Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Der König des Jugendstil­s

Ab Sonntag lädt das Kunstmuseu­m Moritzburg Halle zur großen Gustav-Klimt-Ausstellun­g

- ■ Bis . Januar, geöffnet täglich außer Mittwoch  bis  Uhr, am . und . Dezember geschlosse­n, am Mittwoch, . Januar geöffnet Von Angelika Bohn

Halle. Klimt. Kurz und knapp heißt die neue Sonderauss­tellung im Kunstmuseu­m Moritzburg „Klimt“. Vorname nicht nötig; jeder weiß, keiner hat so viele schöne Frauen gemalt wie dieser Wiener Künstler. Kaum einer erzielt heute auf dem Kunstmarkt so spektakulä­re Preise. Keinen umschwirrt eine so magischero­tische Aura wie diesen Mann.

„Klimt kommt nach Halle!“warb das Museum. Schon die Ankündigun­g ein Erfolg. Bereits 150 Führungen sind gebucht. Dem Team um Direktor Thomas Bauer-Friedrich ist die Sensation gelungen. Zum 100. Todestag des Malers kann Halle die einzige Klimt-Retrospekt­ive außerhalb Österreich­s zeigen, selbstvers­tändlich ist es die erste in Mitteldeut­schland.

Warum gelingt in Halle, wovon man andernorts nicht einmal träumen kann? Die Kunstsamml­ung der Moritzburg, das wissen nicht viele, besitzt eines von nur vier Gemälden des Meisters, die sich in Deutschlan­d befinden. Das Porträt der Marie Henneberg. Die schöne Dame in Blau rückt das Museum ins Zentrum der Sonderauss­tellung, macht sie diese doch erst möglich. Denn, falls überhaupt, leiht man einen Klimt nur demjenigen, von dem man einen Klimt leihen kann.

So konnte man das Porträt der Eugenia Primavesi aus Japan holen. Nach der Stippvisit­e in Halle wird es gemeinsam mit Marie Henneberg zurückreis­en. Insgesamt zu sehen: zehn hochkaräti­ge Gemälde und 63 sensatione­lle, oft explizit erotische Zeichnunge­n, Frauenakte und -halbakte.

Marie Henneberg malt Gustav Klimt für den Salon der neuen Villa, die sich das Paar vom Stararchit­ekten des Jugendstil­s Josef Hoffmann auf der Hohen Warte errichten lässt. Zuvor wird das Werk in der Ausstellun­g der Wiener Secession gezeigt, deren Gründungsp­räsident Gustav Klimt ist, zusammen mit Gummidruck­en von Hugo Henneberg. Eigentlich ist der in Wien geborene Hugo Henneberg Naturwisse­nschaftler. Die Schule besuchte er im thüringisc­hen Schnepfent­hal. In Jena hat er Physik, Chemie, Astronomie und Mathematik studiert, sich jedoch schon früh ganz der Fotografie verschrieb­en. Zur Klimt-Ausstellun­g gehört ein Raum, in dem Hennebergs kostbare Gummidruck­e und Grafiken zu sehen sind. Eine Entdeckung.

Von der Hennberg-Villa ist es nur ein Katzenspru­ng bis zum Haus des Malers Carl Moll, des Stiefvater­s von Alma Schindler. Gustav Klimt macht der blutjungen Schönheit den Hof, bevor sie Zemlinksky den Kopf verdreht, um mit Gustav Mahler dann einen anderen Komponiste­n zu heiraten. Nach Mahlers Tod wird sie die Geliebte von Oskar Kokoschka, heiratet aber den Architekte­n Walter Gropius und später den Schriftste­ller Franz Werfel.

Wien um 1900 ist lebendig, erotisch aufgeladen, legendär, ein Hotspot der Moderne. Mit dem Bau der Ringstraße sprengen die zu märchenhaf­tem Reichtum gelangten Großbürger nicht nur die Grenzen der Stadt. Was modern, was chic ist, was moralisch, was Kunst ist, bestimmen nun sie. Unzählige Romane, Biografien, Dokumentar- und Spielfilme erzählen von dieser Zeit. Auch von dem, was danach kam. Gut in Erinnerung die Geschichte des Gemäldes „Adele Bloch-Bauer“. Es ist heute die Mona Lisa in Ronald Lauders Neuer Galerie in New York.

Gustav Klimt wird 1862 in Wien geboren, er ist das zweite von sieben Kindern. Mit seinem Bruder Ernst, der ebenfalls Maler wird, betreibt er lange eine Ateliergem­einschaft. Es entstehen Vorhänge und Deckengemä­lde für neue Theater, Wandgemäld­e für Bürgerhäus­er, Villen und Paläste.

Malerei studieren konnte Gustav Klimt nur dank eines Stipendium­s, sonst hätte er Goldgraveu­r werden müssen wie der Vater. Was für ein begnadete Zeichner er ist, zeigen schon die ganz frühem, akademisch­en Arbeiten, wie nun in Halle zu sehen. Auf Gold zurückgeko­mmen ist er später auch noch, in seiner Goldenen Phase.

Gustav Klimt, der Vielseitig­e, der mit seinen Freunden den Wiener Jugendstil erfindet, wird sein bekanntest­er Protagonis­t. Klimt heiratet nie, hinterläss­t aber sieben Kinder, als er im Februar 1918 an einem Schlaganfa­ll stirbt. Es sind die feinen Damen der Wiener Gesellscha­ft, deren betuchte Gatten bei Klimt Porträts bestellen. Ob es beim Modellsitz­en bei der reinen Kunst bleibt, darum ranken sich zahlreiche Gerüchte. Keiner damals malt so viele schöne Frauen wie Gustav Klimt. Keiner hat die Frauen so schön gemalt wie er. Es sind grandiose Gemälde, wie grandios, sieht man, wenn man einigen von ihnen nun in Halle leibhaftig begegnet.

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Foto: Peter Endig, dpa Das Bild „Amalie Zuckerkand­l“von Gustav Klimt (-) ist in der Ausstellun­g zum . Todestag des Malers dicht umlagert.
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Foto: Angelika Bohn Studie „Liegendes Mädchen“

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