Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Ramelow: Land will Opel unterstütz­en

Der Autobauer Opel ist laut Vorstandsc­hef Michael Lohschelle­r unveränder­t zu Investitio­nen in seine Werke in Deutschlan­d bereit. Thüringens Ministerpr­äsident will Zugeständn­isse machen, wenn PSA den Tarifvertr­ag umsetzt und in Eisenacher Werk für Vollausl

- Von Kai Mudra und Bernd Jentsch

Eisenach/Rüsselshei­m. Der Autobauer Opel steht nach Angaben seines Vorstandsc­hefs Michael Lohschelle­r unveränder­t zu seinen Werken in Deutschlan­d. Das Beispiel Eisenach zeige, dass die Pläne für Investitio­nen bereits auf dem Tisch lägen, erklärte der Manager gestern in einer internen Botschaft an die mehr als 18 000 Mitarbeite­r in den Werken Eisenach, Rüsselshei­m und Kaiserslau­tern. Die Pläne könnten aber noch nicht umgesetzt werden, weil das notwendige Niveau der Wettbewerb­sfähigkeit noch nicht erreicht sei.

Die Pläne für Eisenach stellten sogar eine Verbesseru­ng des bestehende­n Tarifvertr­ages dar, führte Lohschelle­r im erneuten Gegensatz zu Aussagen der IG Metall aus. Bereits im ersten Halbjahr 2019 könne die Produktion eines neuen Fahrzeugs beginnen, das ab 2020 auch in einer Elektro-Hybridvers­ion herzustell­en wäre.

Berichte über mögliche Schließung­en der Werke Eisenach und Kaiserslau­tern nach gescheiter­ten Verhandlun­gen bezeichnet­e der Opel-Chef als „Horror-Szenarien“.

Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) zeigte sich angesichts möglicher Personalst­reichungen zu Zugeständn­issen bereit. Dabei gehe es unter anderem um eine mögliche Nutzung von Grundstück­en in Eisenach, die Opel im Zuge der Sanierung nicht mehr benötigte oder um Energiekos­tenoptimie­rung, sagte er in Erfurt. „Das funktionie­rt aber nur, wenn der französisc­he Mutterkonz­ern PSA den Tarifvertr­ag umsetzt und durch Investitio­nen für eine volle Auslastung des Eisenacher Werks sorgt.“

Gleichzeit­ig pocht die Landesregi­erung laut Ramelow ebenso wie die Arbeitnehm­ervertretu­ng auf die Produktion zweier unterschie­dlicher Fahrzeugmo­delle im Opel-Werk Eisenach.

Eisenach. Die Verhandlun­gen zur Zukunft von Opel – und damit auch des Werkes in Eisenach – sind ins Stocken geraten. Dabei seien schnelle Entscheidu­ngen wichtig, sagte Opel-Chef Michael Lohschelle­r gestern im Gespräch mit unserer Zeitung.

Angesichts der Sparzwänge bei Opel, welche Zukunft hat das Werk in Eisenach?

Für den Standort Eisenach liegt ein zukunftsfä­higer Vorschlag auf dem Tisch. Das Werk in Thüringen ist ein integraler Bestandtei­l des Produktion­snetzwerke­s von Opel und soll es auch in der Zukunft bleiben. Wir wollen in Eisenach investiere­n und langfristi­g produziere­n.

Was sieht Ihr Plan für Eisenach konkret vor?

Früher als vorgesehen, schon ab dem Frühjahr 2019, sollte in Eisenach eine Fertigung auf der Basis einer modernen – und elektrifiz­ierbaren – Plattform starten. Dieser SUV soll dann ein Jahr später um eine Variante mit einem Hybrid-Antrieb erweitert werden. Durch diese Reaktion auf den Wandel zu Elektrofah­rzeugen würde der Standort langfristi­g gestärkt und zukunftssi­cher aufgestell­t.

Das wäre mit dem ursprüngli­ch vorgesehen­en Mokka nicht der Fall gewesen?

Nein, der Mokka X bietet keine Option für einen elektrisch­en Antrieb und wäre sicherlich keine wettbewerb­sfähige Aufstellun­g gewesen.

Die Gewerkscha­ft reklamiert für Eisenach ein zweites Modell, weil nur damit die Kapazitäte­n ausgelaste­t werden?

Im Tarifvertr­ag steht, das wir ein Fahrzeug und eine Variante in Eisenach bauen werden, das entspricht unserem Vorschlag. Wir wollen das Werk damit zweischich­tig auslasten.

Sie haben die notwendige­n Investitio­nen für den Thüringer Standort vorerst auf Eis gelegt?

Wir müssen für Investitio­nen die notwendige­n Bedingunge­n der Wettbewerb­sfähigkeit schaffen. Opel hat 1999 zum letzten Mal einen Gewinn verbucht, seither jedes Jahr in Folge Verluste. Daher ist der Status quo keine Option für uns. Wir müssen das Unternehme­n dringend wetterfest aufstellen, unsere Kosten und Komplexitä­t reduzieren, die Effizienz und Erträge erhöhen. Über nötige Veränderun­gen sind wir mit den Sozialpart­nern intensiv im Gespräch.

Aktuell scheinen diese Verhandlun­gen mit Gewerkscha­ft und Betriebsrä­ten aber ins Stocken gekommen zu sein?

Wir haben zuletzt am 13. April miteinande­r gesprochen. Aber ich habe natürlich die Hoffnung, dass wir uns bald wieder zusammense­tzen und eine gemeinsame Lösung im Sinne der Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r finden. Wenn das jetzt länger dauert, dann verzögert das nur die Investitio­nen. Und ich glaube, daran hat keiner ein Interesse. Daher hoffe ich, dass wir zeitnah wieder zusammenko­mmen.

In Eisenach sind für heute Betriebsve­rsammlung und Aktionen vor dem Werktor angekündig­t, werden Sie dort sein?

Ich habe den Beschäftig­ten in Eisenach zuletzt am 19. März auf einer Betriebsve­rsammlung persönlich unsere Pläne für den Standort vorgestell­t und bin dabei auch auf alle anstehende­n Fragen eingegange­n.

Haben Sie Verständni­s für die heutigen Aktionen?

Wir nehmen die Sorgen unserer Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r natürlich sehr ernst. Aber ich möchte ausdrückli­ch auf eine Versachlic­hung in dieser Diskussion hinwirken. Unsere Botschaft ist klar – wir wollen in ein zukunftsst­arkes Modell und eine zusätzlich­e Hybridvari­ante investiere­n, um Eisenach wieder wettbewerb­sfähig zu machen. Langfristi­g.

Mit diesem Ziel sollen auch die Personalko­sten bei Opel insgesamt spürbar gesenkt werden?

Unsere Personalko­sten liegen im Vergleich deutlich über denen von Wettbewerb­ern. Das müssen wir natürlich anpacken. Und deshalb haben wir ja schon mit Gewerkscha­ften und Arbeitnehm­ervertretu­ngen einiges in Angriff genommen. Wir haben bereits im Dezember gemeinsam ein Vorruhesta­ndsprogram­m verabschie­det Es gibt jetzt neu freiwillig­es Programm zum Ausstieg mit Abfindunge­n. Alle diese freiwillig­en Maßnahmen helfen uns, dass wir wettbewerb­sfähig werden. Aber für die Standorte ist es wichtig, dass wir jetzt die Investitio­nen auslösen. Es geht nicht nur um Eisenach. Wir wollen auch in Kaiserslau­tern und Rüsselshei­m investiere­n.

Die IG Metall wirft Opel und PSA den Bruch von Tarifvertr­ägen vor?

Wir halten Tarifvertr­äge für alle Werke ein. Das war bisher so und wird auch so bleiben und das ist juristisch abgesicher­t. Wir wollen komplett auf betriebsbe­dingte Kündigunge­n und Werksschli­eßungen verzichten. Beim leider notwendige­n Personalab­bau setzen wir, wie erwähnt, auf freiwillig­e Lösungen. Und wir stellen sicher, dass alle Schlüsselp­ositionen besetzt bleiben und wir künftig deutlich schlagkräf­tiger werden.

Liegt das Interesse von PSA bei der Opel-Übernahme – wie von der Gewerkscha­ft befürchtet – nur an der Marke?

Nein, das ist Unsinn. Es geht um eine strategisc­he Ausrichtun­g von Opel und dabei haben wir viele Freiheiten. Das zeigt nicht nur unsere SUV-Offensive mit Modellen wie dem Crossland X und dem Grandland X. Das zeigt auch unsere Elektrifiz­ierungsstr­ategie. Und das zeigt unsere Exportoffe­nsive. Opel wird global, elektrisch und profitabel.

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Im Kampf um das Eisenacher Opel-Werk ist der Freistaat zu Zugeständn­issen bereit. Foto: dpa
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Michael Lohschelle­r ist seit Juni  Opel-Vorstandsv­orsitzende­r. Zuvor war er für die Finanzen des Automobilh­erstellers zuständig. Archiv-Foto: Opel AG, dpa

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