Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Wichtige Versicherungen zum Schulstart
Schulweg, Krankheit, Invalidität: Was Eltern über den Risikoschutz ihres Kindes wissen sollten
Schulanfang: Für Tausende Erstklässler beginnt in wenigen Tagen ein neuer Lebensabschnitt. Aber sind die Kleinen auch für den Ernstfall – Unfälle, Krankheit, Schwerbehinderung – abgesichert? Verbraucherschützer raten: Wer es sich finanziell leisten kann, sollte sich spätestens jetzt um eine private Kinderunfall- oder besser eine Kinderinvaliditätsversicherung kümmern.
„Der Schulbeginn ist ein guter Zeitpunkt zur Bestandsaufnahme: Statt dem Schulanfänger nur Unmengen an Süßigkeiten oder die erste Playstation zu schenken, können Eltern, Großeltern oder Paten auch in den Versicherungsschutz des Kindes investieren“, sagt Peter Grieble, Versicherungsexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Er empfiehlt, dabei nicht nur an den Schulweg zu denken: „Auch in der Freizeit kann vieles passieren, oder die Kinder werden schwer krank.“
Gesetzlicher Schutz
Automatisch versichert bei Unfällen in der Schule, auf Hinund Heimweg sowie Schulausflügen sind die Kinder über die gesetzliche Unfallversicherung. Die Kosten der medizinischen Behandlung, der Pflege zu Hause oder im Heim und gegebenenfalls eines Förderunterrichts sind so abgedeckt. In besonders schlimmen Fällen zahlt die gesetzliche Unfallkasse auch eine lebenslange Verletztenrente – bei voller Erwerbsunfähigkeit rund 660 Euro monatlich.
Diesen Versicherungsschutz des Kindes gibt es gratis für die Eltern. „Das Problem ist, dass sich der gesetzliche Schutz auf Unfälle in Zusammenhang mit der Schule beschränkt, das ist viel zu wenig“, sagt Grieble. Hinzu kommt: Laut Statistischem Bundesamt sind Unfälle nur in 0,3 Prozent der Fälle Ursache für eine Schwerbehinderung von Kindern und Jugendlichen. Erkrankungen sind mit mehr als 60 Prozent der Hauptgrund dafür.
Schulunfälle indes müssen der Unfallkasse schnellstmöglich gemeldet werden, was die Schule normalerweise auch macht. Geschieht der Unfall auf dem Schulweg, sollten sich die Eltern darum kümmern.
Privater Schutz
Lücken im gesetzlichen Schutz schließen kann eine private Police für rund um die Uhr und alle Gelegenheiten. Selbst Umwege von der Schule nach Hause, die aus Sicherheitsgründen nicht nötig sind, sind sonst nicht versichert. Wenn beim Spielen mit Freunden am Nachmittag ein Unglück passiert, hält sich der öffentliche Versicherungsträger sowieso heraus.
„Damit die Kinder auch in der Freizeit ausreichend abgesichert sind, sollten Eltern mit einer privaten Unfallversicherung vorsorgen“, rät daher der Bund der Versicherten (BdV). Die Verbraucherorganisation empfiehlt einen Vertrag mit einer Grundsumme von mindestens 200 000 Euro. Das Geld steht dem Kind später im Leben oder den Eltern kurzfristig für einen behindertengerechten Umbau des Hauses zur Verfügung. „Sinnvoll ist auch die Vereinbarung einer Progression, um die Leistung bei einer hohen Invalidität zu erhöhen“, sagt BdV-Sprecherin Bianca Boss. Die Kosten für die Eltern laut BdV: ab etwa 150 Euro Beitrag pro Jahr bei günstigen Versicherern.
Schutz bei Krankheit
Eine private Kinderinvaliditätsversicherung geht einen Schritt weiter: Sie leistet, egal ob eine schwere Behinderung auf einem Unfall oder – wie in den meisten Fällen – auf einer Krankheit beruht.
Es gibt den Schutz als Zusatzmodul zur Unfallpolice oder eigenständig. „Eine alleinige Kinderunfallversicherung bietet im Vergleich zur Invaliditätsversicherung nur einen Schmalspurschutz“, sagt Verbraucherschützer Grieble.
Er rät zu einem Vertrag, der dem versicherten Kind im Fall der Fälle eine lebenslange Rente von rund 1000 Euro monatlich bringt, plus eventuell eine Einmalzahlung zum Start. Der Schutz kostet seinen Angaben nach rund 300 bis 400 Euro Beitrag im Jahr. Vor allem die Rentenzahlungen hält der Verbraucherschützer für wichtig: „Wenn die Eltern einmal nicht mehr leben oder selbst pflegebedürftig sind, leistet der Versicherer immer noch weiter“, so Grieble.
Bei der Wahl des Tarifs rät er zum genauen Vergleich: „In den Versicherungsbedingungen sollten möglichst wenige Krankheiten ausgeklammert sein.“Nach seinen Erfahrungen schließen Versicherer vor allem psychische Erkrankungen häufig aus. Von einem Versicherungsschutz, der „mit zahlreichen Ausschlüssen gespickt ist“, spricht BdV-Expertin Boss.
Angesichts der hohen Beiträge empfiehlt sie, gut zu überlegen, ob sich die Versicherung lohnt.