Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Blamage für das IOC
So betroffen dieses Urteil auch macht; ganz überraschend kommt es nicht. Dass der Internationale Sportgerichtshof Cas die lebenslange Sperre für 28 russische Sportler aufgehoben hat, deutete sich in diesem Winter bereits an.
Wäre die Beweislast ausreichend gewesen, hätten die Weltverbände der Eisschnellläufer und Rennrodler die betroffenen Athleten wohl kaum in den Weltcups starten lassen. Offensichtlich stand die Anklage auf zu wackeligen Füßen. Und vor Gericht gilt ja immer noch die Unschuldsvermutung.
Oder doch nicht? Im Fall Claudia Pechstein war es auch der Cas, der den Bann der Internationalen Eislauf-Union gegen die Berliner Eisschnellläuferin bestätigte. Und das, obwohl deren Sperre ausschließlich auf Indizien beruhte – und diese später sogar medizinisch widerlegt werden konnten. Wird bei den Schweizer Richtern mit zweierlei Maß gemessen? Zumindest erweckt es in diesem Kontext den Anschein.
Insgesamt ist das Urteil eine Blamage für das IOC – und ein Schlag ins Gesicht aller sauberen Sportler. Zwar bedeutet es nicht, dass es kein staatlich gelenktes Doping in Russland gegeben hat. Doch der Freispruch der Athleten wirft einerseits die Frage auf: Sind die Kontrollen überhaupt noch diesen Begriff wert? Und andererseits sendet er die erschütternde Botschaft: Je ausgeklügelter ein Betrugssystem ist, desto weniger Konsequenzen muss man fürchten.
Bevor nächste Woche in Pyeongchang die olympische Flamme entzündet wird, hat der Sport wieder ein Stück seiner Glaubwürdigkeit verloren.
Ein verdammt großes.