Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Härte für sozialen Frieden

- Von Tim Braune

Manchmal gibt es bittere Wahrheiten, die ungeschmin­kt auf den Tisch müssen. „Ich muss mich hier mit Menschen beschäftig­en, die ganze Straßenzüg­e vermüllen und das Rattenprob­lem verschärfe­n. Das regt die Bürger auf“, schimpfte der Duisburger Oberbürger­meister Sören Link unlängst über die bandenmäßi­ge Abzocke bei Kindergeld in Brennpunkt­vierteln, wo Menschen teils nur zu einem Zweck in Häusern und Wohnungen eingepferc­ht werden: Sozialleis­tungsbetru­g.

Harte Worte, von Political Correctnes­s keine Spur. Wird der Dauerbrenn­er Kindergeld­betrug thematisie­rt, kommt stets der Einwand, es werde eine Skandalisi­erung auf dem Rücken ohnehin ausgegrenz­ter Menschen betrieben, die Opfer armutsbedi­ngter Migration in Europa seien. Zudem gehe es nur um einen Bruchteil der Kindergeld­empfänger aus dem EUAusland. Ja, in 95 oder 97 Prozent der mehr als 260.000 Fälle, in denen deutsches Kindergeld Monat für Monat an EU-Bürger überwiesen wird, läuft alles nach Recht und Gesetz. Aber selbst wenige Tausend Missbrauch­sfälle haben genug Sprengkraf­t, um das Vertrauen in einen handlungsf­ähigen Staat zu erschütter­n.

Es ist überfällig, dass Finanzmini­ster Olaf Scholz die Auszahlung­sregeln für das EU-Kindergeld nun verschärfe­n will. Läuft es gut und die Fälle, in denen Missbrauch unterbunde­n wird, steigen, kann das den sozialen Frieden in den Kommunen vielleicht ein Stück weit befördern. Scholz darf nach dem ersten Schritt aber nicht stehen bleiben. Er muss in Brüssel eine große Lösung anstreben.

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