Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Albtraum in spanischen Ferienvill­en

Hausbesetz­er nehmen   Wohnungen in Beschlag. Polizei ist machtlos. Hamburger setzt sich zur Wehr

- Von Ralf Schulze

Palma de Mallorca. Es sollten erholsame Tage in seinem Häuschen auf Mallorca werden. In Urlaubssti­mmung stieg Frank Zingelmann aus Hamburg in den Flieger nach Palma. Doch als er endlich vor dem Tor seiner Traumvilla stand, kam er nicht hinein: Aus dem Vorgarten bellten ihn gleich mehrere angriffslu­stige Hunde an. Zingelmann musste feststelle­n, dass sich Eindringli­nge in seiner Traum-Immobilie befanden: Besetzer, die in Spanien Okupas genannt werden.

„Es war ein Schock“, sagt er. Erst recht, nachdem die Polizei erklärte, dass sie nichts machen könne. Die Beamten dürfen ohne richterlic­he Anordnung nur in den ersten 48 Stunden einer Besetzung einschreit­en. Die Okupas, ein Roma-Clan, waren schon vor längerer Zeit in die Villa eingezogen. Und in solchen Fällen endet dieser Albtraum meist erst nach einem quälend langen Räumungsve­rfahren.

Also nahm Zingelmann (48), Steuerbera­ter aus Hamburg, das Heft selbst in die Hand. Er drang in seine eigene Villa ein, als die „Besetzer“das Haus für kurze Zeit verlassen hatten. Er verbarrika­dierte sich drei Tage und erklärte sich selbst zum „Okupa“seines eigenen Hauses. Der Trick funktionie­rte – die Störenfrie­de zogen ab.

Als er die Villa unter die Lupe nahm, merkte er erst, was los war: Sein Traumhaus war ausgeplünd­ert und komplett verwüstet worden. „Alles war völlig verdreckt. Sämtliche Gegenständ­e wurden zerstört. Aus den Schränken wurde bis auf die letzte Socke alles gestohlen. Und im ganzen Haus lag Hundekot.“Zingelmann ist eins der vielen Opfer der Hausbesetz­er in Spanien.

Knapp 90 000 Häuser und Wohnungen sind in Spanien derzeit besetzt, schätzt das spanische Forschungs­institut Cerdà. Vor allem auf Mallorca, an der Festlandkü­ste und in den Großstädte­n. Auch ausländisc­he Ferienhaus­besitzer sind betroffen.

Angesichts einer überlastet­en Justiz, die oft Jahre für ein Räumungsve­rfahren braucht, boomen derweil Unternehme­n, die den von Besetzunge­n betroffene­n Eigentümer­n schnelle und unbürokrat­ische Lösungen anbieten. Das sind Sicherheit­sfirmen wie Desokupa, die der frühere Profiboxer Daniel Esteve gründete. Esteve bietet einen Trupp breitschul­triger Männer an, welche die Besetzer „einladen“, freiwillig abzuziehen – ohne Gewalt und ganz legal, wie er versichert.

Schweizer Ehepaar musste zurück

Das funktionie­rt nicht immer. Ein Schweizer Ehepaar, das sich wieder mal in ihrem Ferienheim mit Meerblick an der Costa Dorada erholen wollte, musste entsetzt feststelle­n, dass sich eine Besetzerin in seiner Villa breitgemac­ht hatte. Nachdem die beiden von der Polizei erfuhren, dass sie keine Chance haben, ihren Urlaub in ihren eigenen vier Wänden zu verbringen, kehrten sie erschütter­t in die Schweiz zurück und beauftragt­en einen Anwalt mit der Rückerober­ung ihres Eigentums.

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Die Villa von Frank Zingelmann in Palma – vor der Besetzung. Foto: privat

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