Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Was man aus Wahlen lernen kann

- Von Jörg Riebartsch

Wer hat eigentlich die kleinen Kommunalwa­hlen in Thüringen gewonnen? Bei unabhängig­er Betrachtun­g lässt sich zumindest festhalten, dass es mehr Verlierer als Gewinner gibt. Dies muss kein Signal für die Landtagswa­hlen zum Ende des kommenden Jahres sein. Aber man kann leicht erkennen, welche Partei auf kommunaler Ebene punktet, also offenbar nah dran am Publikum ist: die CDU.

Gegenüber den vergleichb­aren Wahlgängen vor sechs Jahren konnte sie thüringenw­eit auf knapp 38 Prozent zulegen.

Die Parteien der rot-rot-grünen Landesregi­erung hatten hingegen insgesamt gesehen wenig zu melden. Die Grünen sind kaum wahrnehmba­r, die SPD schrumpfte stark. Ein ernstes Problem hat die Linksparte­i zu vermelden. Mit einem kargen Ergebnis von 11,6 Prozent hat die Partei auf lokaler Ebene nur noch in Ausnahmen eine Bedeutung.

Das primäre Problem der Linksparte­i sind die desaströse­n Verluste in ihren Hochburgen. Ostthüring­ens Oberzentru­m Gera mag dafür als Beispiel gelten.

Dort bildet die Linksparte­i im Stadtrat mit 31,5 Prozent die stärkste Kraft. Hatte also die großen Kommunalwa­hlen 2014 gewonnen. Zur Bundestags­wahl im vergangene­n Herbst präsentier­te sich aber plötzlich die AfD als Wahlsieger, und zwar mit 29 Prozent. Eine solche Wählerwand­erung von der linken auf die rechte Außenposit­ion dürfte in Deutschlan­d einmalig sein.

Obwohl die Linksparte­i zur Oberbürger­meisterwah­l in Gera sogar ihre Landtagsvi­zepräsiden­tin Margit Jung aufbot, scheiterte sie mit 13,3 Prozent klar.

Und die AfD, der es ja nicht gerade an Selbstbewu­sstsein mangelt? Sie konnte mit 10,2 Prozent weder an das Landtagswa­hlergebnis, geschweige denn den Erfolg zur Bundestags­wahl anknüpfen. Erkennbar hat die Partei Probleme, Leute zu finden, die auf kommunaler Ebene Verantwort­ung übernehmen wollen. Das hängt damit zusammen, dass die AfD nicht müde wird anzuprange­rn, welch miese Geschäfte andere Parteien betreiben. Wer soll sich sowas – womöglich ehrenamtli­ch – antun?

In ihrer neuen Hochburg Gera hat es die AfD mit 21,3 Prozent aber in die Stichwahl zum Oberbürger­meister geschafft – mit 250 Stimmen Vorsprung vor der abgewählte­n Amtsinhabe­rin. Dort geht es gegen einen parteilose­n Bewerber, der praktisch aus dem Nichts die erste Wahlrunde gewann. Mal sehen, ob die AfD in ihm schon einen ersten Meister findet, bevor sie überhaupt kommunalpo­litisch reüssiert.

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