Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Hort der Beständigk­eit

- Axel Lukacsek über den Rücktritt einer Trainer-Legende

Was für eine unglaublic­he Zahl. 22 Jahre! Beim Hamburger SV ist das Haltbarkei­tsdatum der meisten Trainer nach gefühlten 22 Wochen abgelaufen. Aber auch sonst sind Trainerwec­hsel ja längst ein normaler Vorgang geworden. Dass nun Arsène Wenger zum Saisonende den Londoner Premier-League-Club FC Arsenal nach sage und schreibe mehr als 1000 Spielen in 22 Jahren verlassen wird, war einigen Medien sogar eine Eilmeldung wert.

Dass zuletzt viele Fans seinen Rauswurf forderten und der Glanz früherer Tage mit zehn großen Titeln und spektakulä­rem Fußball längst verblasst ist, fällt in solch einem Fall weniger ins Gewicht. Wenn ein Mann wie Wenger nach fast einem halben Jahrhunder­t seinen Posten räumt, ist es für den Verein eine Zäsur. Mehr noch: Mit seiner Art, offensiven Fußball zu zelebriere­n und Talente wie einst Thierry Henry zu fördern, hat er dem englischen Fußball generell seinen Stempel aufgedrück­t.

Natürlich war klar, dass Arsène Wenger irgendwann gehen würde. In einer Zeit, wo niemand mehr die nötige Geduld aufbringt und der Erfolg, egal auf welchen Ebene, sich am besten gleich einstellen soll, war er allerdings ein wohltuende­r Hort der Beständigk­eit.

Frischer Wind, weht er nicht zu oft und verliert dadurch seine reinigende Wirkung, wird aber auch dem FC Arsenal gut tun. Vielleicht wäre es ein letzter großer Dienst von Arsène Wenger, würde er mit seiner Mannschaft die Europa League gewinnen. Für seinen Nachfolger wäre dies nicht von Belang. Die Fußstapfen, die zu füllen wären, sind nach 22 Jahren ohnehin ziemlich groß.

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