Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
„Das ist der Tod von Opel Eisenach“
Ein Modell für das Werk Eisenach, ein Motor für den Standort Kaiserslautern, ein Auftrag für das Entwicklungszentrum in Rüsselsheim: Das hat die Opel-Geschäftsführung angekündigt.
Eisenach. Das sichere zusammen gerade einmal 1800 der derzeit 19 000 Arbeitsplätze bei Opel, sagte Wolfgang SchäferKlug, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates, gestern in Frankfurt/Main. Im Gegenzug fordere der neue Eigentümer den Verzicht aller Opelaner auf die jüngste Lohnerhöhung um 4,3 Prozent und das Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Von Zukunftssicherung für Arbeitsplätze bei Opel sei in den Gesprächen mit PSA-Chef Carlos Tavares plötzlich keine Rede mehr, sagte der frühere IG-Metall-Chef Berthold Huber, der bei den Sanierungsverhandlungen für die deutschen Opel-Werke auf der Arbeitnehmerseite die Fäden führt. Die Investitionen für eine Fertigung des Modells Grandland in Eisenach wolle PSA nur genehmigen, wenn vorher alle Opel-Beschäftigten auf Lohnsteigerungen und Zuschläge verzichten. Und selbst dann solle in Eisenach eine Stückzahl gefertigt werden, die das Werk mit einer Jahreskapazität von 180 000 Fahrzeugen nicht einmal zur Hälfte auslaste, „Das ist kein Zukunftskonzept, sondern der Tod von Eisenach“, zeigte sich Huber überzeugt.
Opel-Chef Michel Lohscheller beharrt jedoch darauf, mit seinen Angeboten die übernommenen Zusagen des alten Eigentümers General Motors sogar zu übertreffen. Längst findet aber eine Abstimmung mit den Füßen statt. Nach Berechnungen Schäfer-Klugs ist bereits sicher, dass mehr als 4000 Beschäftigte das Unternehmen bis 2020 früher verlassen werden. Damit würden die ursprünglich intern geäußerten Forderungen des neuen Mutterkonzerns mehr als erfüllt, der angeblich rund 3700 Leute vorzeitig loswerden wolle.
Opel lockt mit Abfindungen, Altersteilzeit und Vorruhestand und sorgt sich offenbar wenig darum, dass Leute mit Schlüsselqualifikationen das Unternehmen verlassen könnten. Allein den Vorruhestand hätten bereits mehr als 2500 Beschäftigte gewählt, sagt der Betriebsrat. Weitere rund 2000 kämen dafür in Frage und eine unbekannte Zahl weiterer Beschäftigter könnte anderweitige Abfindungen von bis zu 275 000 Euro wählen.
Während in Spanien, Polen und Großbritannien nach gewerkschaftlichen Zugeständnissen Investitionszusagen verteilt wurden, die teils sogar mit Produktionsausweitungen verbunden sind, kommen PSA und IG Metall nicht voran. Die Metaller ließen durchklingen, dass sie einen Abbau von 450 Jobs in Eisenach und rund 1200 Ingenieuren in Rüsselsheim akzeptieren könnten. Sie wollen aber wissen, wohin die Reise geht.
Die Bundesregierung springt den Arbeitnehmern zur Seite. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und Wirtschaftsminister Peter Altmaier seien mit der Konzernführung in Paris im Gespräch, sagte eine Sprecherin des Arbeitsministeriums am Freitag. (mit dpa und rtr)