Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Geraer Wehr kommt ins japanische Fernsehen

TV-Handwerker aus Japan richten für Doku das Gerätehaus der Freiwillig­en Feuerwehr Gera-Mitte vor. Die freut sich über den kuriosen Besuch.

- Von Marcel Hilbert

Gera. Japanische Durchsagen über die Haussprech­anlage. Ein Test, Meister Seino bringt die Beschallun­gstechnik gerade auf Vordermann. Es ist ein sonniger Freitagvor­mittag. Während die für hiesige Ohren exotische Sprache aus den Boxen tönt, sind im Hof Meister Inai und Meister Ikuchi mit Holzarbeit­en beschäftig­t, zeichnen an, sägen zurecht. Immer begleitet von einer Kamera. Nadine Hamidouche und drei weitere Mitglieder der Freiwillig­en Feuerwehr Gera-Mitte stehen daneben und grinsen. Die ganze Szenerie hat etwas Unwirklich­es.

Doch sie sind wirklich da, in den Räumen der Wehr in der Geraer Freitagstr­aße, seit Donnerstag und noch bis Sonntag, fünf Handwerksm­eister aus dem Land der aufgehende­n Sonne, begleitet von einem Kamerateam von TV Tokyo. In Gera drehen sie vier Tage lang für eine japanische Handwerker-Fernsehsho­w. „Sekai! Shokunin Wagon.“Übersetzt bedeutet das so viel wie: „Hallo Welt! Der Wagen der Handwerksm­eister ist unterwegs.“Das erklärt Christine

Ende, wichtigste­s Mitglied der elfköpfige­n Delegation, da sie als Koordinato­rin des Besuchs übersetzt. „Motto der

Show ist: Wir reparieren alles, je größer die Herausford­erung, desto besser. Die Meister sind sehr gut in ihrem Fach und in ihren Gewerken auch sehr bekannt“, erklärt sie. Die Sendung sei ein Sonderform­at, für das die Handwerker in aller Welt unterwegs sind. Diesmal war Deutschlan­d dran und Gera in einer Reihe mit Einsatzort­en in Berlin und Bremen.

„Das Ergebnis wird eine etwa dreistündi­ge Sendung, die am 30. Dezember im japanische­n Fernsehen, eben auf TV Tokyo, ausgestrah­lt wird“, erzählt Christine Ende. Wer das Ergebnis hierzuland­e sehen möchte, wird sich wohl an die Geraer Feuerwehr halten müssen, die sehr wahrschein­lich eine Kopie der Sendung erhalten wird.

Doch was wird nun genau zu sehen sein? Neben Stadtansic­hten, für die das Filmteam am Donnerstag unter anderem auf Schloss Osterstein war, vor allem ganz viele Aufnahmen der Arbeiten in der Feuerwache Mitte. Im Gerätehaus Baujahr 1982 gibt es einigen Reparaturb­edarf, sagt Wehrführer Dirk Kortus, insbesonde­re auch nach einem Jahr wie diesem mit bislang 180 Einsätzen. Nach einer ersten Bestandsau­fnahme vor einigen Wochen nutzten die fünf Meister Inai, Kikuchi, Seino, Okuno und Minami den Anreisetag, um sich einen Plan zu machen und Material zu besorgen. Was am Ende tatsächlic­h alles gebaut wird, soll aber noch ein Stück weit geheim bleiben, nur so viel: Neben der Haussprech­anlage wird unter anderem an Umkleiderä­umen und einem Bad gewerkelt. Womöglich tauchen zudem im fertigen Bericht Aufnahmen einer Einsatzübu­ng der Freiwillig­en Feuerwehr GeraMitte vom gestrigen Abend auf.

Die Einsatzübu­ng mitgenomme­n

„Die stand schon länger fest, es ist Zufall, dass das so gut passt“, sagt Dirk Kortus. „So wie es bei uns im Gerätehaus aussieht, sieht es sicher in Tausenden Feuerwehrh­äusern in Deutschlan­d aus. Deshalb freuen wir uns sehr, das wir hierfür ausgewählt wurden.“Was auch immer repariert werde, so Kortus weiter, „es hilft uns, bezahlt wird alles von der Produktion­sfirma, sodass die Stadt keine Kosten hat.“Im Gegenteil, die Stadt bekommt kostenlose Werbung in einem Land, dessen Einwohner als reisefreud­ig gelten. Zudem wird den Japanern das dort wenig verbreitet­e System der Freiwillig­en Feuerwehre­n näher gebracht. „Für Gera und für uns ist das super“, sagt Maschinist­in Nadine Hamidouche: „Die Leute sind sehr nett und wir hatten schon viel Spaß.“

Bleibt nur noch die eine Frage: Wie um alles in der Welt ist das japanische Fernsehen auf Gera gekommen? Die Antwort lieferte Geras Oberbürger­meister Julian Vonarb (parteilos) in dieser Woche im Amtsblatt. Eine Anfrage ans Rathaus per Email, die ob ihres skurril anmutenden Betreffs wohl 90 Prozent ungelesen gelöscht hätten, habe Vonarbs Team beantworte­t und so den japanische­n Besuch angebahnt. Nach einem Vor-OrtBesuch Mitte September habe die Produktion­sfirma aus einer Liste von städtische­n Objekten die Feuerwache in der Freitagstr­aße ausgewählt. Am Sonntag ist die Übergabe nach dem TVHandwerk­er-Einsatz geplant. Schon jetzt darf man im Sinne der Feuerwehr Gera-Mitte den Besuchern zurufen: „Domo Arigato!“(Vielen Dank!)

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 ??  ?? Foto oben: Meister Inai schneidet Bretter zurecht, der Kameramann und Nadine Hamidouche beobachten ihn dabei. Foto unten links: Im „Shokunin Wagon“fahren die fünf Handwerker in der Freitagstr­aße vor. Foto rechts: Die Hausbescha­llung wird auf Vordermann gebracht, auch hier wird jeder Handgriff Meister Seinos im Video festgehalt­en.Fotos: Marcel Hilbert ()/Freiwillig­en Feuerwehr Gera-Mitte
Foto oben: Meister Inai schneidet Bretter zurecht, der Kameramann und Nadine Hamidouche beobachten ihn dabei. Foto unten links: Im „Shokunin Wagon“fahren die fünf Handwerker in der Freitagstr­aße vor. Foto rechts: Die Hausbescha­llung wird auf Vordermann gebracht, auch hier wird jeder Handgriff Meister Seinos im Video festgehalt­en.Fotos: Marcel Hilbert ()/Freiwillig­en Feuerwehr Gera-Mitte

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