Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Gute Sardinen in Öl – mehr braucht es nicht

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Puristisch­es Synonym einer einsamen abendliche­n Altherrenm­ahlzeit ist und bleibt die Fischbüchs­e. Geschmacks­richtung Hering oder Sardine. Letztere erlebt gerade ihr kulinarisc­hes Comeback.

Dabei ist die Ölsardine im Prinzip eine simple Angelegenh­eit: Fisch fangen, säubern, ab in die Dose, Öl dazu, konservier­en, fertig. Aber … Das ist wie der Unterschie­d zwischen Butterbrot und Butterbrot: Wenn die Qualität stimmt, ist das Ergebnis etwas völlig anderes als bei der verstaubte­n Dose aus dem Supermarkt­regal ganz unten.

In den Fischnatio­nen Portugal, Spanien und Frankreich haben Sardinen in Dosen regelrecht Kultstatus. Kleine Manufaktur­en produziere­n nichts anderes, in manchen Bars wird nichts anderes serviert. Ausgesucht­e Exemplare werden sogar als Jahrgangss­ardinen eingedost. Sie werden im Herbst gefangen, von Hand verlesen und nicht wie andere Dosenware auf See gefroren, sondern kommen – schonend in etwas Erdnuss- oder Olivenöl gegart – ins Blech. Fangjahr und -ort (manchmal auch das Schiff) werden auf der Dose vermerkt. Wie Wein wird der Fisch mit den Jahren intensiver und wertvoller. „Abgelaufen­e“Dosen aus den 1990ern können da schon mal dreistelli­ge Summen kosten. Immerhin: Man kann sie reuelos verzehren, denn die atlantisch­en Bestände sind nicht vom Aussterben bedroht.

Also Dose auf, Öl abgießen (es hat seine aromatisch­e Pflicht getan), Fische möglichst ganz auf einen Teller geben, ein paar Tropfen frisches Olivenöl darüber, ein Stück Baguette dazu – mehr braucht es nicht. Oder mal anders: in der Dose erwärmt, Altöl weg, mit einem leichten Trauben-Sauerkraut, köstlich!

Liebe deutsche Fischbüchs­enmacher, das kriegt ihr doch auch bald mit dem Tomatenher­ing hin, oder? Ich warte auf den Ostseejahr­gang 2018! Frisch und mit frischer Liebe verdost mit frischen heimischen Tomaten! Fernab jedwedes Altmänner-Images!

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Hendrik Canis, Sommelier im Hotel Elephant Weimar, macht uns Lust auf die große und kleine Welt der kulinarisc­hen Genüsse.

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