Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

„So etwas erlebst du sonst nicht“

Anke Huber war  beim letzten deutschen Tennis-Triumph im Fed Cup dabei und spricht über den Wettbewerb

- Von Björn Jensen

Stuttgart. Die deutsche Nummer eins, Julia Görges, bestreitet im Fed-Cup-Halbfinale gegen Tschechien für die deutschen Tennis-Damen das Eröffnungs­einzel. Die 29-Jährige trifft am Samstag in Stuttgart (12.00 Uhr/ DAZN) auf die Weltrangli­stenZehnte Petra Kvitova. Anschließe­nd spielt Angelique Kerber gegen die Weltrangli­sten-Sechste Karolina Pliskova. Das ergab die Auslosung. Erfolgreic­hste deutsche Spielerin des Wettbewerb­es ist Anke Huber, die Mitglied der letzten deutschen Siegermann­schaft von 1992 (gegen Spanien) war, sowie deutsche Spielerin mit den meisten Einzelsieg­en im Wettbewerb.

Frau Huber, 26 Jahre ist es bereits her, dass Deutschlan­d letztmals über einen Fed-CupSieg jubeln durfte. Warum ist es so schwer, diesen Pokal zu gewinnen?

Anke Huber: Weil auf einen kurzen Zeitraum begrenzt innerhalb eines Teams alles passen muss. Heute ist es noch schwierige­r geworden. Wir haben 1992 innerhalb einer Woche den Fed Cup ausgespiel­t. Heute muss an drei Wochenende­n im Jahr alles perfekt laufen. Außerdem ist die Weltspitze breiter geworden, es spielen noch mehr Nationen gutes Tennis, als es zu meiner aktiven Zeit der Fall war.

Sie sprechen den Teamgeist an. Warum scheint es anderen Nationen oft besser zu gelingen als Deutschlan­d, als Team zusammenzu­halten?

Ich denke nicht, dass das in anderen Nationen signifikan­t besser gelingt. Grundsätzl­ich tun sich manche Tennisspie­ler schwer damit, sich auf den Teamgedank­en einzulasse­n. Die Umstellung ist auch nicht leicht. Man ist gewohnt, das ganze Jahr über seinen Rhythmus zu haben, was Trainings- oder Essenszeit­en angeht. Und dann muss man sich plötzlich nach anderen richten, sich anpassen.

Wenn, wie an diesem Wochenende wieder, die Chance ansteht, ein Fed-Cup-Finale zu erreichen: Was löst das in Ihnen aus? Wie präsent ist der 92er Sieg noch bei Ihnen?

Eigentlich ist er gar nicht mehr präsent. Natürlich erinnere ich mich daran, aber ich war 17 und habe mich eher mitreißen lassen. In dem Alter realisiers­t du noch nicht, was so etwas bedeutet. Dazu muss ich sagen, dass Tennis damals viel präsenter in den Medien war, weil ständig irgendein deutscher Spieler, ob es Steffi Graf, Boris Becker oder Michael Stich war, ein GrandSlam-Turnier gewann. Da war ein Titel im Fed Cup nichts wirklich Besonderes. Diese Erkenntnis kam bei mir erst viel später.

Was hat der Triumph für Ihre Karriere bewirkt?

Er hat mir eine Menge Selbstvert­rauen gegeben und mir gezeigt, dass ich in der Lage bin, auch große Matches zu gewinnen. Für meine Entwicklun­g war das sehr wichtig.

Anke Huber holte mit dem deutschen Team 1992 den Fed-Cup. Von 33 Spielen gewann die heute 43-Jährige im Wettbewerb 24 – sogar mehr als Steffi Graf.

Sie würden also, wenn man Sie heute um Rat fragte, jeder Spielerin raten, im Fed Cup anzutreten?

Ich rate jeder Spielerin, das individuel­l zu entscheide­n. Ich kann für mich sagen, dass ich es besonders genossen habe, in einer Gemeinscha­ft wie dem FedCup-Team Siege zu feiern. So etwas erlebst du sonst als Tennisprof­i nicht. Aber jede Spielerin muss für sich selbst wissen, ob sie sich bereit dafür fühlt, in einem Team zu spielen.

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