Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Unermüdlich auch nach Redaktionsschluss
Der ehemalige Fotograf unserer Zeitung, Christian Freund aus Greiz, wird heute Jahre alt
Greiz. „Ich habe noch ein anderes Bild mitgebracht. Hast du Platz dafür?“– Wer jemals mit Christian Freund zusammengearbeitet hat, kennt die Frage. Ganz oft kam er von einem Termin zurück, hatte aber Bilder von zwei weiteren Themen im Kasten. Vor seinem scharfen Blick und dem Ehrgeiz, schöne Motive soweit wie möglich zu verbreiten, ist keiner sicher. Auch nicht, seit der Redaktionsalltag in der Greizer Lokalredaktion dieser Zeitung längst hinter ihm liegt und er seinen Ruhestand genießt. Heute wird Christian Freund 70 Jahre alt. Er hat zunächst bei Fotograf Deylig in Greiz gearbeitet. 1980 kam der Fotografenmeister als Bildreporter zur Volkswacht, arbeitete nach der Wende bei den Ostthüringer Nachrichten und bis zu seinem Ruhestand 2011 bei der Ostthüringer Zeitung. Aber nicht nur für die Zeitung fotografiert Freund. Er ist unter anderem Mitglied im Fotoclub, hat für Bücher über Greiz und Zeulenroda Bilder beigesteuert und den Fototeil für den Bildband 800 Jahre Greiz kostenlos gestaltet. Darüber hinaus ist er Mitglied im Obergrochlitzer Feuerwehr- und im Greizer Tierschutzverein.
In über 30 Jahren als Fotojournalist hat Christian Freund natürlich jede Menge erlebt. Und er muss lange überlegen, welche Episode er erzählt. Schließlich entscheidet er sich für die Katzentaufe. Pfarrer Matthias Pöhland aus Greiz wollte Rentnern eine Freude bereiten. „Sie wollten, dass ihre Katzen einen Namen bekommen. Also hat er sie getauft“, erinnert sich Christian Freund. Berichtet wurde darüber nicht nur in unserer Zeitung, sondern auch bundesweit. „Ich hatte geahnt, dass viele Gläubige das nicht so gut finden würden“, so der 70-Jährige. Für den Geistlichen hatte die Aktion übrigens Konsequenzen.
Auch die zweite Begebenheit, die der Greizer nie vergessen wird, ereignete sich nach der Wende. „Ein Höhepunkt war, als ich gemeinsam mit meiner Kollegin Ilona Roth 1992 beim Start der Raumfähre Discovery in Cape Canaveral in Florida dabei war“, erzählt er. Der aus Greiz stammende Wissenschaftsastronaut Ulf Merbold startete zu seiner zweiten Weltraummission und hat dafür gesorgt, dass die Ostthüringer Journalisten dabei sein konnten. „Wenn so eine Rakete startet, ist das gewaltig. Die brettert derartig los“, erinnert er sich daran, dass der Boden vibriert, die Tribüne gewackelt hat.
Schließlich ist ihm die aufregende Wendezeit gut in Erinnerung. „Viele hatten, gerade bei den ersten Demonstrationen, Angst zu fotografieren. Denn die Leute haben gedacht, wer eine Kamera hat, ist von der Stasi“, erzählt er. Christian Freund hat das aber nicht davon abgehalten, wie er sagt, „frech, fromm und frei zu fotografieren“. Wohlwissend, dass das gefährlich war. In Zeulenroda, sein zweiter Einsatzort, sei der Protest „eine ganz heiße Kiste“gewesen.
Christian Freund war in Greiz jahrzehntelang die personifizierte OTZ – und ist es für viele heute noch.
Dienst nach Vorschrift war nie sein Ding. Sah Freund nach Redaktionsschluss ein Motiv, das ihn ansprach, schnappte er seine Kamera und legte los. Auch wenn er privat unterwegs ist, ist der Fotoapparat im Gepäck. Darüber konnten sich vor wenigen Tagen seine ehemaligen Kollegen in Gera freuen. Mit seiner Frau Christine war er in Gera und hat bei der Gelegenheit die frühlingshaft-blühende Stadt fotografiert – zur Freude unserer Leser.
„Ich gehe es jetzt etwas ruhiger an. Es sei denn, ihr ruft mich an“, sagt Christian Freund lachend. Bis heute ist der Greizer freier Mitarbeiter unserer Zeitung. Und zwar einer, auf den immer Verlass ist.
Raketenstart bleibt unvergessen