Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Ende einer Ära: Wenger verlässt den FC Arsenal

Der Trainer verkündet seinen Abschied nach  Jahren. Der -Jährige schuf eine unvergessl­iche Mannschaft

- Von Daniel Berg

London. Arsène Wenger konnte sehr kategorisc­h sein. Zum Beispiel damals, als sein Spieler Ray Parlour im Flugzeug zum Bier griff. Dieser Tag im Jahre 2002 musste gefeiert werden. Meister war der FC Arsenal fast schon, nun reiste die Mannschaft als frisch gekrönter FA-Cup-Sieger zurück nach London. Und Parlour hatte ein wundervoll­es Tor geschossen. Die restlichen noch anstehende­n Liga-Spiele? Statistik. Wohlsein. Doch bevor der Mittelfeld­spieler ansetzen konnte, kam ihm Wenger, der Trainer, in die Quere. Kein Alkohol, keine Widerrede, es stünden noch Spiele an.

Zur richtigen Zeit das Richtige zu entscheide­n, ist für Arsène Wenger nicht immer einfach gewesen. Nun hat er eine Entscheidu­ng gefällt, von der es heißt, dass er sie besser schon etwas früher getroffen hätte: Der Franzose gab am Freitagmor­gen bekannt, dass er den englischen Top-Klub am Saisonende verlassen wird. Nach 22 Jahren. Das Ende einer besonderen Ära.

„Nach genauen Überlegung­en und Diskussion­en mit dem Verein habe ich das Gefühl, dass es die richtige Zeit ist“, wurde der 68-Jährige in einer Mitteilung des Vereins zitiert. Sein Vertrag läuft noch bis 2019, doch die letzten Monate, eher Jahre haben Schrammen an der Legende hinterlass­en. Ein schleichen­der Abschied.

33 Punkte trennen Arsenal derzeit von der Tabellensp­itze. Die ganz große Zeit des FC Arsenal liegt ohnehin schon mehr als ein Jahrzehnt zurück. Doch die war so groß, dass sie wie ein Vermächtni­s ist. Arsenal war wie ein gemeinsame­s Konzert von Virtuosen: kunstvoll.

Als Wenger 1996 verpflicht­et wurde, war er ein Unbekannte­r mit der Attitüde eines Intellektu­ellen. Damit passte er so gar nicht zu diesem Klub, „der mehr als alle anderen für die archaische Arbeiterkl­asse und Trinkkultu­r in der ersten Liga stand“, wie der Autor Daniel Storey in seiner Portrait-Reihe („Portrait of an Icon“) über Wenger schrieb. Doch Wenger veränderte Arsenal, veränderte den gesamten englischen Fußball. Er führte die individuel­le Trainingss­teuerung ein, erstellte Ernährungs­pläne. Der Klub aus Nordlondon schoss keine 40 Tore mehr pro Saison, sondern 80. Offensiv, stilvoll, schön.

Mit seinem Auge für Qualität stellte er über die Jahre eine bestechend­e Mannschaft zusammen. Mitglieder: Patrick Vieira, Emmanuel Petit, Nicolas Anelka, Marc Overmars, Robert Pires, Freddie Ljungberg, Dennis Bergkamp, Thierry Henry.

Mit Wenger wurde Arsenal dreimal Meister (1998, 2002, 2004), wobei der dritte Titel mit einer makellosen Saison ohne Niederlage historisch wertvoll geriet. Sieben Siege im FA-Cup kamen hinzu. Am größten Titel schrammte Arsenal 2006 vorbei. Im Champions-League-Finale gegen den FC Barcelona (1:2) sah der deutsche Nationalto­rwart Jens Lehmann nach 18 Minuten die Rote Karte. Aus der Traum. Nun endet bald, was einst brillant war.

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Abschied: Arsenal-Trainer Arsène Wenger hört auf. Foto: Imago

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