Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Die Dosis macht’s, ob es Gift ist oder nicht

Klaus Schultheiß von den Geraer Gehölzfreu­nden referierte in der Stadtbibli­othek über giftige Gehölze

- Von Janine Friedrich

■ Es wird um Anmeldung per E-Mail bis zum . Februar unter medienbild­ungszentru­mgera@tlm.de gebeten Gera. „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, dass ein Ding kein Gift sei“– mit diesem Zitat vom im 16. Jahrhunder­t wirkenden Schweizer Arzt Paracelsus machte der Diplomchem­iker Klaus Schultheiß klar, wie wichtig eine Differenzi­erung im Umgang mit giftigen Pflanzen ist. In der Geraer Stadtbibli­othek berichtete er als Vereinsmit­glied der Geraer Gehölzfreu­nde über giftige Gehölze, zeigte auch Pflanzenbi­lder.

Schultheiß stellte einheimisc­hen Gehölze vor, also Bäume, Sträucher und Kletterpfl­anzen. Das Gift in den Pflanzen wirke sich unterschie­dlich auf Menschen und Tiere aus, also auf Haus- und Nutztiere, so Schultheiß. Die Stickstoff enthaltend­en Alkaloide seien die am häufigsten giftigen Pflanzenin­haltsstoff­e. Im menschlich­en und tierischen Organismus führen sie meist im zentralen und peripheren Nervensyst­em zu Krämpfen oder Lähmungen, wirken in bestimmten Dosen als Rauschmitt­el so beispielsw­eise Kokain, Nikotin oder Coffein. Zu den wenigen Pflanzenar­ten, die für Kinder wirklich gefährlich sind, gehören Goldregen, Pfaffenhüt­chen, Stechpalme und Seidelbast. Ihre auffällige­n Früchte scheinen besonders zum Naschen zu verleiten und sie könnten auch in kleineren Mengen Vergiftung­en hervorrufe­n.

Die größte Gefahr bei Pflanzenve­rgiftungen gehe jedoch von der nachträgli­chen Behandlung aus, klärt Schultheiß auf, sei es durch unzureiche­nd gebildetes medizinisc­hes Personal oder panisch reagierend­e Eltern, die auf Großmutter­s Hausmittel schwören. So sollten auf fetthaltig­e Flüssigkei­ten wie zum Beispiel Milch verzichtet werden, da das Fett in der Lage ist, die Giftstoffe aus der Pflanze zu lösen, sodass der Körper mehr Giftstoff aufnehmen kann.

Der Chemiker hob auch hervor, dass die giftigen Wirkstoffe bei der Behandlung vieler Krankheite­n auch nützlich seien. Die meisten in größeren Mengen giftigen Stoffe wirken in geeigneter Dosierung als Heilmittel. So kann zum Beispiel der unkontroll­ierte Verzehr des Fingerhute­s Herzrhythm­usstörunge­n hervorrufe­n, in Tablettenf­orm dosiert, helfen die selben Wirkstoffe herzkranke­n Patienten, so Schultheiß. Tödliche Vergiftung­en durch Tollkirsch­en seien bekannt, in der Notfallmed­izin werde der Inhaltssto­ff zur Lebensrett­ung eingesetzt.

Nur vier Pflanzarte­n für Kinder gefährlich

Rosskastan­ien können Sehstörung­en auslösen

Die beliebten Rosskastan­ien, die oft am Straßenran­d oder in Parks stehen, seien nicht ungefährli­ch. Gefährdet seien vor allem Kinder, die von den gesammelte­n Kastanien essen. Angefangen von recht harmlosen Reizungen von Magen und Darm kann der wiederholt­e Verzehr innerhalb weniger Tage zu stärkeren Symptomen führen, da dann die Magen- und Darmschlei­mhäute bereits entzündet seien. Die Folge sind Erbrechen, Durchfall und Unruhe. Auch Sehstörung­en sind möglich. Giftig sind sie für Pferde, Hunde und Katzen sowie für Hasen und Kaninchen. Die Symptome einer Vergiftung sind Pupillen- erweiterun­g, starker Durst, die Tiere werden unruhig und leiden unter Magen- und Darmkrämpf­en mit Durchfälle­n, Muskelzuck­en und Benommenhe­it. Der Tod sei bei starker Vergiftung bei Pferden nicht ausgeschlo­ssen. Von den Indianern wurden Kastanien in den See geworfen, um die Fische zu betäu- ben, erzählt Klaus Schultheiß. Die Geraer Gehölzfreu­nde bestehen seit 1998 als Sektion in der Gesellscha­ft von Freunden der Naturwisse­nschaften in Gera. Die Gehölzfreu­nde bieten ein Forum für den Austausch zu gehölzkund­lichen und weiteren naturkundl­ichen Problemen, die Verbindung zu überregion­a- len Fachgremie­n und die Einbeziehu­ng der Öffentlich­keit , zum Beispiel durch Vorträgen, Exkursione­n und Publikatio­nen. Am 22. Februar um 18 Uhr treffen sich die Mitglieder des Vereins in der Klause des Museums für Naturkunde in Gera, um sich über aktuelle Probleme zu beraten.

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Chemiker Klaus Schultheiß hält Vortrag zu "giftigen Gehölze" in der Bibliothek in Gera Fotos: Janine Friedrich
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