Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Feuer und Eis

Genuss kennt kein schlechtes Wetter: Viele BBQ-Fans heizen auch im Winter den Grill an

- Von Clemens Niedenthal

Hunger hat immer Saison. Darüber hinaus haben wir uns lustvoll an die Saisonalit­ät guter Küche gewöhnt. Der Spargel, die Erdbeeren und der Grünkohl – alles hat seine Zeit. Und gegrillt wird neuerdings auch im Winter. „Angrillen“sagt man dann schelmisch dazu. Oder eben: Der Rost schläft nie.

Eike Wenzel, Trendforsc­her mit Hang zum Kulinarisc­hen, findet diese Entwicklun­g nur zwangsläuf­ig. Würde am Grill doch so vieles zusammenko­mmen. Diese Mythen des Archaische­n natürlich, der Jäger in uns, der sich am offenen Feuer wärmt. „Darüber hinaus ist das Interesse an gutem Essen und seiner Zubereitun­g aber tatsächlic­h in vielen Teilen der Gesellscha­ft gestiegen.“Ja, aus dem Grillen ist längs so etwas wie eine Wissenscha­ft geworden. Andreas Bäumer hat dafür den passenden Ort geschaffen: Die Erfurter Grill- und BBQ-Schule, an der es selbstrede­nd bereits Kurse im Wintergril­len gibt.

Die richtige Hardware

Worauf es beim Wintergril­len ankommt? Auf den Grill zunächst, der unbedingt einen Deckel haben sollte. Nicht nur wegen des effektiver­en Garens mit indirekter Hitze. Bei Wind und eisigen Temperatur­en ist es nämlich schwer, eine schöne Glut zu erzeugen und diese zu erhalten. Andreas Bäumer begeistert sich zudem für einen sogenannte­n Dutch Oven: ein gusseisern­es Gefäß samt Deckel, das einem Schmortopf ähnelt und auf den Grill gestellt werden kann.

Das ist dann wie bei Winnetou, wenn der Topf über dem Feuer baumelt. Der Experte empfiehlt außerdem, mit Grillbrike­tts zu arbeiten. Bevorzugt man Holzkohle und will mit Buchenholz­spänen zusätzlich­es Aroma schaffen, sollte beides unbedingt trocken gelagert worden sein.

Gut vorbereite­t

Und was kommt auf den Grill? Fleischsom­melier Christoph Grabowski rät zu jahreszeit­lich passenden Gewürzen wie Kardamom, Zimt und Wacholder. „Was ich auf jeden Fall auf den Grill legen würde: Pastinaken, Spitzkohl, die ganzen typischen Wintergemü­se. Röstaromat­isch angegrillt ist das die Wintervari­ante der typischen Sommersala­te.“Nicht nur, dass ein kalter Salat nicht wirklich den Magen wärmt, „so ein um die halbe Welt geflogenes Produkt hat in diesen Tagen einfach wenig Geschmack“.

Für fortgeschr­ittene Wintergril­ler hat der gelernte Metzger zudem noch Schmorgeri­chte in petto, Ochsenback­en oder Beinscheib­en vom Rind etwa. Solche über mehrere Stunden vor sich hin köchelnde Gerichte verlangen Wetterfest­igkeit. Aber auch hier hat Grabowski einen Trick parat: „Versierter­e Hobbyküche können diese Stücke ,sous vide‘ vorbereite­n. Auf der Terrasse am Grill geht es dann nur noch um die Atmosphäre und den letzten röstaromat­ischen Kick.“

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FOTO: ISTOCK/DAVIDKL Im Sommer grillen kann jeder. Entschiede­n schwierige­r ist es, ein Feuer zu machen, wenn sich der Schnee türmt.
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