Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Länder bilden nicht genug Lehrer aus
An vielen Schulen ist der Lehrermangel offensichtlich. Jetzt hat die Kultusministerkonferenz Zahlen vorgelegt: Bundesweit müssten jedes Jahr . Lehrer eingestellt werden. Doch dafür fehlens Absolventen.
Erfurt/Berlin. In Thüringen fehlen im Zeitraum 2018 bis 2030 jährlich 175 Lehrer. Das geht aus den Berechnungen der Kultusministerkonferenz (KMK) hervor, die gestern in Berlin vorgelegt wurden. Der jährliche Bedarf im Freistaat liegt weitaus höher, wird jedoch durch geplante 600 Neueinstellungen ein Stück weit ausgeglichen.
Während in Thüringen der Einstellungsbedarf bei unter 20 Prozent liegt, stellt sich in anderen ostdeutschen Bundesländern die Situation noch dringlicher dar. Über alle Schularten hinweg weise Sachsen-Anhalt eine Unterdeckung von fast 50 Prozent auf, Mecklenburg-Vorpommern von 30 Prozent, Berlin und Brandenburg von jeweils 25 Prozent, so die Studie der Kultusminister.
Nach den ausgewerteten Daten ergibt sich eine zweigeteilte Republik: In den westdeutschen Ländern übersteigt demnach derzeit noch das Angebot an Lehrkräften den Lehrerbedarf durchschnittlich über alle Lehramtstypen um etwa 3,5 Prozent, das bedeutet jährlich im Durchschnitt um etwa 900 Personen. In den ostdeutschen Ländern hingegen besteht eine Unterdeckung von durchschnittlich 21,6 Prozent, das heißt von jährlich rund 1500 Personen.
Deutschlandweit rechnet die KMK bei derzeit 798.200 hauptberuflichen Lehrkräften für den Zeitraum 2018 bis 2030 mit einem durchschnittlichen jährlichen Einstellungsbedarf von rund 31.900 Lehrern. Dem steht ein Angebot von jährlich 31.200 Absolventen des Vorbereitungsdienstes gegenüber. Im jährlichen Durchschnitt können also voraussichtlich 700 Stellen nicht besetzt werden – eine Unterdeckung von 2,1 Prozent.
Angesichts dieser Zahlen sagte Thüringens Bildungsminister und KMK-Präsident Helmut Holter (Linke) im Gespräch mit dieser Zeitung: „Wir müssen unterm Strich festhalten, dass für Deutschland bis zum Jahr 2030 insgesamt weniger ausgebildete Lehrkräfte zur Verfügung stehen als benötigt werden. Dabei gibt es zwar regionale Unterschiede, dennoch unterstreichen die Zahlen den akuten Handlungsbedarf für alle Länder.“Daher sei man gemeinsam dazu aufgerufen, jede Anstrengung zu unternehmen, um den künftigen Bedarf zu decken.
Die CDU-Landtagsfraktion wirft der rot-rot-grünen Regierungskoalition vor, die Ausbildungszahlen von Lehrern im Freistaat nicht gesteigert zu haben. Die Landesregierung habe „die Ausbildungszahlen auf viel zu niedrigem Niveau stagnieren lassen“, erklärte deren Bildungsexperte Christian Tischner.
Holter äußerte sich auch zu Online-Plattformen der AfD zur Meldung politischer Äußerungen von Lehrern. Dies sei ein „No-Go“, kritisierte er. Die Länder prüften juristische Schritte. Ein Verbot sei aber schwierig.