Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Vertrauen wiederherstellen
Am . Oktober soll ein neuer Bergaer Bürgermeister gewählt werden. Diesmal: Einzelkandidat Frank Wöllner
Berga. Er habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, als Bewerber für die Bürgermeisterwahl in Berga anzutreten, als Mitarbeiter der Bergaer Stadtverwaltung auf ihn zugekommen seien und genau das ins Spiel gebracht hätten, erzählt Einzelkandidat Frank Wöllner, der als einer von vier Kandidaten am 21. Oktober zur Bürgermeisterwahl in der Elsterstadt antreten will. Schon alleine durch seine Familie betreffe es ihn ja selbst, wenn zum Beispiel der Schulstandort in Gefahr sei oder die Abstimmung zwischen der Stadt und den Vereinen nicht mehr klappen würde, schließlich seien seine beiden Kinder Mitglied in Bergaer Vereinen
Weil er als Mitarbeiter im Thüringer Landesverwaltungsamt vom Fach komme und deswegen gesehen habe, dass in Berga in den vergangenen Jahren Fehler gemacht worden seien, die man hätte vermeiden können, habe er sich nach einem Gespräch mit seiner Familie relativ schnell entschlossen, den Schritt zu wagen und zu kandidieren.
Als „unwahrscheinlich wichtig“habe er bei den Gesprächen mit den Einwohnern in den vergangenen Tagen und Wochen empfunden, das Vertrauen der Menschen in das Amt des Bürgermeisters und in die Stadtverwaltung auf der einen und Gewerbe, Vereinen und den Einwohnern der Stadt und der Ortsteile wiederherzustellen. Das sei in vielen Bereichen verloren gegangen. Daher sei es einer seiner wichtigsten Anliegen, das Gespräch zu suchen und zum Beispiel in Einwohnerversammlungen zu erfragen, was in den Ortsteilen für Probleme anlägen. Schon jetzt habe er einige Vorschläge erhalten, was verbessert werden könne, „ich werde das alles aufnehmen und mitnehmen“, verspricht er.
Genauso wichtig sei es aber für ihn, die Stadt Berga und die Region attraktiver nach außen darzustellen. Derzeit fehlten auf der Internetseite der Stadt zum Beispiel Informationen zum vorhandenen Gewerbe oder den Sehenswürdigkeiten. Das müsse man ändern, nicht nur um für die Bergaer einen besseren Überblick zu schaffen, sondern auch, um mehr Menschen und neue Einwohner dorthin zu locken. Denn Berga habe schon einiges zu bieten, zum Beispiel Kindergärten und Schulen. „Das hat nicht jeder.“
Um dieses Ziel zu erreichen, müsse auch die Wohnungssituation verbessert werden. Derzeit gebe es in den Wohnblöcken viel Leerstand, weswegen er, falls er zum Bürgermeister gewählt wird, mit den Besitzern Kontakt aufnehmen wolle, um zu sehen, ob man Wohneinheiten nicht sanieren beziehungsweise modernisieren und für Familien vergrößern könne.
Auch die Arztsituation „muss im Auge behalten werden“, wie Wöllner sagt. Noch fehlt für die Arztpraxis im Rathaus ein Nachfolger. Man müsse einem potenziellen neuen Hausarzt Anreize bieten, um nach Berga zu kommen, findet der gelernte Finanzwirt. Welche das sind, müsse man sehen. Klar sei auch ihm bewusst, dass es schwierig werden könnte, da ein Bürgermeister auf die Ansiedlung eines Arztes nur wenig Einfluss hat.
Konzept für Klubhaus muss her
Zur Außendarstellung der Stadt zählt Wöllner auch den Tourismus, der in einigen Punkten verbesserungswürdig sei. „Wir haben hier eine sehr schöne Gegend. Radfahrer und Fußgänger sind da“. Jedoch seien die Wege an einigen Stellen reparaturbedürftig und auch die Ausschilderung könne noch besser sein, findet er.
Neben dem Schulstandort, den es unbedingt zu erhalten gelte, hat Wöllner natürlich auch das Klubhaus im Blick, das auch bei den anderen Kandidaten eine wichtige Rolle spielt. Klar sei, das es in Berga eine Einrichtung für Veranstaltungen geben müsste, sagt er. Jedoch müsse für das Klubhaus ein vernünftiges Konzept her, dass den Erhalt auch finanziell unterlegt. Es könne kein Zuschussgeschäft sein. Vorstellbar sei für ihn zum Beispiel ein Café, mit dem das Haus dauerhaft in Nutzung wäre. Wobei der 42-Jährige darauf hinweist, dass das nur eine Idee wäre, deren Umsetzung noch zu prüfen sei. Nicht vergessen, dürfe man aber auch die Ortsteile, die genauso unterstützt werden müssten wie die Kernstadt. So benötigten zum Beispiel junge Familien Hilfe, wenn sie den Familienhof oder einen gekauften Hof umbauen wollen, damit sie nicht wegziehen müssten.
In Bezug auf die Gebietsreform sei anzunehmen, dass die Freiwilligkeitsphase nicht mehr lange gelten würde und auch bei einem Wechsel in der Landesregierung vielleicht das Thema noch einmal auf den Tisch käme. Deswegen plädiere er dafür, die Chance zu nutzen und Gespräche mit Nachbargemeinden zu suchen. Viel Sinn würde für ein Zusammengehen mit Wünschendorf ergeben, sagt Wöllner. Jedoch wolle er natürlich auch mit anderen Kommunen sprechen, „das muss aber auf Augenhöhe passieren“, betont er. Zudem müssten bei so schwerwiegenden Entscheidungen die Bürger einbezogen werden, etwa durch eine Bürgerbefragung.
„Ich war schon auf allen Ebenen, von Stadt, über Landkreis, bis hin zum Landesverwaltungsamt tätig. Da habe viel mitgenommen“, antwortet Wöllner auf die Frage, warum die Bergaer gerade ihn wählen sollen. Dabei habe er breites Wissen angesammelt und sei es gewöhnt, sich schnell in Themen einzuarbeiten. Viele Dinge würden ihn als Einwohner und Familienvater selbst betreffen. Daher sei es natürlich auch in seinem Interesse, das auch für alle anderen Einwohner zu vertreten.