Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Unfreiwill­iger Auftritt für Lauinger

Der Justizmini­ster muss heute erstmals in der nach ihm benannten Affäre vor dem Untersuchu­ngsausschu­ss aussagen

- Von Martin Debes

Erfurt. Es ist bald zwei Jahre her, da saß das Ehepaar Lauinger in einem Café in Erfurt, unweit des Landtags. Sie blickten in Kameras und Mikrofone.

Der grüne Justizmini­ster und seine Frau versuchten zu erklären, warum es völlig in Ordnung war, dass ihr Sohn am Ende der 10. Gymnasialk­lasse nicht die gesetzlich­e vorgeschri­ebene Prüfung ablegte. Alles, sagten sie, sei von der Schule und der Behörde genehmigt worden: Der mehrmonati­ge Besuch einer Schule in Neuseeland und die Befreiung von der Prüfung.

Wenn es einen Skandal gebe, sagte Dieter Lauinger, dann habe er damit zu tun, dass das Bildungsmi­nisterium diese Genehmigun­g kassiere.

Er selbst habe sich nichts vorzuwerfe­n – auch nicht die Beschwerde­anrufe im Ministeriu­m, die nach einigem Hin und Her zur Folge hatten, dass Ministerin Birgit Klaubert (Linke) ihre eigenen Fachabteil­ung überstimmt­e und der Schüler ohne Prüfung in die 11. Klasse versetzt wurde.

Lauinger sagte damals an einigen Punkten die Unwahrheit, in anderen versuchte er, die Öffentlich­keit in die Irre zu führen. So stritt er auf Nachfrage ab, mit dem Diensttele­fon über seine Sekretärin bei der Schulabtei­lung im Bildungsmi­nisterium angerufen zu haben.

Auch fehlte in dem von ihm verteilten Verordnung­stext, der eine Prüfungsbe­freiung regelt, genau der Passus, der ihn belastete. Zudem spielte er seine Kontakte mit diversen Regierungs­mitglieder­n in dieser Sache herunter. Manches davon stellte Lauinger kurz darauf vor dem Landtag und in einer Sitzung von Bildungs- und Justizauss­chuss richtig. Und er entschuldi­gte sich. Doch die CDU wollte alle Akten sehen und setzte, als dies die Landesregi­erung verweigert­e, mit ihren Stimmen einen Untersuchu­ngsausschu­ss ein.

Heute nun müssen Lauinger und seine Frau erstmals vor den Abgeordnet­en in der Sache aussagen.

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