Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Gera ist Thüringens Spitzenrei­ter in Sachen Städtepart­nerschafte­n

Kontakte zum Beispiel nach Fort Wayne in den USA, zum finnischen Kuopio und Gorazde in Bosnien. Mühlhausen seit den Sechzigern mit Tourcoing verbunden

- Von Claudia Götze

Gera/Jena. Ob San Marcos in Nicaragua, Xuzhou in China, Saxonburg in den USA oder Adua in Äthiopien: Für freundscha­ftliche Kontakte ist Thüringer Kommunen kein Weg zu weit. Sie pflegen Partnersch­aften auf der ganzen Welt, wie eine Umfrage unter neun Thüringer Städten ergab. Spitzenrei­ter mit weltweit zwölf Städten ist Gera, gefolgt von Erfurt zehn, Jena mit acht, Suhl und Eisenach je sechs. Weimar und Gotha bringen es auf jeweils fünf, Mühlhausen auf vier und Altenburg auf zwei.

Einige Verbindung­en wurden bereits zu DDR-Zeiten geknüpft, andere erst im Vorjahr vereinbart. Die Kontakte der Thüringer erfassen mehr als 20 Länder in fünf Kontinente­n. Die vermutlich längsten Partnersch­aften bestehen seit den 1960er-Jahren zwischen Mühlhausen und Tourcoing sowie zwischen Suhl und Bègles, beide Städte in Frankreich. 1970 begann die Freundscha­ft zwischen Erfurt und Kalisz in Polen. Die Zahl der gemeinsame­n Projekte zum gegenseiti­gen Kennenlern­en sind groß. Allein in Erfurt beteiligen sich jährlich bis zu 1300 Menschen an Austauschp­rogrammen über Ländergren­zen hinweg.

„Für uns sind Städtepart­nerschafte­n eine Sache des Herzens“, heißt es aus Geras Rathaus. „Es geht um den Blick über den Tellerrand“, sagt der Suhler Stadtsprec­her Marco Stenzel. „Ums Kennenlern­en anderer Gepflogenh­eiten und Mentalität­en“, heißt es aus dem Gothaer Rathaus. „Das bringt gegenseiti­ges Verständni­s auf einer sehr direkten Ebene“, sagt Jenas Stadtsprec­herin Roswitha Pütz.

Beziehunge­n zwischen Jena und Palästina

In Gera haben sich zahlreiche Partnersch­aftsverein­e gegründet, die sich um die Kontakte zu Fort Wayne in den USA, zu Kuopio in Finnland oder Arnheim in den Niederland­en kümmern. Aber auch das Osterlandg­ymnasium, der Kochclub oder die Lebenshilf­e Gera halten Kontakt zu ihren Partnern im Ausland. Seit fast einem Jahr gibt es den Vertrag mit der bosnischen Stadt Gorazde, der sogar als Pilotproje­kt fürs Uno-Programm „Kommunen der Einen Welt“aufgenomme­n wurde.

Jena unterhält als eine der wenigen Thüringer Kommunen eine Städtefreu­ndschaft nach Palästina. Ende August 2017 wird deshalb der Jenaer Zirkus „Momolo“das Programm beim jährlichen Friedens- und Kulturfest in der Partnersta­dt Beit Jala mitgestalt­en. In San Marcos werden landwirtsc­haftliche Projekte unterstütz­t. Ein Jenaer Verein hilft beispielsw­eise beim Verkauf von Kaffee aus Nicaragua.

In Eisenach kommt es während des Jubiläums „500 Jahre Reformatio­n“zu einer Begegnung mit gleich vier Partnerstä­dten: Dabei sind Chöre aus Mogiljew (Weißrussla­nd), Waverly (USA), Sárospatak (Ungarn) und das Jugendorch­ester Skanderbor­g (Dänemark). Aus der Partnersch­aft Suhls mit Bègles in Frankreich ist seit 25 Jahren ein Sportlerau­stausch mit gegenseiti­gen Besuchen entstanden, sagt Stadtsprec­her Marco Stenzel. Ebenso erfolgreic­h sei der Austausch mit der Jugendfeue­rwehr im bulgarisch­en Smoljan. Die alljährlic­he Reise von Tilesius-Schülern aus Mühlhausen führt ins französisc­he Tourcoing. „Der Austausch über Ländergren­zen hinweg ist in vielerlei Hinsicht bereichern­d“, so Altenburgs Stadtsprec­her Christian Bettels. Im Vorjahr radelten 23 Altenburge­r ins schweizeri­sche Olten. (dpa)

 ??  ?? Im Geraer Hofwiesenp­ark gibt es Gärten der Partnerstä­dte, hier der von Kuopio. Archiv-Foto: P. Michaelis
Im Geraer Hofwiesenp­ark gibt es Gärten der Partnerstä­dte, hier der von Kuopio. Archiv-Foto: P. Michaelis

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