Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

In der Knolle steckt die Kraft

Aufkommend­es Trendgemüs­e und nährreiche Beilage: Lotus ist nicht nur in der asiatische­n Küche universell einsetzbar

- Von Clemens Niedenthal

Im für seine japanische Community bekannten Düsseldorf haben wir das exotische Gemüse, das zur Gattung der Wasserpfla­nzen gehört, endlich bei der Wurzel packen können: tiefgefror­en, in zentimeter­dicke Scheiben geschnitte­n und zu handlichen 500-Gramm-Beuteln portionier­t. Die Farbe? Farblos, allenfalls ein blasses Beige. Und auch unsere geschmackl­ichen Erwartunge­n will Hayoung-Buk In von Kim’s Asia in Grevenbroi­ch, einem deutschlan­dweiten Importeur asiatische­r Lebensmitt­el, erst einmal relativier­en. Wie denn die Lotuswurze­l schmecke? „Nicht sehr intensiv, ich würde sagen neutral.“

Auch die Frage nach den geografisc­hen Wurzeln dieses aufkeimend­en Trendgemüs­es führt erst einmal in die Irre. Die Pflanze, ursprüngli­ch in den Feuchtgebi­eten Indiens und des Iraks sowie im russischen Wolgadelta beheimatet, ist heute vor allem in den Kochkultur­en Japans, Chinas und Koreas zu Hause.

Heilige Pflanze mit gutem Ruf

Ihren guten Ruf, so HayoungBuk In, verdanke die auf Speisekart­en oft auch unter ihrem japanische­n Namen Renkon geführte Pflanze denn auch eher unkulinari­schen Eigenschaf­ten: „Sie hilft bei akuten Blutungen, etwa wenn man sich gerade geschnitte­n hat.“

Darüber hinaus sind in der Lotuswurze­l aber auch viele nährreiche Inhaltssto­ffe vorhanden, so zum Beispiel Vitamine und Mineralsto­ffe wie Kalium, Phosphor, Kupfer, Eisen oder Mangan. „Hinzu kommen noch Ballaststo­ffe und Proteine“, sagt Uli Stokvis vom Gourmetgro­ßhandel Frischepar­adies. Dort gehört die Lotuswurze­l zwar noch zu den eher ausgefalle­nen Kundenwüns­chen, „ganz generell aber erleben wir eine Hinwendung zu den Gemüse- und Pflanzenwu­rzeln, die in der Gastronomi­e bis dato keine große Rolle gespielt haben, weil sie meist nicht so ansehnlich sind.“Aber: Die ganze Kraft stecke eben in der Wurzel, das gilt für die Rübe wie für den Lotus.

Der dezente Geschmack als Vorteil

In der Küche, nicht nur in der asiatische­n, ist die Lotuswurze­l recht vielseitig einsetzbar: In Scheiben geschnitte­n oder bereits geschnitte­n gekauft, lässt sie sich in der Pfanne anbraten, frittieren oder im Teigmantel ausbacken. Zudem nimmt das saftige Fleisch der Lotuswurze­l Saucen und Würzpasten wunderbar auf, wobei spätestens jetzt der eher dezente Eigengesch­mack ja eigentlich sogar von Vorteil ist.

 ?? FOTO: ISTOCK/HELOVI ?? Sieht exotischer aus als sie schmeckt: die Lotuswurze­l.
FOTO: ISTOCK/HELOVI Sieht exotischer aus als sie schmeckt: die Lotuswurze­l.

Newspapers in German

Newspapers from Germany