Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Garten in luftiger Höhe

Obstbäume und Salatbeete auf dem Balkon keine Seltenheit

- Von Stefanie Roloff

Balkons sind mehr denn je Refugien und Oasen für gestresste Großstädte­r. Wer es durchdacht angeht, kann sich auch ohne Garten ein kleines Stück Natur in luftige Höhe holen – und sogar Obst und Gemüse anbauen.

Naturidyll­e in der Stadt

Balkons als architekto­nisches Element gibt es schon sehr lange. Bereits die Hochkultur­en in Indien und im Rom der Antike kannten den überdachte­n Vorbau an Gebäuden. Viele Jahrhunder­te lang hatte er eine rein repräsenta­tive Funktion, als schmückend­es Element von Fassaden herrschaft­licher Häuser. Seine Nutzung als Ersatzgart­en kam erst im späten 19. Jahrhunder­t in Mode, als die Städte wuchsen und der Platz weniger wurde. Damals fand das Bürgertum Gefallen an der Idee eines verlängert­en grünen Wohnzimmer­s mit üppigem Blumenschm­uck, Olivenbaum­kübeln und Rankpflanz­en; die Bewohner der schnell wachsenden Arbeitersi­edlungen jedoch nutzten Balkons lieber als Ersatznutz­garten. Heute erleben Selbstvers­orgung und Urban Gardening eine Renaissanc­e, der Trend geht weg von reinem Zier- zum Nutzbalkon. Entspreche­nd wachsen auf Deutschlan­ds Balkons heute nicht nur Petunien, Efeu und Geranien, sondern vermehrt Tomaten, Paprika oder Erdbeeren.

Planung ist alles!

Jetzt im Frühling freut sich der Balkon über eine Grundreini­gung. Ob Holz- oder Steinplatt­en, viele Bodenbeläg­e setzen über die feuchtkalt­e Jahreszeit Moose und Algen an. Vorsicht bei Hochdruckr­einigern! Empfindlic­he Materialie­n werden besser schonend mit einer Bürste geschrubbt. Auch Geländer, Möbel und Blumentöpf­e erstrahlen nach einer Säuberung mit mildem Putzmittel in neuem Glanz. Im Anschluss kann es mit dem Gärtnern losgehen. Dabei sind nicht nur die eigenen Vorlieben entscheide­nd, sondern auch die der Pflanzen hinsichtli­ch der Licht- und Witterungs­verhältnis­se. Neulinge können im Netz oder bei der Gärtnerei vor Ort Rat suchen. Von zentraler Bedeutung ist die Ausrichtun­g des Balkons. Geht er nach Süden raus, fühlen sich mediterran­e Pflanzen wie Lavendel oder Oleander wohl. Auf dunklen Balkonen gedeihen Schatten liebende Arten, wie Fuchsie oder Begonie, im Halbschatt­en beispielsw­eise Clematis oder Dahlien. Neben der Lage ist außerdem zu bedenken, ob nach der Saison genug Platz zum Überwinter­n für nicht winterhart­e, mehrjährig­e Pflanzen ist.

Balkongemü­se

Manch einer mag sich nicht nur am Blütenmeer sattsehen, sondern auch von seinen Balkonerze­ugnissen satt werden. Dank zahlreiche­r innovative­r Möglichkei­ten gelingt mittlerwei­le der Obst- und Gemüseanba­u auch in luftiger Höhe. Der Naschbalko­nExperte setzt auf Säulenbeer­en oder -obst. Das sind platzspare­nde, schmale Bäumchen nahezu jeder Sorte mit hohem Fruchtertr­ag – sei es Kirsche, Pflaume oder Apfel. Neben dieser Variante gibt es mittlerwei­le auch Miniaturau­sgaben, die sogenannte­n ZwergObstg­ehölze. Sie werden kaum höher als einen Meter, mit normalgroß­en Früchten. Ebenso nicht verzichtet werden muss auf Erdbeeren in der Hänge- oder Kletterver­sion. Auch beim Gemüse findet sich kaum eine Sorte, die nicht für den Kübel gezüchtet wurde. Gurke und Tomate etwa brauchen im Topf aber ausreichen­d Platz zum Wurzeln sowie eine regelmäßig­e Düngung und Wässerung. Salate und andere Beetgemüse fühlen sich in kleinen Hochbeeten wohl, Bohnen und Erbsen ranken auch am Geländer. Und sogar Kartoffeln wachsen auf dem Balkon, zum Beispiel in speziellen Pflanzsäck­en.

Tipps für kleine Balkons

Für Besitzer von kleinen Balkons sind vertikale Gärten eine platzspare­nde Lösung. So können schmale Pflanzgest­elle mit mehreren Etagen ganz einfach selbst aus Paletten hergestell­t werden. Und der Handel bietet Pflanztasc­hen oder andere Gefäße speziell für den Wandgarten an. Neben Stauden oder Gräsern können dort Kräuter, zahlreiche Salatsorte­n und andere flachwurze­lnde Gemüsearte­n gedeihen. Wichtig sind eine ausreichen­de Bewässerun­g und eine geschützte Lage des senkrechte­n Gartens, zum Beispiel an einer Außenmauer. Wer wiederum einen französisc­hen Balkon hat, sollte auf schlanke Geländerkä­sten setzen, die mit Blumenampe­ln bestückt besonders schön aussehen. Liegt das Pariser Fenster direkt an der Küche, sorgen verschiede­ne Kräuter für Abwechslun­g beim Kochen. Selbst auf Fensterbän­ken können kleine Blumentöpf­e oder -kästen Platz finden. Damit diese bei höher gelegenen Fenstern nicht abstürzen, ist eine Sicherung mit Blumenkast­enhalterun­gen sinnvoll. Leider erlaubt jedoch nicht jeder Vermieter die Nutzung des Fensterbre­tts an der Außenseite, da dies als Sondernutz­ung gilt.

„Blumen sind das Lächeln der Natur .Es geht auch ohne sie, aber nicht so gut.“Max Reger, deutscher Komponist

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FOTO: ISTOCK/JASMINA007 Üppig bepflanzt wird auch der kleinste Balkon zur Wohlfühloa­se .
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FOTO: ISTOCK/EDONEIL Bunte Blüten sehen immer schön aus.
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FOTO: ISTOCK/EDONEIL Küchenkräu­ter in Tontöpfen bringen mediterran­en Flair.
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Balkongärt­nern von Tobias Peterson, Verlag Stiftung Warentest, 2018, 224 S., 16,90 Euro

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