Ostthüringer Zeitung (Zeulenroda-Triebes)
Spaßhandelsreisender fröhnt dem Jazz
Offen und ehrlich – Von allem das Beste will Kabarettist Kalle Pohl im Lachgeschäft geben
Gera. Ihn kennen viele Zuschauer noch aus der RTL-Sendung „7 Tage, 7 Köpfe“. Im Fernsehen ist Kalle Pohl kaum noch zu sehen, dafür im Theater. Nun präsentiert er sein neues SoloProgramm „Offen und ehrlich – Von allem das Beste“. Der Musiker und Komiker tritt am 14. November um 20 Uhr im Lachgeschäft Gera, Steinweg 1, auf.
Die meisten Menschen sehnen in Ihrem Alter den Ruhestand herbei. Sie reisen aber noch durchs Land. Der Grund?
Senile Bettflucht (lacht). Nein. Ich bin mit Leib und Seele Spaßhandelsreisender. Man weiß ja, dass zahlreiche Männer nach vielen Berufsjahren plötzlich vor dem Nichts stehen, mit sich nichts anzufangen wissen.
Unleidlich werden und zusammenkrachen...
Ich denke da an Loriot und seinen wunderbaren Film „Pappa ante portas.“Der zeigt, wie giftig ein Mann im Ruhestand sein kann.
Das passiert Ihnen also nicht!
Ich prahle jetzt ein bisschen.
Durch den Theatererfolg habe ich neue Verträge bis 2020 und danach ist auch einiges geplant.
Da sind Sie fast 70.
Das Schöne an diesem Beruf ist, man kann sogar noch als Comedy-Rentner arbeiten. Mit großer Freude habe ich im Sommer „Charleys Tante“bei den Schlossfestspielen in Neersen gespielt, alles Open-Air-Aufführungen. Von Mitte Dezember bis Mitte Februar spiele ich das Stück im Contra-Kreis-Theater in Bonn. In der Komödie in Braunschweig laufen die Vorstellungen ab Ende April bis Anfang Juni nächsten Jahres. Momentan ist bei mir Theaterpause, weil ich mit meinem Solo-Programm unterwegs bin.
„Best of“hört sich immer nach Abschied an?
Bei mir nicht, ich werde damit bestimmt in den nächsten drei Jahren auf Reisen gehen. Es ist übrigens nicht nur ein Best of, aber einige Zuckerstücke aus dem letzten Programm sind drin.
Welche denn?
Es gibt ein Wiedersehen mit Hein Spack und der ständig jammernden Tante Mimi, der es gar nicht so schlecht geht. In meinem Programm mache ich Stand-up-Comedy, präsentiere Gedichte und gespielte Dialoge, und spiele witzige Lieder zum Akkordeon. Ich brauche diese
Vielfalt.
Was macht Ihr Programm einmalig?
Es ist bunt, abwechslungsreich und lustig.
Warum treten Sie nicht in Hallen auf?
Weil sie mir ein Gräuel sind. Bei der Massenabfertigung in ungemütlichen und unpersönlichen Hallen geht es nur noch ums Geld, eine angenehme Nähe zum Publikum ist unmöglich. Dieter Hildebrandt hat mal gesagt, Stadthalle und Kabarett geht nicht. Ich spiele gern in kleinen Häusern, da hat die Kleinkunst ihren Ursprung.
Wie stehen Sie heute zu den unsäglichen Comedy-Sendungen im Fernsehen?
Manche Comedians haben zwei, drei gute Witze und machen ein ganzes Abendprogramm daraus. Das ist öde. Es fehlt Erfahrung und nicht selten Talent. Mehr oder weniger fähige Leute vor die Kamera zu stellen, liegt an den TV-Verantwortlichen. Das ist der Zeitgeist: Quote bringen mit allem, was gerade trendy ist.
Was schauen Sie gern?
Ich bin leidenschaftlicher Filmfan, habe mir zu Hause ein kleines Kino eingerichtet. Ernst Lubitschs Film „Sein oder Nichtsein“habe ich bestimmt schon 50 Mal gesehen. Nur sehr selten zappe ich durchs TV-Programm, nur selten gibt es dort etwas Interessantes für mich.
Auf welche Sendungen könnte verzichtet werden?
Unbedingt auf „Deutschland sucht den Superstar“, „Die Geißens“, „Dschungelcamp“– Verdummung pur.
Keine Anfrage fürs Dschungelcamp bekommen?
Doch. Da habe ich zu dem Agenten gesagt. Ich gehe da rein, wenn ich 500.000 Euro bekomme und eine Maschinenpistole mitnehmen kann.
Zu welchen Komikern schauen Sie auf?
Stan Laurel und Oliver Hardy sind für mich die Größten und auch Louis de Funés. Sehr geschätzt habe ich Volker Pispers, ein großartiger politischer Kabarettist, der leider aufgehört hat.
Welcher Musik frönen Sie als ehemaliger Gitarrenlehrer?
Jeden Morgen zum Frühstück begleitet mich Jazz. Das tut meiner Seele gut, vor allem die großen Meister aus den 50- und 60er-Jahren.
■ Zu Gast am . November um Uhr im Lachgeschäft Gera