Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
„Die Zeiten, in denen Porzellan weißes Gold war, sind vorbei“
Ungewissheit bei Weimar-Porzellan ist groß. Gewerkschaft benennt Schwierigkeiten der Branche
Blankenhain/Erfurt. Nach der Insolvenz der Firma Weimar Porzellan mit Sitz in Blankenhain ist die Ungewissheit groß, wie es weitergeht. Generell aber lasse sich sagen, dass die Lage in der Branche nicht rosig ist, sagt Andreas Schmidt. Er ist Bezirksleiter der IG BCE – das Kürzel steht für Industriegewerkschaft Bergbau-Chemie-Energie, sie ist die Branchengewerkschaft für die Porzellanhersteller.
In Weimar gebe es nach seiner Kenntnis bereits seit Jahren keinen Betriebsrat mehr, die Firma sei weder tarifgebunden noch im Arbeitgeberverband organisiert. Schwierigkeiten, die die Firma insbesondere auf dem russischen Markt benannt hat, kann der Gewerkschafter nachvollziehen: „Der Rubel hat zuletzt stark verloren.“Tatsächlich beträgt der Wertverlust in den vergangenen fünf Jahren fast die Hälfte. Das erschwere den Export und habe kaum mit Embargos zu tun. Der Absatz schrumpfe – zumal Gebrauchsporzellan immer öfter billig in Osteuropa oder Asien gefertigt werde. Auch in Deutschland kauften die Menschen oft billige Gebrauchskeramik. „So wird der Kundenkreis kleiner.“– Gerade Spezialisten könnten ihr Portfolio auch nicht einfach umstellen.
Die Firma hatte vermeldet, dass es 2018 zu einem drastischen Umsatzeinbruch gekommen war. Eine kurzfristige Forderung des Zolls habe nun die Insolvenz ausgelöst, weil das Mutter-Unternehmen, die Könitz-Gruppe, kein weiteres Geld zuschießen wollte. „Die Zeiten, in denen Porzellan weißes Gold war, sind vorbei“, so Schmidt. Auch Meißner Porzellan oder Volkstedter spürten das längst. Etliche vergleichbare Betriebe hätten schon aufgeben müssen.