Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Lehrer sollten mehr durchgreifen dürfen
Zum Beitrag „Schläge, Tritte, Drohungen“(OTZ, 13.4.2018).
Vorweg: Mein Geburtsjahr 1939, zwei Kinder, drei Enkel, kein Lehrer, damit meine Ausführungen entsprechend eingeordnet werden können.
Natürlich waren auch wir keine Engel in unserer Schulzeit. Aber in der Regel hat man damals von Streichen gesprochen, wofür man entsprechend mit einer Ohrfeige oder mit dem Rohrstock „bestraft“wurde. Und wenn die „Tat“zu Hause bekannt wurde, hat man gleich ohne lange Diskussion die nächste Ohrfeige eingefangen.
Meine Reaktion als Lehrer auf die heutigen Vorfälle wäre, das Kind, nein, den Täter, sofort nach Hause zu schicken und erst wieder in den Klassenverbund aufzunehmen, wenn eine entsprechende ehrliche Entschuldigung von Kind und Eltern ausgesprochen werden würde. Aber statt die zweite Ohrfeige auszuteilen, erscheinen die Eltern im Schlepptau mit einem Rechtsanwalt und verklagen den Lehrer.
Liebe Lehrerschaft: Nicht Sie sind „persönlich pädagogisch gescheitert“, sondern die Eltern, die ihre Gören nicht mehr im Griff haben und keine Grenzen setzen. Wenn ich in diesem und in anderen Zusammenhängen höre, wie mit dem Begriff „Einzelfälle“abgewiegelt wird, bekomme ich immer wieder den berühmten „dicken Hals“.
Und wenn ich lese, dass wir „multiprofessionelle Teams“brauchen, die „Schule demokratisiert“werden soll und „erst mit einem deutlicheren Bild Strategien entwickelt werden können“, wird mein Hals noch dicker. Die Vorfälle sind doch wahrlich deutlich genug, um der Lehrerschaft mehr Durchgreifkompetenz zu verschaffen. Ja, ich höre schon den Aufschrei: Natürlich gibt es auch in dieser Gruppe nicht nur Superleute. (gekürzt)
Rainer Lenz, Rudolstadt