Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
„Ich spreche wie Rudi Carrell und sehe aus wie Linda de Mol“
Der Holländer Hans Klok beweist in seiner atemberaubenden Zaubershow in Gera Selbstironie und meisterliches Können
Gera. „Ich brauche ein Kind, vier Jahre alt“, sagt Magier Hans Klok ins Publikum. In Ermangelung eines so jungen Freiwilligen ruft er den 13jährigen Geraer Niclas Nowazek auf die Bühne. Der Teenager muss sich auf eine schwarze Trage legen und wird in eine Decke gewickelt. Dann ziehen ihm Kloks Gehilfen die Liegefläche unter dem Körper weg und Niclas scheint zu schweben. Zur Erinnerung wird schnell noch ein Polaroid-Foto geschossen.
Für den Schüler, der selbst einmal Zauberer werden will und dafür auch die kompletten Sommerferien für Zirkus-Praktika nutzt, ist der unverhoffte Einsatz ein unvergesslicher Moment. Immerhin ist er mit seiner Mutter schon um 15 Uhr ins Kulturund Kongresszentrum Gera (KuK) gekommen, fünf Stunden vor Kloks Showbeginn, um ja nichts zu verpassen. Außerdem wollte er herausfinden, ob er bei Kloks zweitem Geraer Auftritt am Freitagabend auch allein ins KuK kommen könne, denn es gebe nur noch ein Ticket in Bühnennähe. Leider konnte die Frage niemand beantworten. Aber nicht nur Niclas wird am Donnerstagabend vom niederländischen Illusionisten verzaubert. Kloks Mix aus kleinen und großen Tricks, Spitzenakrobatik und Tanz entwickelt eine magische Sogwirkung.
Die einzelnen Show-Nummern werden von einer losen Fantasystory zusammengehalten: Vor 100 Jahren lebte der dunkle Magier Gordini, der seinen Konkurrenten die Tricks stahl und die Kollegen anschließend ermordete. Die erbeuteten Zaubertricks schrieb er in ein Buch, das seit seinem Tod verschollen ist. Auf der Suche danach betritt Hans Klok Gordinis altes Haus, in dem die Seelen seiner Opfer noch immer spuken.
Dort wird Klok auf einer Art Streckbank in zwei Teile zerlegt. Da tanzt eine Primaballerina ohne Oberkörper durch den Raum, und da verrenkt sich eine Schlangenfrau derart grotesk, dass ihre Gliedmaßen an eine Spinne erinnern.
Hans Klok hat dem Treiben natürlich etwas entgegenzusetzen: So lässt er eine Assistentin in einer Kiste Platz nehmen, die er anschließend auf A4-Größe einfaltet. Zu seinen Lieblingskunststücken zählen offenbar die Entfesselungstricks. In den unterschiedlichsten Variationen lässt er sich geknebelt in Kisten sperren, um einen Wimpernschlag später befreit auf der Kiste zu hocken, während nun an seiner Stelle eine der Assistentinnen im kleinen Gefängnis sitzt.
In welcher Geschwindigkeit hier ein Höhepunkt auf den nächsten folgt, macht Staunen. Zugleich überrascht der blond gelockte Holländer mit selbstironischen Pointen. „Ich weiß“, sagt er gleich zu Beginn, „ich spreche wie Rudi Carrell und sehe aus wie Linda de Mol.“Für einen ganz besonderen Moment sorgt ein ukrainisch-kanadisches Artistenduo, das in Slow Motion einen atemberaubenden Balanceakt hinlegt.
Nach zweieinhalb Stunden dreht Klok dann noch mal richtig auf. In fünf Minuten präsentiert er 15 Tricks und beweist, warum man ihn den schnellsten Magier der Welt nennt.
Nach der Show hofft Niclas Nowazek, beim Meet and Greet mit dem Illusionisten doch noch zu erfahren, ob er am nächsten Tag allein ins KuK kommen darf. Hans Klok ist von dem 13-jährigen Zauberlehrling aus Gera so beeindruckt, dass er ihn kurzerhand für Freitagabend zum Ehrengast erklärt.
Und wie fühlte sich das Schweben an? „Man hat schon gemerkt, dass da etwas drunter war“, sagt Niclas.
Zauberei und Artistik auf höchstem Niveau
■ Weitere Termine: 3. Februar, Stadthalle Chemnitz; 5. und 6. Februar, Kulturpalast Dresden