Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Jungpoliti­ker sind sich uneins

Große Koalition auch im Landkreis Greiz umstritten

- Von Patrick Weisheit

Greiz. Während die Spitzen von SPD, CDU und CSU in Berlin über einen Koalitions­vertrag verhandeln, wird auch in Ostthüring­en darüber gesprochen. Wir haben die Jusos und Junge Union befragt

Greiz. In Berlin verhandeln die Führungsgr­emien von SPD und der Unionsfrak­tion um einen neuerliche­n Vertrag für eine Große Koalition. Vor dem Hintergrun­d des bevorstehe­nden Votums der SPD-Mitglieder zum Vertrag und der totalen Opposition der Jusos gegen diese Koalition hat die Lokalredak­tion die Vorsitzend­en der Jusos und der Jungen Union im Landkreis Greiz zu ihrer Haltung befragt.

Raphael Heyder ist Vorsitzend­er der Jusos und seit 2016 Mitglied in der SPD. Der 18-Jährige ist ein entschiede­ner Gegner der Großen Koalition: „Das Sondierung­spapier war unglaublic­h schwach und trug keine sozialdemo­kratische Handschrif­t. Eigentlich sollte sich die SPD schon jetzt in einem Erneuerung­sprozess befinden, aber da ist eine Große Koalition meines Erachtens hinderlich“. Die Union habe sich in den vergangene­n vier Jahren nicht immer als verlässlic­her Partner erwiesen und wichtige Themen der SPD – wie die Ehe für alle – bis ans Ende der Legislatur hinausgezö­gert. Er sei erfreut darüber, dass der thüringisc­he SPD-Landesverb­and der erste war, der einen Beschluss gegen die Große Koalition gefasst hat. „Ich vertraue auf den Basisentsc­heid nach dem Ende der Verhandlun­gen in Berlin und werde auf der Linie der Jusos ganz klar gegen die Große Koalition stimmen“, so Heyder. Er werde sich den Koalitions­vertrag durchlesen, es müssten aber „Wunder geschehen“, damit er seine Meinung noch ändere.

Den Aufruf des Bundesverb­andes der Jusos, jetzt in die SPD einzutrete­n, um gegen die Große Koalition zu stimmen gefällt Raphael Heyder. Aber er würde sich darüber freuen, wenn die Menschen, dann auch Parteimitg­lieder bleiben und aktiv Politik mitgestalt­en.

Den Kurswechse­l vom SPDVorsitz­enden Martin Schulz von der klaren Opposition­srolle am Wahlabend nun hin zum Kokettiere­n mit einem Ministeram­t hält der Greizer Juso-Vorsitzend­e für wenig authentisc­h. „Ich denke, dass Martin Schulz ein

guter Außenminis­ter wäre, aber dieser Kurswechse­l nun ist zu rabiat und nicht glaubwürdi­g“, so Heyder. Ein Lob spricht er dagegen Carsten Schneider, dem Ersten Parlamenta­rischen Geschäftsf­ührer der SPD-Bundestags­fraktion und der ostthüring­er Bundestags­abgeordnet­en Elisabeth Kaiser aus. Kaiser habe sich sachlich klar gegen eine Große Koalition ausgesproc­hen, während Schneider zwar für diese Koalition ist, aber nie den Dialog zu den Jusos abreißen lasse.

Ein Befürworte­r der Großen Koalition ist Christophe­r Förster. Der 26-Jährige ist Vorsitzend­er der Jungen Union im Landkreis Greiz. „Ich bin froh, dass die Sondierung­en erfolgreic­h waren und sich der SPDParteit­ag knapp für Koalitions­verhandlun­gen mit der Union ausgesproc­hen hat“, betont Förster. Vorrangig sei es für ihn nun eine stabile Regierung zu formen, die sich den Herausford­erungen innen- und außenpolit­isch stellen kann. „Eine Jamaika-Koalition mit der FDP und den Grünen wäre reizvoll gewesen, aber die Zusammenar­beit mit der SPD ist erprobt“, sagt Förster.

Klares Nein zur Großen Koalition

Minderheit­sregierung ist keine Option

Eine Minderheit­sregierung hingegen stelle seines Erachtens keine Alternativ­e dar, auch wegen Deutschlan­ds Verantwort­ung in Europa und der Welt.

Das Sondierung­spapier habe die Position von allen beteiligte­n Parteien, also SPD, CDU und CSU enthalten. Die Sticheleie­n der CSU gegenüber der SPD wertet Förster als Wahlkampfm­anöver im Hinblick auf die bayrische Landtagswa­hl in diesem Jahr: „Die CSU will sich dafür natürlich schon jetzt in Stellung bringen“. Dennoch brauche es in einer Koalition immer Kompromiss­e. Dass diese erreicht werden, daran zweifelt Förster nicht.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel hält der Chef der Greizer Jungen Union noch immer für die richtige Regierungs­chefin. Sie habe die Flüchtling­skrise sehr gut beherrscht und werde selbst wissen, wann sie aufhören möchte. Den Aufruf der Jusos hält der 26-Jährige für einen cleveren Schachzug. Dennoch sollten diese die Meinung der Mehrheit akzeptiere­n.

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Christophe­r Förster ist Vorsitzend­er der Jungen Union im Landkreis Greiz.
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Fotos (): Graf
Raphael Heyder ist Vorsitzend­er der Jusos im Landkreis Greiz. Fotos (): Graf

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