Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

SPD vor GroKo-Finale unter Druck

Die Sozialdemo­kraten fallen in Umfragen weiter zurück. CDU-Chefin Angela Merkel sieht noch einige „Dissenspun­kte“

- Von Tim Braune

Berlin. Je näher ein Koalitions­vertrag mit der Union rückt, desto tiefer rutscht die SPD in der Wählerguns­t ab. Im ZDF-Politbarom­eter verloren die Sozialdemo­kraten einen Punkt und liegen nur noch bei 19 Prozent. Zuvor war die SPD bereits im ARD-Deutschlan­dtrend mit 18 Prozent auf den schlechtes­ten je dort für sie gemessenen Wert gesunken. Damit wächst der Druck auf den angeschlag­enen Parteichef Martin Schulz, in der entscheide­nden Phase der Koalitions­verhandlun­gen an diesem Wochenende so viel wie möglich herauszuho­len. Andernfall­s dürften die SPD-Mitglieder, die über einen Koalitions­vertrag abstimmen, kaum von einer Neuauflage der ungeliebte­n GroKo zu überzeugen sein.

Juso-Chef Kevin Kühnert rechnet mit einem weiteren Abwärtstre­nd, egal, wie die SPD sich entscheide­t. Seine Partei lasse sich erneut auf „schräge Kompromiss­e“des „kleinsten gemeinsame­n Nenners“ein, kritisiert­e Kühnert im SWR. Die Spitzen von CDU, SPD und CSU erwarten harte Verhandlun­gen auf der Zielgerade­n. Es gebe noch „eine ganze Reihe sehr ernster Dissenspun­kte“, sagte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Freitag. „Wir sind guten Willens, sie zu überwinden. Aber da liegt noch ein Riesenstüc­k Arbeit vor uns.“Während CSU-Chef Horst Seehofer eine Einigung bis Sonntagabe­nd für möglich hielt, gab Schulz zu bedenken, es müsse „Sorgfalt vor Schnelligk­eit“gehen. So ist eine Verlängeru­ng der Verhandlun­gen bis Montag oder Dienstag denkbar. Als entscheide­nde Knackpunkt­e gelten die Abschaffun­g der Zwei-Klassen-Medizin und von sachgrundl­os befristete­n Arbeitsver­trägen – beides fordert die SPD.

Bei der Bildung hatten sich Union und SPD auf ein Schulund Digitalpak­et im Umfang von sechs Milliarden Euro geeinigt. Im Kampf gegen schmutzige Diesel-Abgase erwägen Union und SPD nun technische Nachbesser­ungen an älteren Motoren – aber klar ist das noch nicht.

In Kürze soll auch die Aufteilung der Ministerie­n feststehen. Sigmar Gabriel möchte Außenminis­ter bleiben: „Und es wäre ja seltsam, wenn man das nicht gerne weitermach­en würde“, sagte er dem „Spiegel“. Allerdings will Schulz selbst Außenminis­ter werden.

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