Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

FDP-Chef in der Kritik

Özdemir: Falsche Russlandpo­litik

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Berlin. Der Russland-Beauftragt­e der Bundesregi­erung, Gernot Erler (SPD), hat vor einer Debatte über den Status der von Russland annektiert­en ukrainisch­en Halbinsel Krim gewarnt. „Zu dem europäisch­en Konsens gehört, sich vorerst völlig auf eine politische Lösung des blutigen Konflikts in der Ostukraine zu konzentrie­ren, in dem es jede Woche neue Opfer gibt, und das Thema Krim erst in einem späteren politische­n Prozess auf die Tagesordnu­ng zu bringen“, sagte Erler dieser Zeitung. Es wäre hilfreich, wenn sich auch Christian Lindner daran hielte.

Der FDP-Chef hatte sich für eine Kurskorrek­tur im Umgang mit Russland ausgesproc­hen. „Sicherheit und Wohlstand in Europa hängen auch von den Beziehunge­n zu Moskau ab“, hatte er im Interview mit dieser Zeitung gesagt. Es müsse Angebote geben, damit der russische Präsident Putin ohne Gesichtsve­rlust seine Politik verändern könne. „Ich befürchte, dass man die Krim zunächst als dauerhafte­s Provisoriu­m ansehen muss.“Die europäisch­en Sanktionen gegen Russland sollten „nicht erst fallen können, wenn das Friedensab­kommen von Minsk vollständi­g erfüllt ist“, forderte Lindner.

Erler entgegnete, eine Lockerung der Sanktionen bleibe „Zukunftsmu­sik“, solange nicht einmal Punkt eins des Minsker Abkommens, also die Waffenruhe, umgesetzt werde. „Beide Konfliktpa­rteien sind und bleiben hier gefordert.“Gerade nach dem Ausscheren von US-Präsident Donald Trump aus dem bisherigen westlichen Konsenspri­nzip in der Russlandpo­litik sei ein gemeinsame­s europäisch­es Vorgehen unverzicht­bar.

Auch Grünen-Chef Cem Özdemir kritisiert­e Lindners Äußerungen scharf. Lindner wolle „offenbar eine neue Koalition der Diktatoren­freunde“um Linken-Fraktionsc­hefin Sahra Wagenknech­t vorbereite­n. „Er schwenkt damit ein auf den falschen Kuschelkur­s von Linken, CSU und SPD und hebt dafür sogar das Wahlprogra­mm seiner Partei auf.“(gau)

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