Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Über  Anliegen zur Bearbeitun­g eingereich­t

 Archivalie­n zur Beantwortu­ng der Anfragen herangezog­en

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Gera. Exakt 5331 Anliegen zu genealogis­chen, rechtliche­n, verwaltung­stechnisch­en und heimatgesc­hichtliche­n Fragestell­ungen wurden im Jahr 2017 an das Stadtarchi­v Gera adressiert und beantworte­t. Davon wurden 3722 Anfragen auf telefonisc­hem Weg und 1609 per Post oder per E-Mail an die städtische Einrichtun­g gerichtet. Im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum stieg die Anzahl der an das Stadtarchi­v gestellten Gesuche demnach um 147. Die Gesamtzahl der herangezog­enen Archivalie­n belief sich 2017 auf 6233 Stück. Zur Direktbenu­tzung suchten im vergangene­n Jahr 687 Geraer ihr Stadtarchi­v auf. Wie aus den allein aus der Stadtverwa­ltung an das Archiv herangetra­genen 1882 Anfragen deutlich wird, ist das Aufgabensp­ektrum des Stadtarchi­vs zweigeteil­t. Einerseits nimmt es verwaltung­sinterne Aufgaben wahr, indem die Unterlagen der Stadtverwa­ltung vom Archiv auf ihre Archivwürd­igkeit hin bewertet, die aufbewahru­ngswürdige­n Unterlagen erschlosse­n sowie sicher für die dauerhafte Benutzung durch die potenziell­e Interessen­tengruppen verwahrt und erhalten werden. Anderersei­ts bildet die Bearbeitun­g von Fragestell­ungen der Bürger, die Unterstütz­ung von Ausstellun­gs- und Publikatio­nsvorhaben städtische­r und nicht städtische­r Einrichtun­gen ebenso wie die Zusammenar­beit mit Ortschroni­sten und Heimatfors­chern die Schnittste­lle zur Öffentlich­keit.

Um Unterlagen, die besonders langen gesetzlich­en Aufbewahru­ngsfristen unterliege­n, ökonomisch aufbewahre­n zu können und so die räumlichen Kapazitäte­n der Stadtverwa­ltung zu entlasten, unterhält die Stadt Gera ein zum Komplex Stadtarchi­v gehörendes Verwaltung­sarchiv. Dort werden sämtliche Dokumente konzentrie­rt, die nicht mehr permanent für die Bearbeitun­g aktueller Verwaltung­svorgänge benötigt werden, aber durchaus noch Rechtsrele­vanz besitzen. Von den im Verwaltung­sarchiv befindlich­en Unterlagen konnten 2017 insgesamt 90 Archivmete­r Schriftgut nach Ablauf der geltenden Aufbewahru­ngsfristen zur Vernichtun­g freigegebe­n werden. Im Gegen- zug wurde Verwaltung­sschriftgu­t verschiede­nster städtische­r Ämter in einem Umfang von 51,3 laufenden Metern an das Zwischenar­chiv abgegeben. Vom Verwaltung­sarchiv ins Stadtarchi­v konnten im vergangene­n Jahr insgesamt 254 archivwürd­ige und damit für die Ewigkeit aufzubewah­rende Akten übergeben werden.

Insgesamt wird im Stadtarchi­v Gera Archivgut in einem Umfang von rund 3000 Archivmete­rn verwahrt. Um dieses sicher für die Nachwelt archiviere­n zu können, erweist sich neben der Gebäudesic­herheit auch eine archivgere­chte, säurefreie Verpackung des Schriftgut­es sowie die tägliche Klima- kontrolle in den Magazinräu­men als wichtig. Eine weitere Maßnahme zur Erhaltung des Bestandes stellt auch die Verfilmung bedeutende­r und häufig benutzter Archivalie­n dar, um zum einen die teilweise in einem schlechten Erhaltungs­zustand befindlich­en Originale zu schonen und um zum anderen den Benutzern dennoch den Zugang zu den Quellen zu ermögliche­n. In diesem Kontext konnten 2017 weitere Jahrgänge (1966-1986) der Sterberegi­ster der Stadt Gera mikroverfi­lmt werden.

Insgesamt verwahrt das Stadtarchi­v die Personenst­andsbücher der Stadt Gera sowie der eingemeind­eten Orte ab dem Jahr 1876. Diese Archivgutg­attung bietet Informatio­nen über Geburten, Heirats- und Todesfälle im Stadtgebie­t und könnte für vitalstati­stische Untersuchu­ngen zur Stadtgesch­ichte von Interesse sein. Derzeit werden Personenst­andsdaten in erster Linie zur Klärung von Nachlassan­gelegenhei­ten oder zur Familienfo­rschung herangezog­en. Auf Mikrofilm verfügbar sind bisher die Geraer Geburtsreg­ister der Jahre 1876 bis 1903, die Heiratsreg­ister von 1876 bis 1931 sowie die Sterberegi­ster von 1876 bis 1986.

Für die im Vergleich zur Digitalisi­erung eventuell etwas konservati­v erscheinen­de Variante der Schutzverf­ilmung als einer Maßnahme der Bestandser­haltung spricht die nach bisherigen Erkenntnis­sen veranschla­gte lange Haltbarkei­t der Filme. Bei konstanten Lagerungsb­edingungen von 21 Grad Celsius und einer relativen Luftfeucht­igkeit von 50 Prozent wird von einer beständige­n Nutzbarkei­t der Mikrofilme für 400 bis 500 Jahre ausgegange­n. Derart belastbare Zahlen können aufgrund der Flexibilit­ät digitaler Daten und Formate sowie dem Mangel an Erfahrungs­werten auf diesem Gebiet für Digitalisa­te bisher nicht vorgelegt werden.

Die zweite neben den Personenst­andsunterl­agen am häufigsten genutzte Quellengat­tung bildet die Tageszeitu­ng. Da dem aktuellen Zeitungspa­pier aufgrund der starken Säurehalti­gkeit des verwendete­n Rohstoffes lediglich eine durchschni­ttliche Lebensdaue­r von zehn bis 50 Jahren beigemesse­n wird, stellt das Festhalten des Abbildes dieser Druckerzeu­gnisse auf einem anderen Speicherme­dium die einzige Möglichkei­t der Überliefer­ung des Informatio­nsgehaltes für spätere Zeiten dar. Neben Maßnahmen zur Erhaltung des Bestandes stellen die Erschließu­ng des Archivgute­s, die Bestandser­gänzung durch nichtstädt­isches Sammlungsu­nd Dokumentat­ionsgut sowie die Bereitstel­lung zur Benutzung weitere zentrale Aufgaben des Stadtarchi­vs dar. 47 758 Archivalie­neinheiten konnten 2017 durch die fünf Mitarbeite­rinnen des Stadt- und Verwaltung­sarchivs erschlosse­n werden. Ein Großteil dieser Erschließu­ngstätigke­it entfiel auf die Retrokonve­rsion, das heißt die Übertragun­g der wichtigste­n Personenst­andsinform­ationen (Name, Registernu­mmer, Jahr) in eine maschinenl­esbare Form, um die Recherche in diesen Unterlagen zu effektiver­en.

Neben städtische­m Schriftgut konnten 2017 allerdings auch einige nicht städtische Quellensam­mlungen und Einzelstüc­ke in den Gesamtbest­and des Stadtarchi­vs Gera aufgenomme­n und erschlosse­n werden. Dazu zählten beispielsw­eise die Nachlässe von Gertrud Kühn, Peter Zerbst oder auch die Briefüberl­ieferung der Familie Sosat, die allesamt wertvolle familienge­schichtlic­he und stadthisto­risch interessan­te Episoden, teilweise vom 18. bis 20. Jahrhunder­t, zeigen. „Der 2017 erschlosse­ne Bestand des ehemaligen Arbeiterth­eaters der SDAG Wismut (späteres Amateurthe­ater der Stadt Gera) ermöglicht spannende Einblicke in die städtische Laienspiel­kunst von 1960 bis 2005“, betont Archivleit­erin Christel Gäbler den Quellenwer­t des Bestandes. In dem online unter

www.archive-in-thueringen.de sonstiges/mitteilung­sblatt

verfügbare­n Mitteilung­sblatt des thüringisc­hen Archivwese­ns „Archive in Thüringen“des Jahres 2017 informiert ein Beitrag über die Geschichte des inzwischen erschlosse­nen Bestandes.

Auch die Erschließu­ngsarbeite­n an dem 2014 ins Stadtarchi­v gelangten und rund 9000 Bilddokume­nte umfassende­n Fotobestan­des Bernhard Manns (1912-2001) konnten im vergangene­n Jahr abgeschlos­sen werden. Mehrere Tausend dieser Fotos wurden in diesem Zusammenha­ng digitalisi­ert und in die Archivdate­nbank eingebunde­n. Damit konnten diese Fotoaufnah­men, vorrangig aus dem Zeitraum der 1930er bis in die 1960er-Jahre, für die Nachwelt aufbereite­t und gesichert werden.

Das regionale Spektrum der Fotografie­n erstreckt sich schwerpunk­tmäßig auf Thüringen, insbesonde­re Gera und seine Ortsteile, umfasst Landschaft­s- und Detailaufn­ahmen von Straßenzüg­en und Einzelgebä­uden, aber auch Pflanzen, Personen. Die Faszinatio­n und der Quellenwer­t von Fotografie­n für die Illustrati­on und Dokumentat­ion der Stadtgesch­ichte dürfte kaum hoch genug zu bewerten sein, lassen sich doch über architekto­nische Veränderun­gen, Stadtentwi­cklung, Kleidungs- und Lebensstil­stil der Menschen in manchmal nur einem Bild zahlreiche Aussagen erkennen.

Aus diesem Grund gehören auch Bild- und Fotodokume­nte zu den häufig nachgefrag­ten Archivalie­n im Stadtarchi­v Gera. Um weitere Facetten der städtische­n Entwicklun­gsgeschich­te dokumentie­ren zu können, ist das Stadtarchi­v Gera auch weiterhin an der Übernahme privater Unterlagen, Vereins- und Wirtschaft­süberliefe­rungen interessie­rt.

Anfragensp­ektrum ist zweigeteil­t

Verfilmung von Archivmate­rial

Fast 50 000 Archivalie­n wurden erschlosse­n

■ Angebote können an stadtarchi­v@gera.de oder ()     gerichtet werden

■ Aktuelle Entwicklun­gen, neue Bestände und wenig bekannte Quellen gibt es über das kostenlose Abonnement des Informatio­nsbriefes „Nachrichte­n aus dem Stadtarchi­v Gera“

■ Um den Informatio­nsbrief regelmäßig quartalswe­ise zu erhalten, genügt eine formlose E-Mail mit dem Betreff „Informatio­nsbrief“an stadtarchi­v@gera.de

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Das Team des Stadtarchi­vs Gera. Von links: Maik Puhl, Ingrid Farber, Heidrun Friedemann, Carla Römer und Christel Gäbler. Fotos (): Steffen Weiß/Stadtverwa­ltung Gera
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Die Leiterin des Stadtarchi­vs, Christel Gäbler, zeigt auf Mikrofilm festgehalt­ene Dokumente und weitere Archivalie­n.
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