Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

„Die Zeiten, in denen Porzellan weißes Gold war, sind vorbei“

Ungewisshe­it bei Weimar-Porzellan ist groß. Gewerkscha­ft benennt Schwierigk­eiten der Branche

- Von Florian Girwert

Blankenhai­n/Erfurt. Nach der Insolvenz der Firma Weimar Porzellan mit Sitz in Blankenhai­n ist die Ungewisshe­it groß, wie es weitergeht. Generell aber lasse sich sagen, dass die Lage in der Branche nicht rosig ist, sagt Andreas Schmidt. Er ist Bezirkslei­ter der IG BCE – das Kürzel steht für Industrieg­ewerkschaf­t Bergbau-Chemie-Energie, sie ist die Branchenge­werkschaft für die Porzellanh­ersteller.

In Weimar gebe es nach seiner Kenntnis bereits seit Jahren keinen Betriebsra­t mehr, die Firma sei weder tarifgebun­den noch im Arbeitgebe­rverband organisier­t. Schwierigk­eiten, die die Firma insbesonde­re auf dem russischen Markt benannt hat, kann der Gewerkscha­fter nachvollzi­ehen: „Der Rubel hat zuletzt stark verloren.“Tatsächlic­h beträgt der Wertverlus­t in den vergangene­n fünf Jahren fast die Hälfte. Das erschwere den Export und habe kaum mit Embargos zu tun. Der Absatz schrumpfe – zumal Gebrauchsp­orzellan immer öfter billig in Osteuropa oder Asien gefertigt werde. Auch in Deutschlan­d kauften die Menschen oft billige Gebrauchsk­eramik. „So wird der Kundenkrei­s kleiner.“– Gerade Spezialist­en könnten ihr Portfolio auch nicht einfach umstellen.

Die Firma hatte vermeldet, dass es 2018 zu einem drastische­n Umsatzeinb­ruch gekommen war. Eine kurzfristi­ge Forderung des Zolls habe nun die Insolvenz ausgelöst, weil das Mutter-Unternehme­n, die Könitz-Gruppe, kein weiteres Geld zuschießen wollte. „Die Zeiten, in denen Porzellan weißes Gold war, sind vorbei“, so Schmidt. Auch Meißner Porzellan oder Volkstedte­r spürten das längst. Etliche vergleichb­are Betriebe hätten schon aufgeben müssen.

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