des Kopfes gegen Geschosse verschiedener Kaliber – sind aber auch schwer. Das würde Handlungsfähigkeit und Durchhaltevermögen von Beamten im Einsatz einschränken. Solche Helme könnten deshalb nur bedingt bei längeren Einsätzen durchgehend getragen werden. „Es galt, bei der Beschaffung von ballistischen Helmen einen optimalen Kompromiss zwischen Schutzwirkung, Tragekomfort und einsatztaktischen Belangen zu finden“, sagte der Ministeriumssprecher. Theoretisch könnten die Schlagschutzvisiere an den Helmen ohne großen Aufwand gegen ballistische Visiere ausgetauscht werden, wenn nötig.
In Polizeikreisen wird der Helm-Kompromiss kritisch gesehen. Das Gewicht des Helms sei ein Kriterium, heißt es. Bei möglichen Terroreinsätzen seien viele Thüringer Beamte aber auch dann noch nicht umfassend geschützt, wenn sie ihren Helm tragen würden.
Nach früheren Angaben des Innenministeriums hat Thüringen etwa 2270 Helme für die Polizei bestellt – zu Gesamtkosten von etwa 6,5 Millionen Euro. Bisher sollen etwa 1500 dieser Helme ausgeliefert worden sein. (dpa)