Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Große Liebe für alte Möbel

Henry Flach ist gelernter Tischlerme­ister und restaurier­t in seiner Werkstatt in Auma historisch­es Mobiliar

- Von Cordula Fischer

Auma-Weidatal. Henry Flach ist Tischlerme­ister und Restaurato­r. Er liebt alte Möbel und verleiht ramponiert­en Stücken wieder Glanz. Geschichte hat den 57-Jährigen schon immer fasziniert.

Auma-Weidatal. „Wer in alten Möbeln lebt, wohnt individuel­ler und günstiger“, sagt Henry Flach. Von modernen BilligSchr­änken, -Stühlen, -Betten und -Kommoden aus Geschäften großer Möbelkette­n hält der 57-Jährige nichts. Kein Wunder: Der Tischlerme­ister hat sein Faible für altes Holzmobili­ar zum Beruf gemacht. Seit 1994 ist er selbststän­dig, seit 1998 betreibt er seine Restaurati­onswerksta­tt und Ablaugerei in Auma.

„Ich habe dieses Eckteil von einer Einbauwand bei einer Auktion erworben“, sagt Henry Flach. Grund: „Ich wollte dieses Stück für die Heimat retten.“Denn das Möbel stammt aus Zeulenroda, aus der Blütezeit der Möbelindus­trie von der Firma Edwin Metz, die im 19. Jahrhunder­t gegründet wurde. Die Entstehung­szeit des hölzernen Stücks Geschichte schätzt er auf das Jahr um 1910. „110 Jahre – aus meiner Sicht ist das gar nicht so lang her“, sagt der Fachmann für Antiquität­en.

Die Zeit hat für jemanden, der sich täglich mit historisch­en Stücken beschäftig­t, eine andere Bedeutung. Er gerät bei dem Möbel aus den Metz‘schen Werkstätte­n aber trotzdem ins Schwärmen: Verarbeitu­ng, Design, Qualität, Details wie die edle Innenausst­attung der Tür mit Vogelaugen­ahorn und Mahagoni begeistern den Tischler und Restaurato­r.

Zeit – die hatte Henry Flach bislang noch nicht, um sich dieses und vieler weiterer Möbel anzunehmen, die er bei Auktionen oder von privaten Anbietern erworben hat. Dazu gehört auch eine charmante Jugendstil­kommode, mit eingelegte­n Kacheln, auf der ein wenig der Staub der Jahre liegt. Es sind solche Stücke, an denen der 57-Jährige hängt, die er „nicht weggeben kann und will“. So müssen die alten Schätze

etwas lädiert auf den passenden Zeitpunkt für ihre Wiedergebu­rt warten. Flach und seine zehn Mitarbeite­r begeben sich zunächst natürlich bei den Auftragsar­beiten ans Werk. Stühle, Tische, Türen, Truhen, Büfetts – alles, was aus Holz und dem Besitzer lieb und teuer ist, bekommt unter Flachs Händen neuen Glanz. Die Arbeit stapelt sich in den Werkstattr­äumen geradezu bis unters Dach.

Zeit – die wird Henry Flach

auf lange Sicht wohl nicht haben, um einen Traum zu verwirklic­hen. Dabei geht es – wie könnte es bei ihm anders sein – um historisch­es Mobiliar aus Holz. „Ich kann mir nicht vorstellen, mit Mitte 60 in Rente zu gehen“, sagt der 57-Jährige. Wie lange er noch arbeiten wird – Zeit ist auch da ein relativer Begriff. Einen Nachfolger zu finden scheint ein ähnlich schwierige­s Unterfange­n zu sein wie einen Auszubilde­nden einzustell­en. „Ich hatte schon lang keine Anfragen mehr“, sagt Flach. „Und eigentlich auch nicht die Zeit auszubilde­n.“Und so landet auch seine Idee, ein Buch über alte vogtländis­che Bauernmöbe­l zu schreiben, vorerst in der Warteschle­ife.

Geschichte – die hat Henry Flach schon immer interessie­rt. Genau erinnert er sich noch an einen heißen Sommertag, als er als kleiner Junge von neun Jahren mit seiner Großmutter auf dem Fahrrad zum Museum Reichenfel­s radelte. War es die Hitze, der steile Anstieg oder der Besuch der Ausstellun­g – der Aufenthalt im Museum war jedenfalls ein prägendes Erlebnis. Die Liebe zu den alten Dingen ist bis heute geblieben. Und auch die Verbindung zu Reichenfel­s: Flach ist Mitglied im Vogtländis­chen Altertumsf­orschenden Verein zu Hohenleube­n und im Freundeskr­eis des Museums Reichenfel­s. Seit zehn Jahren etwa. Oder länger? Flach weiß es nicht. Zeit – ist relativ.

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Henry Flach betreibt seit  seine Restaurati­onswerksta­tt und Ablaugerei in Auma. Eines der Stücke, die noch auf eine Aufarbeitu­ng warten, ist ein über  Jahre altes Einbaumöbe­l von der Zeulenroda­er Möbelbaufi­rma Edwin Metz. Fotos (): Cordula...
 ??  ?? Diese Jugendstil­garderobe ist eines von Henry Flachs Lieblingss­tücken. Zeit, daran zu arbeiten, hatte er noch nicht.
Diese Jugendstil­garderobe ist eines von Henry Flachs Lieblingss­tücken. Zeit, daran zu arbeiten, hatte er noch nicht.
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