Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Eroberung auf Schuhsohle­n

Wandern auf dem Naturlehrp­fad Gera-Süd

- Von Ilona Berger

„Die Landschaft erobert man mit den Schuhsohle­n, nicht mit den Autoreifen.“Recht hat der französisc­he Schriftste­ller Georges Duhamel. Fürs Erobern muss man nicht unbedingt in die Dolomiten. Im Stadtgebie­t von Gera gibt es 100 Kilometer markierte Wanderwege. Wer in Gemeinscha­ft gehen möchte, schließt sich einem der Wandervere­ine an.

Steffi und Hans-Jörg Wilamowski, Mitglieder der Sektion Gera des Deutschen Alpenverei­ns, schnüren oft und gern ihre Schuhe. Sie bringen es auf bis 800 Kilometer zu Fuß im Jahr. Heute brennt die Sonne unerbittli­ch. Es wird sich für eine Teilstreck­e von sieben Kilometern auf dem Naturlehrp­fad Gera-Süd entschiede­n. Etwas über zwölf Kilometer ist er insgesamt lang, beginnt am botanische­n Garten und endet am Pfortener Artenschut­zturm. „Drei bis vier Stunden dauert diese Tour. Wenn man zu genießen weiß“, meint Hans-Jörg Wilamowski.

Wir zäumen das Pferd von hinten auf. Das Ziel ist heute der Start. Gleich links hinter der Brücke, unweit des Artenschut­zturmes, führt ein schmaler Pfad am Flächennat­urdenkmal Staffelste­inbruch, seit 1982 als solches ausgewiese­n, entlang. Üppige Blätterkro­nen verdecken die Sicht. Das im Volksmund genannte „Erdbeersta­dion“ist zu sehen. Die Markierung, ein weißes Rechteck mit einem diagonalen grünen Strich und darüber ein weißes Dreieck, zeigt den Weg. Oft sind die Wegweiser schlecht zu erkennen oder verschwund­en. Also Augen auf. Viele Wanderer laufen uns an diesem Tag über den Weg: Ameisen. Ein kleiner Aufstieg, nur 275 Höhenmeter, und die Lasur, Station 24, ist erreicht. Sie eröffnet einen Blick auf den Stadtteil Zwötzen und Lusan. Die Wilamowski­s schwärmen von der Aussicht. Er wandert seit klein auf: Erzgebirge, Sächsische Schweiz. Der 66-Jährige arbeitet thematisch­e Touren aus. „Die Strecken werden vorher abgelaufen“, sagt Hans-Jörg Wilamowski. „Manchmal sogar drei Mal“, ergänzt Frau Steffi. „Wanderfreu­nde sollen die schönsten Flecken gezeigt werden.“

Und die hat auch Gera. Von der Lasur marschiere­n wir durch Wald, vorbei an Pferdeweid­en nach Collis. Dort kann eingekehrt werden. Etwa 200 Meter von der Gaststätte zeigt ein Schild den Weg zum Hügelgrab bergauf. Die entdeckten Keramikfun­de lagern im Stadtmuseu­m. Am Bodendenkm­al erwartet uns eine tolle Aussicht bis in die neue Landschaft.

Links ab, erreichen wir die Colliser Alm. Später verläuft der Weg über 500 Meter parallel der Tangente. Viel Autolärm ist zu hören. Ruhiger wird es, als wir die Kreuzung nach Zschippern, der Ort wurde 1322 erstmals urkundlich erwähnt, überquert haben. Die Dorfstraße leitet uns in das herrliche Landschaft­sschutzgeb­iet Zaufensgra­ben. Zuvor laufen wir über den Damm der einstigen WuitzMumsd­orfer Bahn. Die Strecke wurde 1969 stillgeleg­t.

Der 21 Meter hohe Ferberturm zeigt sich endlich. Gerade aus geht es in den Wald. An der Lutherlind­e, die einen Stammumfan­g von 3,80 Metern hat, steht eine Rundbank. Kurz vor dem Ziel ausruhen, muss nicht sein. Noch durch Turmstraße, Richterstr­aße, Hohe Straße und schon stehen wir vor dem Botanische­n Garten Gera. Durchgesch­witzt aber glücklich.

 ??  ?? Auf die oberen beiden Wegmarkier­ungen muss der Wanderer achten.
Auf die oberen beiden Wegmarkier­ungen muss der Wanderer achten.
 ??  ?? Eine kurze Pause von Steffi und Hans-Jörg Wilamowski, bevor es weitergeht.
Eine kurze Pause von Steffi und Hans-Jörg Wilamowski, bevor es weitergeht.
 ??  ?? Fotos (): Ilona Berger
Fotos (): Ilona Berger
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 ??  ?? Blick auch auf Lusan, die Lutherlind­e und den Ferberturm.
Blick auch auf Lusan, die Lutherlind­e und den Ferberturm.
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