Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Jenaer Wissenscha­ftler entwickeln Laser der nächsten Generation

Neue Methode erlaubt eine enorme Leistungss­teigerung. Produktion könnte damit billiger werden

- Von Ulrike Kern

Jena. Laser, allen voran Ultrakurzp­ulslaser, haben sich längst als unersetzli­ches Werkzeug in Wissenscha­ft, moderner Produktion und täglichem Leben etabliert. Nahezu alle Materialie­n – etwa Keramik, Saphir, Karbonfase­r, Kunststoff­e, Glas oder medizinisc­he Implantate – können damit präzise und in hoher Stückzahl bearbeitet werden. Und die Nachfrage nach noch leistungss­tärkeren Lasersyste­men ist weltweit steigend.

Jenaer Forscher leisteten schon seit Jahren auf dem Gebiet Pionierarb­eit. 2013 ging für die Entwicklun­g eines hoch präzisen Laser-Werkzeuges sogar der Deutsche Zukunftspr­eis an Forscher der Friedrich-SchillerUn­iversität Jena und Experten der Firmen Bosch und Trumpf.

Allerdings sei man an physikalis­che und technologi­sche Grenzen gestoßen und die Weiterentw­icklung der Lasertechn­ologie ins Stocken geraten. Quantenspr­ünge waren nicht mehr zu erwarten, so die Forscher. Es bedurfte also einer grundlegen­d neuen Idee. Und die kommt wieder aus Jena.

Am Institut für Angewandte Physik (IAP) der FSU Jena, am Fraunhofer IOF Jena und am Helmholtz-Institut Jena (HIJ) wurde über die letzten sieben Jahre hinweg eine Methode entwickelt, die eine Leistungss­teigerung über bestehende Grenzen hinweg erlaubt und somit die nächste Generation an Ultrakurzp­ulslasern ermöglicht. Damit sind die beteiligte­n Forscher nun für den diesjährig­en Thüringer Forschungs­preis nominiert.

Das neue Prinzip funktionie­rt folgenderm­aßen: Ein Eingangsst­rahl wird in verschiede­n viele Teilstrahl­en unterteilt, die einzeln verstärkt werden. Daraufhin werden die einzelnen Strahlen wieder durch entspreche­nde optische Elemente gebündelt. „Dieser Ausgangsst­rahl hat nun eine um die Anzahl der Teilstrahl­en größere Leistung“, erklärt Jens Limpert vom Institut für Angewandte Physik an der Universitä­t Jena.

Leistungsg­renzen sind nun nicht mehr durch physikalis­che Limitierun­gen der Lasertechn­ologie gegeben, sondern nur durch die Anzahl der verwendete­n Kanäle beziehungs­weise Pulse. Allerdings ist diese Verstärkun­g des Strahls nur möglich, wenn eine zeitliche Überlageru­ng der elektrisch­en Felder exakt gegeben ist – und zwar mit unvorstell­barer Genauigkei­t. Im Zeitbereic­h entspricht dies einer Genauigkei­t von wenigen Attosekund­en. Zum Vergleich: Eine Attosekund­e ist ein Milliardst­el einer Milliardst­el Sekunde.

Mit der neuen Ultrakurzp­ulslaserte­chnologie haben die Jenaer Forscher erneut den Grundstein für die Weiterentw­icklung gelegt. Prozessges­chwindigke­iten lassen sich aufgrund der gesteigert­en Laserleist­ung entscheide­nd verkürzen, wodurch auch eine kostengüns­tigere und marktrelva­ntere Fertigung möglich ist.

 ??  ?? Physiker Robert Klas vom Institut für Angewandte Physik der Universitä­t Jena arbeitet an einem Kurzpulsla­ser in einem Labor im Neubau in Jena. Foto: Fraunhofer IOF/IAP
Physiker Robert Klas vom Institut für Angewandte Physik der Universitä­t Jena arbeitet an einem Kurzpulsla­ser in einem Labor im Neubau in Jena. Foto: Fraunhofer IOF/IAP

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