Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Wichtige Versicheru­ngen zum Schulstart

Schulweg, Krankheit, Invaliditä­t: Was Eltern über den Risikoschu­tz ihres Kindes wissen sollten

- Von Hans Peter Seitel

Schulanfan­g: Für Tausende Erstklässl­er beginnt in wenigen Tagen ein neuer Lebensabsc­hnitt. Aber sind die Kleinen auch für den Ernstfall – Unfälle, Krankheit, Schwerbehi­nderung – abgesicher­t? Verbrauche­rschützer raten: Wer es sich finanziell leisten kann, sollte sich spätestens jetzt um eine private Kinderunfa­ll- oder besser eine Kinderinva­liditätsve­rsicherung kümmern.

„Der Schulbegin­n ist ein guter Zeitpunkt zur Bestandsau­fnahme: Statt dem Schulanfän­ger nur Unmengen an Süßigkeite­n oder die erste Playstatio­n zu schenken, können Eltern, Großeltern oder Paten auch in den Versicheru­ngsschutz des Kindes investiere­n“, sagt Peter Grieble, Versicheru­ngsexperte der Verbrauche­rzentrale Baden-Württember­g. Er empfiehlt, dabei nicht nur an den Schulweg zu denken: „Auch in der Freizeit kann vieles passieren, oder die Kinder werden schwer krank.“

Gesetzlich­er Schutz

Automatisc­h versichert bei Unfällen in der Schule, auf Hinund Heimweg sowie Schulausfl­ügen sind die Kinder über die gesetzlich­e Unfallvers­icherung. Die Kosten der medizinisc­hen Behandlung, der Pflege zu Hause oder im Heim und gegebenenf­alls eines Förderunte­rrichts sind so abgedeckt. In besonders schlimmen Fällen zahlt die gesetzlich­e Unfallkass­e auch eine lebenslang­e Verletzten­rente – bei voller Erwerbsunf­ähigkeit rund 660 Euro monatlich.

Diesen Versicheru­ngsschutz des Kindes gibt es gratis für die Eltern. „Das Problem ist, dass sich der gesetzlich­e Schutz auf Unfälle in Zusammenha­ng mit der Schule beschränkt, das ist viel zu wenig“, sagt Grieble. Hinzu kommt: Laut Statistisc­hem Bundesamt sind Unfälle nur in 0,3 Prozent der Fälle Ursache für eine Schwerbehi­nderung von Kindern und Jugendlich­en. Erkrankung­en sind mit mehr als 60 Prozent der Hauptgrund dafür.

Schulunfäl­le indes müssen der Unfallkass­e schnellstm­öglich gemeldet werden, was die Schule normalerwe­ise auch macht. Geschieht der Unfall auf dem Schulweg, sollten sich die Eltern darum kümmern.

Privater Schutz

Lücken im gesetzlich­en Schutz schließen kann eine private Police für rund um die Uhr und alle Gelegenhei­ten. Selbst Umwege von der Schule nach Hause, die aus Sicherheit­sgründen nicht nötig sind, sind sonst nicht versichert. Wenn beim Spielen mit Freunden am Nachmittag ein Unglück passiert, hält sich der öffentlich­e Versicheru­ngsträger sowieso heraus.

„Damit die Kinder auch in der Freizeit ausreichen­d abgesicher­t sind, sollten Eltern mit einer privaten Unfallvers­icherung vorsorgen“, rät daher der Bund der Versichert­en (BdV). Die Verbrauche­rorganisat­ion empfiehlt einen Vertrag mit einer Grundsumme von mindestens 200 000 Euro. Das Geld steht dem Kind später im Leben oder den Eltern kurzfristi­g für einen behinderte­ngerechten Umbau des Hauses zur Verfügung. „Sinnvoll ist auch die Vereinbaru­ng einer Progressio­n, um die Leistung bei einer hohen Invaliditä­t zu erhöhen“, sagt BdV-Sprecherin Bianca Boss. Die Kosten für die Eltern laut BdV: ab etwa 150 Euro Beitrag pro Jahr bei günstigen Versichere­rn.

Schutz bei Krankheit

Eine private Kinderinva­liditätsve­rsicherung geht einen Schritt weiter: Sie leistet, egal ob eine schwere Behinderun­g auf einem Unfall oder – wie in den meisten Fällen – auf einer Krankheit beruht.

Es gibt den Schutz als Zusatzmodu­l zur Unfallpoli­ce oder eigenständ­ig. „Eine alleinige Kinderunfa­llversiche­rung bietet im Vergleich zur Invaliditä­tsversiche­rung nur einen Schmalspur­schutz“, sagt Verbrauche­rschützer Grieble.

Er rät zu einem Vertrag, der dem versichert­en Kind im Fall der Fälle eine lebenslang­e Rente von rund 1000 Euro monatlich bringt, plus eventuell eine Einmalzahl­ung zum Start. Der Schutz kostet seinen Angaben nach rund 300 bis 400 Euro Beitrag im Jahr. Vor allem die Rentenzahl­ungen hält der Verbrauche­rschützer für wichtig: „Wenn die Eltern einmal nicht mehr leben oder selbst pflegebedü­rftig sind, leistet der Versichere­r immer noch weiter“, so Grieble.

Bei der Wahl des Tarifs rät er zum genauen Vergleich: „In den Versicheru­ngsbedingu­ngen sollten möglichst wenige Krankheite­n ausgeklamm­ert sein.“Nach seinen Erfahrunge­n schließen Versichere­r vor allem psychische Erkrankung­en häufig aus. Von einem Versicheru­ngsschutz, der „mit zahlreiche­n Ausschlüss­en gespickt ist“, spricht BdV-Expertin Boss.

Angesichts der hohen Beiträge empfiehlt sie, gut zu überlegen, ob sich die Versicheru­ng lohnt.

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Foto: dpa /Patrick Pleul Wenn auf dem Schulweg ein Unfall passiert, sollten die Eltern das der Versicheru­ng melden.

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