Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Gera ist Thüringens Spitzenreiter in Sachen Städtepartnerschaften
Kontakte zum Beispiel nach Fort Wayne in den USA, zum finnischen Kuopio und Gorazde in Bosnien. Mühlhausen seit den Sechzigern mit Tourcoing verbunden
Gera/Jena. Ob San Marcos in Nicaragua, Xuzhou in China, Saxonburg in den USA oder Adua in Äthiopien: Für freundschaftliche Kontakte ist Thüringer Kommunen kein Weg zu weit. Sie pflegen Partnerschaften auf der ganzen Welt, wie eine Umfrage unter neun Thüringer Städten ergab. Spitzenreiter mit weltweit zwölf Städten ist Gera, gefolgt von Erfurt zehn, Jena mit acht, Suhl und Eisenach je sechs. Weimar und Gotha bringen es auf jeweils fünf, Mühlhausen auf vier und Altenburg auf zwei.
Einige Verbindungen wurden bereits zu DDR-Zeiten geknüpft, andere erst im Vorjahr vereinbart. Die Kontakte der Thüringer erfassen mehr als 20 Länder in fünf Kontinenten. Die vermutlich längsten Partnerschaften bestehen seit den 1960er-Jahren zwischen Mühlhausen und Tourcoing sowie zwischen Suhl und Bègles, beide Städte in Frankreich. 1970 begann die Freundschaft zwischen Erfurt und Kalisz in Polen. Die Zahl der gemeinsamen Projekte zum gegenseitigen Kennenlernen sind groß. Allein in Erfurt beteiligen sich jährlich bis zu 1300 Menschen an Austauschprogrammen über Ländergrenzen hinweg.
„Für uns sind Städtepartnerschaften eine Sache des Herzens“, heißt es aus Geras Rathaus. „Es geht um den Blick über den Tellerrand“, sagt der Suhler Stadtsprecher Marco Stenzel. „Ums Kennenlernen anderer Gepflogenheiten und Mentalitäten“, heißt es aus dem Gothaer Rathaus. „Das bringt gegenseitiges Verständnis auf einer sehr direkten Ebene“, sagt Jenas Stadtsprecherin Roswitha Pütz.
Beziehungen zwischen Jena und Palästina
In Gera haben sich zahlreiche Partnerschaftsvereine gegründet, die sich um die Kontakte zu Fort Wayne in den USA, zu Kuopio in Finnland oder Arnheim in den Niederlanden kümmern. Aber auch das Osterlandgymnasium, der Kochclub oder die Lebenshilfe Gera halten Kontakt zu ihren Partnern im Ausland. Seit fast einem Jahr gibt es den Vertrag mit der bosnischen Stadt Gorazde, der sogar als Pilotprojekt fürs Uno-Programm „Kommunen der Einen Welt“aufgenommen wurde.
Jena unterhält als eine der wenigen Thüringer Kommunen eine Städtefreundschaft nach Palästina. Ende August 2017 wird deshalb der Jenaer Zirkus „Momolo“das Programm beim jährlichen Friedens- und Kulturfest in der Partnerstadt Beit Jala mitgestalten. In San Marcos werden landwirtschaftliche Projekte unterstützt. Ein Jenaer Verein hilft beispielsweise beim Verkauf von Kaffee aus Nicaragua.
In Eisenach kommt es während des Jubiläums „500 Jahre Reformation“zu einer Begegnung mit gleich vier Partnerstädten: Dabei sind Chöre aus Mogiljew (Weißrussland), Waverly (USA), Sárospatak (Ungarn) und das Jugendorchester Skanderborg (Dänemark). Aus der Partnerschaft Suhls mit Bègles in Frankreich ist seit 25 Jahren ein Sportleraustausch mit gegenseitigen Besuchen entstanden, sagt Stadtsprecher Marco Stenzel. Ebenso erfolgreich sei der Austausch mit der Jugendfeuerwehr im bulgarischen Smoljan. Die alljährliche Reise von Tilesius-Schülern aus Mühlhausen führt ins französische Tourcoing. „Der Austausch über Ländergrenzen hinweg ist in vielerlei Hinsicht bereichernd“, so Altenburgs Stadtsprecher Christian Bettels. Im Vorjahr radelten 23 Altenburger ins schweizerische Olten. (dpa)