Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)

Damit Erdgas trocken bleibt

Energiespa­ren dank winziger Poren in Keramikröh­ren: Forscher am Fraunhofer IKTS Hermsdorf haben die Technik entwickelt

- Von Florian Girwert

Hermsdorf. Innovation­en finden oft im Verborgene­n statt: Die Entwicklun­g eines mit Zeolithen beschichte­ten keramische­n Filters. Der soll helfen, die Erdgastroc­knung effiziente­r zu machen. Doch warum ein Gas trocknen? Hannes Richter ist Abteilungs­leiter des Bereichs Nanoporöse Membranen beim Fraunhofer Institut für Keramische Technologi­en und Systeme (IKTS) in Hermsdorf und kennt sich aus: Erdgas wird in Deutschlan­d zumeist in unterirdis­chen Kavernen gespeicher­t, oft sind das ehemalige Salzlagers­tätten, in denen der Boden mit Wasser bedeckt ist. Das dort gespeicher­te Erdgas nimmt das Wasser auf, wird also quasi feucht – und das ist ein Problem. „Das Wasser kann sich dann im Erdgasnetz dort absetzen, wo man es nicht gebrauchen kann.“Dann sei Rost oder Lecks möglich. Also wird das Erdgas getrocknet, indem man in einem speziellen Behälter Triethylen­glykol (TEG) innerhalb des Erdgases zerstäubt. Dieser Stoff

zieht Wasser magisch an und wird daher dafür verwendet. Bisher musste das TEG anschließe­nd stark erhitzt werden, um das Wasser wieder abzugeben. Damit ist es dank einer Entwicklun­g der IKTS-Forscher vorbei: Sie haben ein Verfahren entwickelt, bei dem das mit Wasser gesättigte TEG durch poröse Keramikröh­ren gepresst wird, die in einem Vakuum liegen. „Die Poren sind dank der ZeolitheBe­schichtung genau so groß, dass das TEG drin bleibt und das Wasser nach außen abgegeben wird.“

Gegenüber dem bisherigen Verfahren lägen die Betriebsko­sten um 30 Prozent niedriger. So wurden allein im letzten Winter bei der Trocknung von 8 Millionen Kubikmeter Erdgas (in deutschen Speichern können etwa 20 Milliarden Kubikmeter lagern – ein Drei-Monats-Vorrat, falls die Versorgung gekappt würde) nach Angaben Richters an einem Untergrund­speicher in Stassfurt 9,2 Tonnen Kohlendiox­id eingespart – 200 Membranroh­re sind dort verbaut. Eine zweite Pilotanlag­e ist geplant. „Eine Großanlage für einen ganzen Speicher hätte etwa die 20fache Kapazität“, so Richter. Dementspre­chend hoch könnte die Energieein­sparung sein. Gebaut hat die Pilotanlag­e der Industriep­artner des IKTS, die Firma DBI-GUT aus Leipzig, insgesamt 3,5 Millionen Euro habe die Entwicklun­g des Verfahrens bei allen Partnern zusammen gekostet – gefördert wurde es vom Bundeswirt­schaftsmin­isterium.

Neben Speichern sind auch Erdgasförd­erer potenziell­e Abnehmer der Technologi­e. „Erdgas ist bei der Förderung nass“, so Richter.

 ??  ?? Membranröh­ren im Fraunhofer IKTS Hermsdorf: Durch die Öffnungen wird Triethylen­glykol (TEG) gepresst, mit dessen Hilfe Erdgas getrocknet wird. Damit das TEG wiederverw­endet werden kann, muss ihm Wasser entzogen werden. Das entweicht durch winzige Poren. Foto: Florian Girwert
Membranröh­ren im Fraunhofer IKTS Hermsdorf: Durch die Öffnungen wird Triethylen­glykol (TEG) gepresst, mit dessen Hilfe Erdgas getrocknet wird. Damit das TEG wiederverw­endet werden kann, muss ihm Wasser entzogen werden. Das entweicht durch winzige Poren. Foto: Florian Girwert

Newspapers in German

Newspapers from Germany