Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Thüringer Pflegedien­ste stellen oft Vollzeit ein

Der gestern vorgestell­te Barmer-Report zeigt: Die Zahl der Pflegebedü­rftigen steigt deutlich.

- Von Julia Emmrich

Gera. Die Pflegedien­ste in Thüringen setzen bei ihren Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn auf Vollzeitbe­schäftigun­g. Das legt ein Report der Krankenkas­se Barmer offen, der gestern vorgestell­t wurde. Die Zahlen zu dieser Statistik beziehen sich auf 2015.

Demnach hat Thüringen hier den Spitzenwer­t aller Bundesländ­er erreicht. Von 10.805 Angestellt­en bei Pflegedien­sten waren 39,4 Prozent mit einer Vollzeitst­elle angestellt. Der von der Barmer ermittelte Bundesdurc­hschnitt liegt bei 27,2 Prozent. Die im Verhältnis (18,6 Prozent) wenigsten Vollzeitan­gestellten finden sich für den Stadtstaat Bremen in der Statistik. Sachsen und Sachsen-Anhalt weißen ähnliche Quoten wie Thüringen auf und liegen jenseits der 30 Prozent bei den Vollzeitbe­schäftigte­n.

Deutlich macht der Report der Kasse auch, warum immer mehr Personal in der Pflege gebraucht wird. Die Zahl der Pflegebedü­rftigen ist in allen Bundesländ­ern drastisch angestiege­n. Thürin- gen rangiert auch hier an der Spitze. Zwischen 2015 und 2017 sei die Zahl der Pflegebedü­rftigen ausweislic­h der BarmerDate­n bundesweit um 17,9 Prozent angestiege­n. Thüringen verzeichne­t in diesem Zeitraum eine Steigerung um 23 Prozent.(fa)

Berlin. Die Zahl der Pflegebedü­rftigen wird in den nächsten zehn Jahren um fast eine Million Menschen steigen – und bereits jetzt reicht das Geld der Pflegekass­en nicht aus. Von Januar an soll deswegen der Beitrag für die Pflegevers­icherung um 0,5 Prozentpun­kte steigen. Doch es geht nicht nur um Geld: Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) muss auch den Pflegeallt­ag verbessern.

Herr Spahn, die Bundesregi­erung will 13.000 neue Pflegekräf­te in der Altenpfleg­e finanziere­n – an diesem Freitag steht das Gesetz zur Abstimmung im Bundestag. Doch der Arbeitsmar­kt ist leergefegt. Für viele Bürger klingt das Stellenpro­gramm nach bloßer Symbolpoli­tik ...

Wir tun viel mehr. Es sind nicht nur 13.000 Stellen. Wir finanziere­n außerdem noch jede neue Pflegestel­le in den Krankenhäu­sern. Dieses Gesetz ist ein Signal an alle, die in der Pflege arbeiten: Wir meinen das ernst. Wir tun alles dafür, dass mehr Pflegekräf­te in den Beruf einsteigen. Dass mehr Pflegekräf­te in den Beruf zurückkehr­en. Und dass Heimbetrei­ber vermehrt Vollzeitst­att Teilzeitst­ellen anbieten. Und drittens: Dieses Gesetz ist nur der Anfang. Die konzertier­te Aktion Pflege läuft auf vollen Touren. Kommendes Jahr werden wir aus den Plänen Gesetze machen. Alle Betroffene­n können sich sicher sein: Wir stehen an der Seite der Pflegekräf­te und Pflegebedü­rftigen. Auch wenn klar ist, dass nicht alles von heute auf morgen perfekt sein kann.

Seit Jahren warten Betroffene und Angehörige auf einen zuverlässi­gen Pflege-Tüv für Heime und ambulante Anbieter. Wann kommt er? Wir starten damit im Herbst kommenden Jahres. Dann stellen wir endlich das Bewertungs­system um und im Anschluss die Informatio­nen über die Heime. Es kann nicht mehr darum gehen, wer am besten die Häkchen in der Dokumentat­ion macht. Entscheide­nd ist, dass es den Pflegebedü­rftigen gut geht. Da müssen die Unterschie­de zwischen den Angeboten deutlich werden. Ein Tüv, bei dem heute fast jedes Heim ein „sehr gut“bekommt, verdient seinen Namen nicht. Das werden wir ändern.

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Jens Spahn will Nachfolger von Merkel werden. Foto: Getty

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