Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Börsen im Abwärtsstrudel
Präsident Trump bricht Tabu und beschimpft die US-Notenbank: „Ich denke, die Fed ist verrückt geworden“
Washington. Solange die New Yorker Wall Street im AufwärtsModus war, lobte sich Donald Trump manchmal täglich selbst. Ohne seinen Politik-Mix aus Deregulierung, Steuersenkungen und Ausgabenerhöhungen sei die Rekordjagd der Börsen nicht denkbar, sagte der US-Präsident vor allem gerne bei Kundgebungen vor seinen Anhängern.
Seit jedoch die Finanzmärkte dem Leitindex Dow Jones an diesem Mittwoch mit minus 830 Punkten den drittgrößten Tagesverlust in seiner Geschichte bescherten, sieht Trump den Verursacher woanders. Bei einem schrillen Wahlkampfauftritt in Pennsylvania griff der Präsident die Zentralbank Federal Reserve (Fed) so scharf wie noch nie an: „Ich denke, die Fed ist verrückt geworden.“Der Hintergrund: Die Notenbank hatte zuletzt mehrfach die Leitzinsen erhöht – auf zuletzt 2,25 Prozent. Bis Ende 2019 sind weitere vier Zinsschritte signalisiert.
Damit verstieß Trump gegen das ungeschriebene Gesetz, wonach US-Präsidenten die Aktionen der unabhängigen Notenbank nicht kommentieren. Kaum war der Tabubruch in der Welt, hagelte es Kritik. Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, zeigte Verständnis für die Strategie der US-Zentralbanker um Jerome Powell. Wenn das Wachstum stark und die Arbeitslosigkeit extrem niedrig sei, was in den USA der Fall sei, müssten die Zentralbanken „die Entscheidungen treffen, die sie treffen“.
Zu dem Kursrutsch an den Märkten führten neben der Furcht steigender Zinsen wohl auch der laufende Handelskonflikt zwischen den USA und China und eine generelle Kurskorrektur. Nach den schweren Verlusten an der Wall Street schwappte die Welle schließlich auch nach Asien über – an den Börsen von Japan bis China ging es bergab.
Der Deutsche Aktienindex gab am Donnerstag ebenfalls deutlich nach und fiel mit 11.571 Punkten gegen Mittag auf den niedrigsten Stand seit Februar 2017. „Anlass, sich um die Verfassung der Märkte Sorgen zu machen, gab es zuletzt zuhauf“, ist Christian Schmidt von der Landesbank Helaba überzeugt. Für Martin Utschneider vom Bankhaus Donner & Reuschel steht unterdessen fest: Der Dax befinde sich nunmehr im „Crash-Modus“. (mit rtr)