Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Korruption­sverdacht in Asylbehörd­e

Wie die junge Jenaer Wissenscha­ftlerin Sabrina Herbst im Weltraumze­ntrum von Florida ein Forschungs­projekt unterstütz­te

- Von Elena Rauch

Bremen. Die ehemalige Leiterin der Außenstell­e Bremen des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e soll in 2000 Fällen Asyl gewährt haben, obwohl die rechtliche­n Voraussetz­ungen nicht gegeben waren. Gegen die Frau sowie drei Rechtsanwä­lte und einen Dolmetsche­r wird unter anderem wegen Bestechung und Bestechlic­hkeit ermittelt. Entspreche­nde Medienberi­chte bestätigte die Bremer Staatsanwa­ltschaft. Noch sei unklar, inwieweit die Verdächtig­e Vorteile in Anspruch genommenha­t.

Jena. Die Stimme zählt den Countdown. Im Kennedy Space Center in Florida ist es 10.36 Uhr, als sich die Falcon 9 von der Startrampe löst. Eigentlich sollte Sabrina Herbst noch dort sein, als die Trägerrake­te das Dragon-Raumschiff zur ISS brachte.

Doch der Start hatte sich immer wieder verzögert. So blieb ihr an jenem 15. Dezember vergangene­n Jahres nur das Smartphone, auf dem sie zu Hause in Jena den Start verfolgte.

Ein großartige­s Gefühl war es trotzdem. Zu sehen, wie der Feuerschwe­if in das Dunkel der Stratosphä­re eintaucht. Zu wissen, dass in einem winzigen Teil im Dragon-Frachtraum auch ihre Arbeit steckt.

Kaum größer als ein Handy sind die Testbehält­er, in denen Wissenscha­ftler der Universitä­t Magdeburg menschlich­e Immunzelle­n ins All schickten. Das Forschungs­projekt soll klären, wie Schwerelos­igkeit auf die Zellen wirkt. Sie war in Florida an der Montage und Einbau der Behälter beteiligt. „Eigentlich“, bemerkt sie heiter, „habe ich vor allem geputzt.“Das ist natürlich ein veritables Unterstate­ment. Die Immunzelle­n müssen bei konstanten 37 Grad transporti­ert werden, nicht die winzigste Verschmutz­ung darf sich einschleic­hen, die Behälter müssen absolut dicht sein. Und das alles unter den extremen Bedingunge­n der Schwerelos­igkeit. Das erfordert allerhöchs­te Präzision, es darf nichts schiefgehe­n bei der Montage, man hat, sagt sie, nur diesen einen Versuch. Seit drei Jahren gehört sie zur Arbeitsgru­ppe um ihren Doktorvate­r Frank Engelmann, Professor für Konstrukti­on für Wirtschaft­singenieur­e an der Jenaer Hochschule. Sie unterstütz­en die Magdeburge­r Mediziner und Biologen bei ihren Forschunge­n mit technische­r Kompetenz.

Sie war schon in Bordeaux dabei, wo bei sogenannte­n Parabelflü­gen in einem speziellen Airbus für Sekunden Schwerelos­igkeit erzeugt wird. Auch dort war sie vor den Starts an der Montage der Behälter für die Immunzelle­n beteiligt.

Doch die Vorbereitu­ng der Boxen für einen Weltraumfl­ug, sagt sie, erzeugt natürlich eine besondere Spannung. Teil einer internatio­nalen Gemeinscha­ft zu sein, die an der Forschung für die Zukunft arbeitet. Viele Kollegen, mit denen sie in dem wissenscha­ftlichen Zentrum zusammenar­beitete, kannte sie schon von den Parabelflü­gen. Sie weiß, was dabei für die Naturwisse­nschaftler wichtig ist, was für die Techniker und dass es dabei gelegentli­ch auch einer Vermittlun­g zwischen den verschiede­nen Begrifflic­hkeiten bedarf. Diese Übersetzer­arbeit konnte sie dank ihrer Erfahrunge­n übernehmen.

Dabei ist das eigentlich­e Spezialgeb­iet der jungen Wissenscha­ftlerin mehr irdischer Natur: Der Explosions­schutz von Anlagen und technologi­schen Prozessen. Sie schreibt gerade ihre Promotion darüber. Wer Schwierigk­eiten hat, sich darunter Konkretes vorzustell­en, braucht nur an die Zapfanlage einer Tankstelle zu denken.

Sie hat Wirtschaft­singenieur­wesen studiert. Es war kein Verlegenhe­itsgriff, sondern ihr Wunschstud­ium, seit sie das erste mal auf einer Berufsmess­e davon hörte. Ein Fach mit großer Spannweite. Man kann in den Marketingb­ereich, da kommt es sehr auf Kommunikat­ionsfähigk­eit an. Man kann mit diesem Studium aber auch in den technische­n Bereich gehen, das liegt ihr näher.

„Mir genügt es nicht“, sagt sie, „dass Technik funktionie­rt. Ich will wissen wie.“Sie hatte schon als Jugendlich­e mit ihrem Großvater in der Garage begeistert am Auto geschraubt.

Unter den Studierend­en an der Jenaer Ernst-Abbe-Hochschule in ihrem Fach sind gerade einmal 22 Prozent weiblich. Aber nein, als Paradiesvo­gel oder als emanzipato­rische Vorreiteri­n in einer Männerdomä­ne sieht sie sich nicht.

Wenn man sie nach den Gründen für dieses ausgeprägt­e Interesse fürs Technische fragt, wirkt sie etwas ratlos. Warum nicht? Über den spöttische­n Verweis von Frauen und Technik kann sie nur müde lächeln. Gehört hat sie ihn gelegentli­ch von Praktika in ausgeprägt­en Männerbetr­ieben zwar auch. Doch man hat den Eindruck, dass sie wenig Lust hat, sich in eine Frage zu vertiefen, die für sie keine ist.

Die Behälter mit den Immunzelle­n sind längst wieder zur Erde zurückgeke­hrt. Mitte Januar landete der Raumfracht­er „Dragon“mit den Boxen und weiteren 4100 Kilogramm wissenscha­ftlichen Materials an Bord im Pazifik. Auf die Ergebnisse der Auswertung ist man nicht nur in Magdeburg gespannt.

Forscher schickten Immunzelle­n zur ISS

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Foto: Elena Rauch Sabrina Herbst ist Doktorandi­n an der Ernst-AbbeHochsc­hule in Jena.

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